02. Februar 2011, von: Ilona Hüge Kritik an geplantem Gewerbegebiet Mehr als 50 Bürger bringen in Wagenstadt ihre Bedenken gegen die geplante Ausweisung einer Fläche von 1,1 Hektar zum Ausdruck. HERBOLZHEIM-WAGENSTADT. Wagenstadts Pläne für ein kleines Gewerbegebiet sorgen für großes Interesse in der Bevölkerung. Mehr als 50 Bürger, darunter auch Mitglieder des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) und des Naturschutzbundes (NABU), drängten sich am Montagabend zur frühzeitigen Beteiligung bei der 14. Änderung des Flächennutzungsplans in der Ortsverwaltung. Die Ausweisung eines Gewerbegebiets im "Steinacker" stößt bei vielen Bürgern der Stadt offenbar auf erhebliche Bedenken. Bürgermeister Ernst Schilling stellte den Sachverhalt kurz vor. In Broggingen soll auf 1,6 Hektar Gewerbefläche verzichtet werden, in Wagenstadt dafür 1,1 Hektar Fläche im Steinacker - noch auf Herbolzheimer Gemarkung - zu Gewerbegebiet werden. Mit der Änderung des Flächennutzungsplans wollen Ortschafts- und Gemeinderat drei Handwerksbetrieben die Chance zur Entwicklung einräumen. Sie sind derzeit mit ihren Betrieben im Ortskern. "Das ist eine relativ kleine Sache", sagte Schilling. Die Bürger sahen es anders: An erster Stelle stand ihr Einwand gegen den Flächenverbrauch. Wenn Gewerbe erweitern möchte, dann sei dafür im großen Gewerbegebiet im Westen der Stadt genug Platz. Auch der Tausch zwischen Gewerbeflächen in Broggingen und Wagenstadt war für die Bürger kein Argument: "Man kann auch mal Gewerbefläche zurücknehmen". Die Entwicklung am Ortsrand von Wagenstadt und in unmittelbarer Nähe des Bleichbachs wird vor allem von den Bewohnern des Stadtgebiets abgelehnt, insbesondere von den Anwohnern zu beiden Seiten der Schwimmbadstraße. "Der Verkehr an der Sonnhalde sei schon jetzt "unerträglich". Dass nun auch noch Lastwagenverkehr in Richtung Wagenstadt dazu kommen soll, lehnen die Bürger entschieden ab. Zu den Gegnern der Gewerbefläche zählt auch der ehemalige Herbolzheimer Stadtbaumeister Maximilian Bauch, heute bei der Stadt Ettenheim tätig, und unmittelbarer Anlieger. Ihn stört die Nähe von allgemeinem Wohngebiet zum künftigen Gewerbegebiet. Einen "Bärendienst" habe die Stadt mit der Änderung allen Bürgern erwiesen: Die Bahn könne nun Einwände der Bürger aus dem gesamten Bleichtal "abgewichten", sagte Bauch. Der Standort ist für viele Bürger auch aus Gründen des Naturschutzes denkbar schlecht gewählt. Es sei ein Naherholungsgebiet, stellten viele Anwesende fest. Weitere Themen waren eine befürchtete Überflutung des Geländes bei Hochwasser und der Schutz von entstandenen Biotopen mit Tierarten der Roten Liste. Die Stimmung bei der Anhörung war mehrheitlich für ein Überdenken: Gefordert wurde eine Rücknahme der Änderung im Flächennutzungsplan. Ortsvorsteher und Ortschaftsräte in Wagenstadt setzen dagegen auf das Gewerbegebiet. Sie wollen ihren Betrieben die Chance auf Entwicklung erhalten und damit zum Leben im Ortsteil beitragen. Wagenstadt ist der einzige Ortsteil ohne Gewerbefläche: "Wir kämpfen seit 20 Jahren für ein Gewerbegebiet", sagte Ortsvorsteher Thomas Hofstetter bei der Anhörung.