Schätze am Straßenrand

Von Kay Haufe, Sächsische Zeitung vom 29.5.2006

Bäume. 210 verschiedene Arten und Sorten stehen an den Verkehrsadern der Stadt. Einige blühen derzeit in allen Farben.

Der Weißdorn zeigt sich von seiner himbeerroten Seite. In voller Blüte stehend, zieht er die Blicke der Spaziergänger und Radfahrer auf dem Weg unterhalb des Neustädter Rosengartens auf sich. Eine ganze Allee ist mit dem frostharten Baum neu angelegt worden, den Forderungen des Denkmalschutzes entsprechend. Denn von ihm waren bereits unsere Vorfahren angetan.
Weißdorn

Vorboten des Klimawandels

Rund 47500 Bäume in 210 Arten und Sorten wachsen heute an Dresdens Straßen. Damit gehört die sächsische Landeshauptstadt zu den grünsten Städten der Bundesrepublik. Einige der heimischen und fremdländischen Exemplare zeigte Matthias Bartusch der technische Leiter des Botanischen Gartens, am Sonnabend während einer Radtour. Der Bund für Umwelt und Naturschutz hatte eingeladen, die Schätze am Straßenrand etwas genauer anzusehen.

Stattlich und voller weißer Blüten präsentiert sich eine Robinie am Straßburger Platz. Doch ihr lieblicher Duft kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie eine gefährliche Schönheit ist. "Die Wärme liebende, anspruchslose Art ist ein Vorbote des KIimawandels und verdrängt mit ihren stickstoffanreichernden Wurzeln heimische Pflanzen", sagt Bartusch. Eher unscheinbar mutet dagegen der aus dem Iran und Pakistan stammende Schlafbaum an, der neben dem Hauseingang der Elsässer Straße 11 steht. Bei Dunkelheit und Regen faltet er in Mimosenart seine Blätter zusammen. Im Juli aber bringt er fedrige Blüten in schönstem Rosa hervor. Nur wenige Schritte entfernt steht auf dem Sachsenplatz, kurz vor der Einmündung auf die Albertbrücke, ein beeindruckender Koloss. Die 150 bis 200 Jahre alte, großfrüchtige Eiche hat Schleppäste ausgebildet, die nach unten hängen. Ein gutes Zeichen. Das tun Eichen nur, wenn sie frei und ungestört wachsen können. Robinie
Großer Garten
Auf der anderen Elbseite empfängt den Radler ein botanisches Kleinod. Der Rosengarten wurde vom Grünflächenamt nach der Flut dank vieler Spenden denkmalgerecht wieder hergerichtet. Rotbuchen beeindrucken mit ihrem dunklem Laub neben rot‑ und weißblühenden Roßkastanien und exotischem Palmblattahorn. Ein Star ist darin der amerikanische Tulpenbaum, der derzeit handtellergroße Blüten in Gelb‑OrangeGrün trägt. Er ist vom Grundwasserspiegel abhängig und findet nahe der Elbe ideale Bedingungen. amerikanischer Tulpenbaum
Mit ungewöhnlicher Wuchsform macht der Kugelahorn auf sich aufmerksam, der auf der Löwenstraße 3 steht. Spatzen wählen seine dichte Krone gern dutzendfach zum Brüten. Für die Straßenbepflanzung ist er allerdings nicht optimal, weil einfach zu breit. Kugelahron

Das kann man von den Traubeneichen nicht behaupten, die auf der Waldschlößchenstraße eine Allee bilden. 1895 gepflanzt, werden sie möglicherweise nur noch dieses Jahr zu sehen sein. Wird die Waldschlößchenbrücke gebaut, fallen die Bäume der Säge zum Opfer. "Das wäre ein Verlust für Dresden", sagt Bartusch. Immerhin hat eine dieser Eichen einen Wert von 30 000 Euro.

Die nächste Baum‑Tour beginnt am 9. September, 10 Uhr, am Botanischen Garten

Allee aus Traubeneichen