Steinbruch Ehrleshalden

Landkreis: Emmendingen
Gemeinde: Stadt Herbolzheim
Gemarkung: Herbolzheim
Naturraum: Lahr-Emmendinger Vorberge
Geschützt seit 1990
Größe: 6,2 ha
Top.Karte: 7712 Ettenheim

Der Steinbruch Ehrleshalden erschließt den recht selten in dieser Größe und Mächtigkeit aufgeschlossenen Hauptrogenstein des Dogger Delta. Der Steinbruch kann als geologisch-petrographisch hochinteressantes "geologisches Fenster" bezeichnet werden. Für die Wissenschaft ist dies gerade deshalb von Wichtigkeit, weil die Juragesteine der Vorbergzone des Oberrheingrabens sich in fazieller Hinsicht oft erheblich von denen anderer Gebiete, z.B. der Schwäbischen Alb, unterscheiden.

Neben der geologischen Bedeutung ist der Naturschutzwert des Gebietes vor allem in einer großen Struktur- und Biotopvielfalt begründet. So finden sich neben den bis zu 30 m hohen Felswänden, die teilweise stark angewittert sind und entsprechend eine Vielzahl von Löchern, Spalten und Nischen aufweisen, auch Löß-Steilwände, Felsblock-Schutthalden und Lößlehm-Hänge mit Quellwasseraustritt. Die Steilwände dienen verschiedenen Felsbrütern als Nistplatz, so einem Turmfalkenpaar uind (zeitweilig) einer Dohlenkolonie. Besonnte Lößsteilwände fallen durch zahlreiche kleine Löcher auf, die eine dichte Besiedlung mit lößbewohnenden Wildbienen und Wespen anzeigen. Auch Erdflechten-Gesellschaften besiedeln diesen rohen Löß. Die besonnten Schutthalden und Böschungen sind Lebensraum der wärmeliehenden Schlingnatter und der Zauneidechse.

Verschiedene heute in der intensiv genutzten Weinberglandschaft der Umgebung verschwundene Pflanzenarten haben hier noch ein Refugium. Oberhalb der Steinbruchkante finden sich Reste von Halbtrockenrasen, die infolge aufgegebener Nutzung teilweise versaumt sind. Bezeichnende Arten sind hier Berg-Haarstrang (Peucedanum oreoselinum), Weiden-Alant (Inula salicina), Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria), Dost (Origanum vulgare), Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa), Gewöhnlicher Wundklee (Anthyllis vulneraria) und Helm-Knabenkraut (Orchis militaris). Auf den schon vor längerer Zeit abgebauten Terrassen des Steinbruchs hat sich inzwischen dichtes Buschwerk (teilweise schon Vorwald) eingestellt, das zahlreichen heckenbrütenden Vögeln Unterschlupf bietet. Insgesamt handelt es sich also um ein Gebiet von hoher biologischer Diversität, eine Art "Insel" in der intensiv landwirtschaftlich genutzten Umgebung.

F. Kretzschmar

Quelle: "Die Naturschutzgebiete im Regierungsbezirk Freiburg", Jan Thorbecke Verlag 1998, ISBN 3-7995-5171-9