Radabstellanlagen - Ein Plus fürs Geschäft


Jeder Fahrradjünger, der an seinem Drahtesel hängt, weiß kompakte Fahrradabstellanlagen zu schätzen. Es sind keine "Felgenkiller", das Tretmobil steht hier sicher und gut. Doch leider gibt es davon noch zu wenige in der Stadt. Deshalb hatte der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) die Gewerbetreibenden und natürlich die radelnden Kunden zu einer Informationsveranstaltung am 9. Mai eingeladen unter dem Motto: "Radabstellanlagen: Ein Plus fürs Geschäft".

Vorteile, die der  Einkauf per Rad bietet sind sehr vielfältig:

  • der persönliche Beitrag zum Klimaschutz durch CO2 neutrale Mobilität,
  • der Beitrag zu Gesunderhaltung (s. auch ADFC/AOK-Aktion "Mit dem Rad zur Arbeit").
  • Verbesserung der Parkplatzsituation in der City für alle

Den Anfang der 3 Vorträge machte Merja Spott vom BUND Berlin. Sie stellte das "Einkaufen mit dem Fahrrad - Vorteile für Gewerbetreibende" vor.

Das bundesweite Projekt koordiniert durch den BUND Berlin, gefördert durch das BMVBS, will durch Öffentlichkeitsarbeit den Radeinkaufsverkehr fördern und die Bedingungen für Einkäufer verbessern.

Der Einkaufsverkehr macht laut INFAS mehr als ein Drittel aller Wege aus. Die Verkehrsmittelnutzung ist dabei sehr unterschiedlich in den deutschen Städten, Münster ist beim Radfahren Spitze mit 20%, Dortmund mit 1% Schlusslicht.

Statistiken belegen: Radfahrer geben pro Einkauf nicht so viel aus, kaufen aber öfter ein. Radelnde Kunden stärken die Einzelhandelstruktur in den Quartieren, beleben die Quartiere durch Differenzierung und erhöhen die Aufenthaltsqualität.

Der fahrradfreundliche Einzelhandel bietet:

  • Eingangsnahe Abstellmöglichkeiten, auch Überdacht
  • Luftpumpen
  • Anhängerverleih
  • Flick- und Werkzeug für kleine Reparaturen
  • Schließfächer
  • Lieferservice
  • Rabatte für Radfahrer

Mehr Infos u.a. über 30 Aktionsideen unter:
www.Einkaufen-mit-dem-Rad.de.

Karen Bierstedt gab einen Überblick der aktuellen Situation mit zunächst negativen Beispielen (Königsbrücker Str. Ecke Louisenstraße kleiner Einkaufspassage): Meist "Felgenkiller" ohne Anschlussmöglichkeit für den Rahmen + Laufrad, unsicherer Stand von beladenen Rädern, Fußgänger werden behindert.

Zu den guten Beipielen zählen verschiedene Supermärkte mit Radbügeln, z.B. am Nürnberger Ei und in der Alaunstraße Ungelöst scheint noch die gute praktische Lösung für den Platzbedarf für Radanhänger mit Kindern zu sein.

Ihre Wünsche an den Einzelhandel sind: vernünftige Abstellmöglichkeiten nahe den Eingängen, Schließfächer zum Zwischenlagern von Einkäufen, Kommunikation des fahrradfreundlichen Angebots, Lieferservice und Verleih von Anhängern und Taschen. Über Fahrradständer mit Werbemöglichkeiten informiert der ADFC unter www.adfc.de.

Der Fahrradbeauftragte Peter Tatzel von der Stadtverwaltung wies in seinem Vortrag u.a. auf das Projekt "1000 Fahrradbügel für Dresden“ hin. Er zeigte verschiedene Bedarfspläne aus Umfragen des ADFC und der SPD in der Stadt und die aktuellen Standortpläne der Stadt. Oft stehen den Radbügeln andere Planungsinteressen entgegen, wie z.B. Sichtbeziehungen oder der Denkmalschutz. In der Neustadt sind neben den vorhandenen ca. 70 noch einmal die gleiche Anzahl Fahrradbügel geplant, viele davon in der Louisenstr. und an Kreuzungspunkten anderer Straßen. Nach Kenntnissen aus dem Projekt URBIKE werden 13% aller Einkäufe in Dresden mit dem Rad gemacht.

In der Diskussion wurde festgestellt, dass es am aussichtsreichsten ist, als Gewerbetreibender bzw. als deren Vereinsvertretung mit einem Wunsch nach festen Radabstellanlagen an die Stadt heranzutreten. Diese kann in langwierigen Planungsprozessen den geeignetsten Standort bestimmen. Bei einem solchen formlosen Antrag kann auch bei Platzmangel auf dem Fußweg Parkraum für Autos in Fahrradparkplätze umgewidmet werden. Für Geschäftsinhaber der Königsbrücker Straße wäre jetzt der richtige Moment, auf die Pläne der Stadt noch Einfluss zu nehmen. Die Radparksituation ist vor dem Kino deutlich zu verbessern. Der Zusammenschluss der Einzelhändler in der Kesselsdorfer Straße jedenfalls wurden laut Herrn Tatzel schon aktiv in die Planung einbezogen.

Statt üblicher Bügel könnten bei Platzmangel auch eine Querstange am Haus wie am Radladen in Rothenburger Straße eine private Alternative sein. Wer mobile Radständer vor seinem Geschäft aufstellen will, wendet sich inkl. Stadtkarte mit Flurstücksgrenzen M 1:1000 und an das Straßen- und Tiefbauamt (Tel.: 4 88 17 57). Antragsformular: www.dresden.de/media/pdf/formulare/Antrag_Handel.pdf.
TIPP: Werbung am Radständer in Form von "Ständewappen" (z.B. Apothekerzeichen) kostet nichts. Für Werbung ist noch ein Sondernutzungsantrag notwendig.

In Berlin (und auch Hamburg) hat man erkannt, dass sich Straßenbäume und Radabstellen nicht ausschließen. Baumschutzbügel können auch als Fahrradständer dienen, s.: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/verkehr/radverkehr/fahrradparken/de/abstellanlagen.shtml
Gute Radbügel sind gleichzeitig Baumschutz vor ausdörrenden heißen Automotoren bzw. mechanischen Verletzungen und eine gute Radabstellmöglichkeit. Gefragt ist bei der Planung das Zusammenspiel aus Grünflächenamt und Verkehrsplanern.

Neben der Stadt kann auch jeder Kunde der wünscht, dass es bessere Radabstellanlagen vor seinem Lieblingsgeschäft gibt, etwas tun. Er wendet sich am besten direkt an die Geschäftsbetreiber und weist auf Materialien hin, wie die Broschüren zu Radabstellanlagen der Stadt ("Kunde Radfahrer", s. www.dresden.de/urbike), oder die Broschüren des BUND. Am erfolgsversprechendsten ist es für den Einzelhändler, sich mit Wunsch nach Fahrradbügeln direkt an die Stadt zu wenden und damit auf die Planung einzuwirken.

Zum Schluss noch vielen Dank an Wolfhard Pröhl vom Kino Casablanca und  das Stadtteilhaus der Dresdner Neustadt für die Unterstützung bei der Durchführung der Veranstaltung.

H. Gerwig