Badische Zeitung vom 4. August 2001 Einsatz für vielfältige Landschaft Die BundGruppe Herbolzheim betreut knapp 20 Grundstücke / Detaillierte Pflegekonzepte Von unserer Mitarbeiterin Mirjam Stöckel HERBOLZHEIM. „Landschaftspflege heißt nicht, dass man nichts macht,“ sagt Bertram Jenisch, der stellvertretende Vorsitzende der Bund-Gruppe Herbolzheim. Im Gegenteil – Landschaftspflege ist eher schweißtreibende Arbeit: Wiesen mähen, Trockenmauern freilegen oder Bäume und Büsche stutzen. Solche Eingriffe in die Natur geschehen nicht willkürlich: Gemeinsam mit Biologen des Landschaftserhaltungsverbands oder der Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege (BNL) entwickeln die Herbolzheimer Bund-Mitglieder langfristige Konzepte, in denen Pflegeziele für die Flächen festgelegt werden. Die Bund-Gruppe Herbolzheim kümmert sich um knapp 20 Grundstücke; für gut die Hälfte der Flächen in privatem oder kommunalem Besitz hat sie Pflegeverträge abgeschlossen. Schon seit der Gründung der Gruppe im Jahr 1980 engagieren sich Bund-Mitglieder in der Landschaftspflege. Bei der Frage, was auf einem Grundstück entstehen soll, steht für Jenisch eines im Vordergrund: „Wir wollen die Vielgestaltigkeit unserer Landschaft erhalten und fördern.“ Das übergeordnete Ziel dabei sei, die Umwelt nachhaltig zu schützen und Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu erhalten oder zu schaffen. Wie die Landschaftspflege konkret aussieht, hängt vom jeweiligen Pflegeziel ab: Im Landschaftsschutzgebiet rund um den Steinbruch Ehrleshalden zum Beispiel soll eine vorhandene Wiese als Lebensraum für Pflanzen und Tiere erhalten werden. Deshalb müssen die Bund-Mitglieder einmal jährlich mit dem Balkenmäher ans Werk – ansonsten würde die Wiese von Büschen und später Bäumen überwuchert. Das Naturschutzgebiet im Steinbruch selbst bietet auf engem Raum Lebensraum für viele seltene Tiere und Pflanzen: Um beispielsweise die Kalksteinwände als Nistplätze für Höhlenbrüter zu sichern, müssen die Naturschützer alle drei bis vier Jahre Büsche und Bäume stutzen. Praktisches Arbeiten ist nicht alles, was die Bund-Mitglieder für die Landschaftspflege tun: „Wir sind das schlechte Gewissen der Stadt“, sagt Bertram Jenisch augenzwinkernd. Er meint damit: Wenn nötig und möglich, mischen sich die Naturschützer auch auf politischer Ebene ein – zum Beispiel im Herbolzheimer Bürgerausschuss „Umwelt, Landschaft und Natur“. Immer mit dem Ziel, die Vielgestaltigkeit der Landschaft zu erhalten und Eingriffe zu minimieren und auszugleichen. Und mit dem Dialog im Ausschuss ist Jenisch zufrieden: „Wir sind konsensfähig.“ Gewinn machen kann die Bund-Gruppe mit der Landschaftspflege nicht: Dafür, dass die Mitglieder die Ziele der Pflegeverträge verwirklichen, bekommt die Gruppe von der BNL lediglich eine kleine Aufwandsentschädigung – bisher rund 2000 Mark jährlich. Im vergangenen Jahr unterstützte die Stadt Herbolzheim die Naturschützer zusätzlich mit 700 Mark. Dass die Bund-Gruppe mit dieser Summe auskommt, liegt daran, dass die Landschaftspflege nur geringe feste Kosten verursacht – und daran, dass die freiwilligen Helfer ehrenamtlich mit anpacken.