Die Pläne der Bundesregierung, die Laufzeiten der Atomkraftwerke um bis zu 28 Jahre zu verlängern und damit den Atomkonsens von 2000 rückgängig zu machen, ließen den Protest der Bevölkerung bundesweit zu ungeahnter Intensität ansteigen. Die Anti-Atom-Bewegung ist momentan so stark wie seit den 70er Jahren nicht mehr. Unter der Fahne von .ausgestrahlt, mitten im Zusammenschluss vieler einzelner Organisationen, steht vor allem auch der BUND, der die wichtigsten Anti-Atom-Veranstaltungen in Planung und Ausführung unterstützt. So ließ es sich auch unsere Dresdner BUND-Ortsgruppe nicht nehmen und beteiligte sich am Widerstand gegen die wirtschaftspolitischen Schachzüge der Regierung, die die Zukunft unserer nachfolgenden Generationen aufs Spiel setzen und die Energiewende ausbremsen. Kleine und große Aktionen zur Mobilisierung der Dresdner Bevölkerung fanden in den letzten Monaten in Zusammenarbeit mit Attac Dresden und .ausgestrahlt statt. |
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So konnten wir zwei Busse zur großen Anti-Atom-Demonstration nach Berlin entsenden. Insgesamt 50.000 Menschen zeigten dort am 05. September letzten Jahres vor der Bundestagswahl, dass sie nicht bereit sind, die kurzsichtigen Pläne der Regierung zu akzeptieren. Danach ging es ohne große Pause daran, die Bewegung durch viele kleine Aktionen nicht zur Ruhe kommen zu lassen: Anti-Atom-Jogging während der Koalitionsverhandlungen zum Parteibüro der FDP, mehrere Flashmobs in der Dresdner Altstadt und eine Menschenkette am Albertplatz mündeten schließlich in die spektakulärste Aktion: die Teilnahme an der 120 km langen Menschenkette zwischen den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel am 24. April. Die Zusammenarbeit zwischen .ausgestrahlt, Attac Dresden, den Dresdner Bündnis90/Die Grünen und unserer BUND-Ortsgruppe machte sich bezahlt: Entgegen aller Erwartungen füllten sich drei Reisebusse mit Atomkraftgegnern aus Dresden und Leipzig. Früh um 5.30 Uhr brachen wir auf in den Norden Deutschlands nach Pinneberg, zu dem Streckenabschnitt, dem das Organisationsteam unsere Busse zugeordnet hatte. Nach 5 Stunden erreichten wir unser Ziel und wurden herzlich von den Anwohnern des Kleinstädtchens empfangen. „Die Region hier ist im Gegensatz zur Hamburger Gegend dünn besiedelt. Wir sind so froh, dass ihr uns unterstützen kommt!“, begrüßten uns die Anwohner, begleitet von selbstgebackenem Kuchen und frischem Kaffee - nach der langen Fahrt eine Wohltat. Auch das Wetter unterstützte unser Vorhaben: Sonnenschein, aber eben auch nicht zu viel Hitze. | |
Wir begannen uns über unseren Streckenabschnitt jeweils 500 m links und rechts des Treffpunktes zu verteilen. Allseits herrschte eine super Stimmung. Einer hatte seine Gitarre mitgebracht und sang uns Lieder aus alten Zeiten. Eine ’68erin erzählte uns, wie das damals war, 1983 bei der über 100 km langen Menschenkette gegen die Pershing-Raketen. Und lustigerweise kamen wir auch ins Gespräch mit einem sympathischen jungen Mann, der wie sich herausstellte unser nächster Nachbar war. Man muss eben erst 500 km zur Demonstration fahren, um sich kennenzulernen. Schnell wurde die Installation eines Dosentelefones zwischen unseren Balkonen vereinbart, um die neuesten Nachrichten der Anti-Atombewegung austauschen zu können. | |
Wir spannten bunte Bänder und Transparente, für den Fall dass unsere aufsummierte Armspannweite die Strecke nicht würde überspannen können. Die Anwohner fuhren mit dem Fahrrad hin und her und riefen uns lauthals zu: „ Weiter nach links!“ oder: „Noch 50 Meter in die andere Richtung!“. Viele kamen aus ihren Häusern und reihten sich ein. Leider trat der eine oder andere nur neugierig vor seine Haustüre, um dann kopfschüttelnd wieder wegzugehen. Wir bangten, ob wir unser Ziel, die Kette zu schließen, denn auch schaffen könnten. Wir fassten uns an den Händen und warteten. Gegen 15 Uhr war es dann endlich so weit: Pfiffe und Wellenbewegungen wanderten unseren Zusammenschluss entlang. „Die haben es durchgegeben, die Kette ist geschlossen! Wir haben es geschafft! 120 Kilometer!“, brüllten uns die Org-Radfahrer lachend entgegen. Loslassen wollten wir uns nicht so schnell, ich weiß nicht mehr, wie lange wir noch so standen. | |
Nach
und nach löste sich dann unser Verband aus Händen, die Leute
strömten wieder zu
ihren Bussen und brachen auf zur Abschlusskundgebung. Unsere fand in
Elmshorn statt.
Die Bühne war gut bestückt mit prominenten Rednern und
Musikern. Wir ließen uns
ein Bio-Bier schmecken, feierten und tanzten, um dann am Abend
entkräftet
wieder zurück nach Dresden aufzubrechen. |