Badische Zeitung vom Freitag, 5. April 2002 Ärger um Krötentunnel BUND kritisiert falsch verlegte Amphibiendurchlässe / Kommunikationsprobleme Von unserem Mitarbeiter Rudolf Novotny HERBOLZHEIM. Die Durchlässe für Amphibien an der neuen Gemeindeverbindungsstrasse Herbolzheim-Ringsheim sind der Grund für heftige Diskussionen zwischen Naturschützern des BUND-Herbolzheim und dem Gemeindeverwaltungsverband, vertreten durch den derzeitigen Ver-bandsbaumeister Günther Böcherer. Obwohl die Gemeindeverbindungsstrasse dieser Tage asphaltiert wird, ist das letzte Wort über die Lage der Durchlässe noch nicht gesprochen. "So, wie sie jetzt liegen, sind sie total unsinnig", meint Peter Steiert, Ortsvorsitzender der BUND-Gruppe Herbolzheim. Die Rohre würden in keiner Weise die vorhandenen Biotopstrukturen miteinander vernetzen, sondern endeten stattdessen im Niemandsland. Begonnen hatte die Problematik im Mai 2001. Bei einer Ortsbegehung Steierts mit den zuständigen Behörden stellte der Vertreter des verantwortlichen Ingenieurbüros fest, dass ein von Westen nach Osten verlaufender Feldweg die Verbindungsstrasse nicht wie vorgeschrieben rechtwinklig, sondern in einem spitzen Winkel schneiden würde. Als Lösung wurde eine Einschwenkung beschlossen. Der geplante Durchlass wurde in der Folge verrückt und durchschnitt jetzt die Gemeindeverbindungsstrasse im Norden - eine für Steiert nicht sinnvolle Platzierung, weil sich ein Teil des Biotops im Süden befinde. "Als ich im August die Pläne bekam, bin ich sofort ins Rathaus gegangen und habe mit Herrn Böcherer eine neue Lösung gefunden", so Steiert. Man habe sich auf drei Untertunnelungen geeinigt, eine davon südlich des Feldweges. Mit dieser Lösung sei er dann "auch glücklich gewesen", sagte Steiert. Umso größer das Erstaunen, als er bei einem Besuch Anfang März feststellen musste, dass die Baufirma noch Pläne mit der alten Lage der Röhren besaß. Offensichtlich ein Kommunikationsproblem, denn der von Steiert als Verantwortlicher genannte Mitarbeiter der Stadt Herbolzheim, Günther Böcherer, weist darauf hin, dass das Gespräch zwischen ihm und Peter Steiert zwar stattgefunden habe, er aber zu diesem Zeitpunkt gar keine Handhabe gehabt habe, da er erst seit Anfang des Jahres und "das auch nur als Krankheitsvertretung" Verbandsbaumeister sei. Ein Kommunikationsproblem dann auch das nächste Missverständnis. "Ich habe bei meinem Besuch auf der Baustelle dann mit dem Verantwortlichen der Firma Misera über das Problem mit der falsch eingezeichnten Röhre gesprochen", so Naturschützer Steiert, "und dieser hat mir dann versprochen, dass er den Bauträger darauf ansprechen werde." Trotzdem, so Steiert, habe er dann aber feststellen müssen, dass die Rohre kurz vor Ostern doch noch verlegt worden seien - und zwar falsch. Um überhaupt noch irgendetwas zu retten, habe er am Mittwoch vor Ostern den Bürgermeister der Stadt Herbolzheim, Ernst Schilling, um ein Gespräch mit Böcherer gebeten. Die Antwort in Briefform sei ihm aber erst am Dienstag nach den Osterfeiertagen zugestellt worden. Aufgrund von terminlichen Problemen war es an diesem Tag nicht mehr möglich, gemeinsam mit Günther Böcherer eine Besichtigung vorzunehmen, was dieser auch bestätigt. Er habe sich das Ganze am Dienstag Abend angeschaut, so der stellvertretende Verbandbaumeister, und sei daraufhin am Mittwochmorgen um kurz vor sieben noch einmal da gewesen "um zu retten, was noch zu retten war." Zu spät, die Bauarbeiten waren schon zu weit voran geschritten, als dass sich das für den Mittwochnachmittag angesetzte Asphaltieren der Strasse hätte verschieben lassen. Und jetzt? Böcherer seufzt: "Es sieht wohl so aus, als ob wir das Rohr wieder rausschneiden müssten." Dem stimmt auch Peter Steiert zu. Bedauerlich sei das alles, aber eben leider nicht mehr zu ändern. Trotzdem sei diese Maßnahme immer noch besser, als der Zustand, der auf dem Teilstück der Strasse zwischen Kenzingen und Herbolzheim herrsche. Dort wanderten die Kröten in Ermangelung entsprechender Vorrichtungen nämlich über die geteerte Strasse, was für einen großen Teil der Amphibien den sicheren Tod bedeutet.