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Arnsberg-Hochsauerland![]() heimische Obstwiese im Herbst Der erste Most (aus BUND- Baden- Würtenberg)Vor einigen Jahren machten Archäologen bei Ausgrabungen in der Nähe der Pfahlbauten am Bodensee eine erstaunliche Entdeckung. Sie fanden Klumpen von Apfel und Birnenkernen, die nur eine Deutung zuließen: man hatte eine jungsteinzeitliche Mosterei entdeckt. Das Keltern von Obstsaft hat in Süddeutschland also eine jahrtausende alte Tradition.Hätten die Deutschen ohne ihr Obst überlebt ? Bis Kolumbus aus Amerika die Kartoffel mitbrachte, waren Äpfel und Birnen das ganze Jahr über wichtiges Grundnahrungsmittel. Obst diente als Vitaminquelle und war neben dem Honig der wichtigste Zuckerlieferant. Von Berlepsch und Renette Die Wildformen von Apfel und Birne ähnelten Walnüssen. Ihr herber Most war wohl eher seiner berauschenden Wirkung wegen beliebt als wegen seines Geschmacks. Unsere Vorfahren züchteten daraus hunderte von Obstsorten, die oft nur in einem Tal verbreitet waren: Berlepsch und Bohnapfel zum Beispiel, Schweizer Wasserbirne oder die Bayrische Weinbirne. Die Kunst des Kelterns und Konservierens wurde vervollkommnet, das Küferhandwerk entwickelte sich. Parallel dazu entstand im 17. und 18. Jahrhundert eine typische, prägende Landschaftsform: Die Streuobstwiesen. Streuobstbau - Kultur mit Zukunft ? Und heute? Etwa 90 % der Apfel- und Birnensäfte, die im Handel sind, stammen aus fabrikmäßiger Erzeugung, das Obst aus Reihenplantagen. Der Saft wird als Konzentrat oft über Hunderte von Kilometern transportiert, in riesigen Tanks gelagert und ist vielfach vorgefiltert. Aber nicht alles ist Massenware. Vor allem die Saftproduktion für den Eigenbedarf hat, Gott sei Dank, bis heute auch eine dörfliche Kultur des Mostens in kleinen Keltereien erhalten. Das ist mehr als Nostalgie: Viele Feinschmecker haben erkannt, daß der Saft vom Obst alter Baumsorten dem industriell erzeugten Saft geschmacklich weit überlegen und so nuancenreich wie Wein ist. Die Baumsorten in Streuobstwiesen sind meist zudem unempfindlicher und bringen bei entsprechender Pflege auch ohne Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger hohe Erträge. Im Zeitalter der Allergien sind rückstandsfreie Früchte und Säfte von unschätzbarem Wert. · Erhaltung regionaler Strukturen: Wir müssen Mostereien, Brennereien und Obstverkaufsstellen erhalten, damit wir weiterhin Obst verwerten können. · Förderung der Landwirte: Wer Streuobst erntet, soll einen guten Preis dafür bekommen. Der BUND vermittelt Verbraucher, die bereit sind, für gesundes Obst und gesunden Saft aus der Region etwas mehr zu bezahlen. Wer Bäume pflegt oder pflanzt, soll einen Zuschuß der Gemeinde erhalten. · Politischer Rahmen: Obstbauberatung und Fortbildung auf Kreisebene müssen erhalten bleiben. Das Landwirtschaftsamt soll die Vermarktung von Streuobst fördern. Kreise und Gemeinden sollen an ihren Straßen und Ortsverbindungen Hochstämme nachpflanzen. Baugebiete in Streuobstwiesen sind zu verbieten. · Verkaufsförderung: Streuobstkultur ist Heimat- und Gesundheitsschutz, Förderung des Fremdenverkehrs und der Naherholung. · Außerdem kann es Spaß machen, Bäume zu schneiden, Äpfel und Birnen zu ernten, zu keltern und Mostfeste zu feiern. Biotop des Jahres 1999: Die Obstwiese Die Obstwiese ist das Biotop des Jahres 1999. Obstwiesen sind schön, bedeutend für zahlreiche Tiere und Pflanzen, aber vielerorts auch bedroht. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, berichtet über das Biotop des Jahres. Deutschlands blühendes Band Zu jeder Jahreszeit schön: Die Blüten, Früchte und das Laub der hochstämmigen Bäumen unserer Streuobstwiesen. Viele Menschen - zunehmend auch junge - nutzen die Früchte der Schatzkammern vor unserer Haustür, die unsere Großväter pflanzten. Vom Bodensee über die Vorberge der Schwäbischen Alb und des Schwarzwalds, bis hinauf an den Mittelrhein, das hessische Bergland und das Oldenburger Land zieht sich das Band der Streuobstwiesen. Streuobst - woher kommt der Name ? Auf den Streuobstwiesen stehen Obstbäume mehrerer Arten und Sorten verstreut beieinander, dort zwei Goldparmänen und ein Jakob-Fischer-Apfel, daneben ein landschaftsprägender Baum der Bayerischen Weinbirne, dazwischen auch mal ein Kirsch- oder Walnußbaum oder ein Heckenstück. Obstwiesen sind für Natur und Menschen gleichermaßen wichtig: · Über 30 Vogelarten vom Wendehals über den Gartenrotschwanz bis zum Steinkauz geben sie Nahrung und Bruthöhlen. · Sie schützen unsere Dörfer vor Staub, Lärm und Wind und verbessern unser Klima. · Sie sind ein wichtiges Natur- und Kulturerbe unserer Heimat. · Sie liefern köstliche Früchte, gesunden Saft und erfrischenden Most. · Wir können uns dort erholen, unsere Kinder erleben Natur vor ihrer Haustür. Die Streuobstgürtel umrahmen unsere Dörfer und locken Spaziergänger an, aber auch Tiere und Pflanzen: vor allem Honigschlecker wie Bienen und Schmetterlinge, außerdem Vögel und Fledermäuse. Zwei Drittel zerstört Kaum ein Biotop hat unter dem Wachstum unserer Dörfer so gelitten wie die ortsnahen Streuobstwiesen. Der Biologe Dr. Jochen Hölzinger hat für Baden- Württemberg berechnet, daß zwischen 1934 und 1987 mindestens zwei Drittel der Streuobstgebiete zerstört wurden. Die Reste sind überaltert und pflegebedürftig. Eine Umfrage des BUND und des Naturschutzbund Deutschland (NABU) brachte an den Tag, daß über 380 Streuobstwiesen im Land bis zum Jahr 2000 der Baubagger droht. Seit 1990 fielen mindestens 33.000 hochstämmige Obstbäume oder sie werden bis zum Jahr 2000 fallen. Hinzu kommen Einzelbäume, die der Landwirtschaft und dem Straßenbau geopfert werden. Kein Wunder, denn von den 40 wertvollen Biotoptypen im Land sind nur die Streuobstwiesen ohne Schutz. |
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