Stellungnahme der BUNDgruppe für Umwelt und Naturschutz Bahlingen zum

Antrag auf Bau eines Golfplatzes zwischen Teningen und Bahlingen

ausgearbeitet von Volker Adler.

2000-03-30


Votum für die Erhaltung der Gewanne Berschig und Dreispitz und damit gegen den Bau eines Golfplatzes

In einer ersten Stellungnahme zum geplanten Bau eines Golfplatzes möchte die BUND-Gruppe für Umwelt und Naturschutz Bahlingen das für den Golfplatz beantragte Gebiet der Gewanne Berschig und Dreispitz in seiner regionalen Bedeutung als schützenswerte Natur- und Kulturlandschaft beschreiben. Es sollen Gründe aufgezeigt werden, die für die Erhaltung im jetzigen Zustand und damit aus Sicht des Naturschutzes gegen den Bau eines Golfplatzes sprechen.

Gebietsbeschreibung und historische Entwicklung:

Bei den Gewannen Berschig und Dreispitz handelt es sich um eine naturbelassene Wiesenlandschaft. Durch flãchendeckende Biotopstruktur im Zusammenwirken unterschiedlichster Landschaftselemente wie Fließgewässer, Bewässerungsgräben, Wiesengräben, Grünland, Randstreifen, Feldgehölze und dem angrenzenden Wald (bereits Naturschutzgebiet) ist diese Landschaft als Ganzheit zu betrachten und als landesweit bedeutsames Gebiet für den Naturschutz zu bewerten.

Es liegt im Regionalen Grünzug und im Grundwasserschonbereich und ist im Zusammenhang mit der Kaiserstuhl- Schwarzwaldverengung bei Riegel (Riegeler Pforte) für Überschwemmungen vorrangig vorgesehen. Durch diese Situation und dadurch, dass in der Vergangenheit sich an der Bewirtschaftung nur wenig verändert hat, findet man ein Mosaik verschiedener Wiesengesellschaflen. Hervorzuheben sind dabei insbesondere Bereiche mit Feuchtwiesen. Zudem ist bemerkenswert, dass die Wiesen dadurch, dass sie von den Bahlinger Landwirten nur extensiv genutzt worden sind, vielfach nährstoffarm sind und sich deshalb sowohl in ihrer Struktur als auch der Artenzusammensetzung von überdüngten Wiesen der weiteren Umgebung abheben.

Durch die hohe Strukturvielfalt des Gebiets, die durch Fließgewässer mit Galeriewäldern, Hecken, Feucht- und Magerwiesen sowie die staudenreichen Gräben geprägt wird, stellt das Gebiet einen Lebensraum für viele Tierarten dar, die teilweise in ihrem Bestand gefährdet sind.

Hierzu gehören unter anderem die Arten folgender Tiergruppen: Amphibien, Libellen, Tagfalter und Vögel (teilweise auf der Roten Liste der gefährdeten Arten). Als Einzelbeispiele seien genannt:

Gelbbauchunke, Kreuzkröte, Molche, Ringelnatter, Große Königslibelle, Gebänderte Prachtlibelle, Blaugrüne Prachtlibelle, Kurzschwänziger Bläuling, Blauäugige Waldportier, Brachvogel, Braunkehlchen, Schwarzkehlchen, Wiedehopf, Steinkauz, Raubwürger, Neuntöter, Dorngrasmücke, Eisvogel, Feldlerche, Grauammer, Kiebitz, Rebhuhn, Wachtel, Wasseramsel, Roter Milan, Schwarzer Milan, Kornweihe, Rohrweihe, Wanderfalke, Baumfalke u.v.m.

lm Jahr 1990 wurde für Bahlingen ein Biotopvernetzungskonzept erarbeitet, in dem die Erhaltung und Weiterentwicklung gerade der Gewanne Berschig und Dreispitz intensiv behandelt wurden. Der bisherige politischer Wille hat die Vorschläge aus dem Biotopvernetzungskonzept durch mehrere Maßnahmen bis zuletzt unterstützt. Es wurden im Rahmen der Erhaltung und Weiterentwicklung der Biotopvernetzung einige Maßnahmen zum Teil mit öffentlichen Mitteln durchgeführt. So wurde ein Teich mit Flachwasserzonen ausgestattet, im letzten Jahr wurde das Glotterwehr repariert, um eine vorgeschlagene Wiederbewässerung des Großen Dreispitz vorzubereiten.

Der Bau eines Golfplatzes mit entsprechendem Betrieb und die vorzufindende Naturschutzsituation ist aus Sicht der BUNDgruppe nicht in Einklang zu bringen. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass der heutige Qualitätsstand der Entwickhmg in diesem Gebiet historisch entstanden ist, weil Bahlinger Landwirte fast keine Flächen zur Verpachtung an Auswärtige freigegeben haben und die Flächen traditionell und in der Regel extensiv bewirtschaftet haben.

Andere Anbauformen, wie zum Beispiel Gemüsebau, aber auch Ackerbau oder intensive Grünlandwirtschaft mit hohen Düngergaben kamen so nicht zum Zuge. Im Dreispitz ist durch politischen Entschluss das Ausbringen von Mineraldünger untersagt. Die Schützenswürdigkeit dieses Gebietes ist nach wie vor, allein durch Mitteilung der Fachbehörde zur Aufnahme in die FFH-Meldeliste gegeben, die FFH-Fähigkeit bleibt erhalten.

Die in der Presse vorgebrachten Argumente der Golfplatzbetreiber, im Gebiet blieben "die Biotope erhalten", sind damit keineswegs stichhaltig, da als "Biotope" nicht nur die Ufergehölze entlang von Glotter oder einzelne Hecken gewertet werden können, sondern gerade auch die zusammenhängenden Wiesenflächen. Insbesondere würde mit dem Golfplatz in jedem Fall das Wirkungsgefüge zwischen Wiesen, Hecken,. Galeriewäldem, Gräben und Glotter sowie Enderlinskanal zerstört.

Auch dem Hinweis, auf Golfplätzen würde wesent1ich (bis zu 90 %) weniger gedüngt, a1s auf Ackerland, ist zumindest im Falle des Gebiets in Bahlingen in jedem Fall zu widersprechen. Gerade wegen der geringen, teilweise überhaupt nicht vorgenommenen Düngung auf einzelnen Flächen konnten sich hier noch magere Wiesenbestände ha1ten. Es ist davon auszugehen, dass auf dem Gelände künftig mehr Dünger ausgebracht wird als bisher, in jedem Fall nicht weniger.

Wir weisen im übrigen darauf hin, dass von Seiten der Unteren Naturschutzbehörde in der Vergangenheit mehrfach geprüft wurde, inwieweit der Modellfliegerplatz am Enderlinskanal wegen des Großen Brachvogels aus dem Gebiet zu verlegen sei bzw. der Flugbetrieb zumindest während der Brutzeit des Großen Brachvogels eingeschränkt wird. Wir gehen davon aus, dass bei der Ausweisung des Golfplatzes das Brutgebiet dieser gefährdeten Vogelart gänzlich erlöschen wird. Die Messlatte, die an einen kleinen Modellfliegerclub angelegt wird, sollte auch für einen Golfclub gelten.

In weiten Bereichen zeichnet sich Bahlingen a1s große Strommasten-Landschaft aus, hingegen herscht "Frieden und Ruhe" im Berschig und Dreispitz, diese Ungestörtheit gilt es zu erhalten. Anderweitig werden mit hohen Investitionen mit öffentlichen Mitteln Naturräume und Ausgleichsmaßnahmen durchgeführt, die diesem Gebiet gleich kommen.

Die BUNDgruppe für Umwelt und Naturschutz Bahlingen wird sich entschieden dafür einsetzen, dass dieses Gebiet im bisherigen Sinn beibehalten und weiterentwickelt wird. Sie lehnt daher eine Veränderung dieser Kulturlandschaft durch den baulichen Eingriff (Erdbewegungen, Entwässerung, Gebäude) und den Betrieb zum Schutze der Natur ab.

Die BUNDgruppe möchte im April, Anfang Mai vorraussichtlich zwei Vogelstimmenwanderungen anbieten um Interessierten die Gewanne Berschig und Dreispitz mit ihrer Artenvielfalt vorzustellen.