03. Februar 2011, Leserbrief von: Rüdiger Weis, Tutschfelden GEWERBEGEBIET / "Legen Sie Ihren König aufs Spielbrett" Zu unserem Bericht "Kritik an geplantem Gewerbegebiet" (BZ vom 2. Februar) erreichte uns diese Zuschrift: In Broggingen soll auf ein Gewerbegebiet verzichtet werden, in Wagenstadt dafür ein neues ausgewiesen werden. Aus Sicht des Bürgermeisters und einiger Stadträte ein vermeintlich brillanter Schachzug. Gleich eingangs seiner Begrüßung drückte Bürgermeister Schilling seine Nervosität über den großen Andrang aus: Wenn Sie glauben, dass es hier um ein Industriegebiet geht, sind Sie am falschen Ort. Diese Aussage war mehr als eine Brüskierung der mündigen Bürger, wie man uns im Politikerjargon nennt, wenn’s um ureigenste Interessen dieser Politiker geht. Der Platz eines Leserbriefes reicht nicht aus, um Hunderte von Appellen mit Begründungen und Lösungen zum Flächensparen aufzuzeigen. Die Zielgruppen dieser Appelle sind zu nahezu 100 Prozent Bürgermeister und Gemeindevertreter. Die Appelle kommen aus Umweltverbänden und aus allen politischen Behörden oberhalb dieser Zielgruppe. Wie man am ungebrochenen Drang nach schneller, höher, weiter und vor allem größer allerorten sehen kann, verhallen die Appelle. Adalbert Jäger, Maximilian Bauch und weitere Besucher haben neben anderen g esetzlichen Bedenken zu diesem nicht nachvollziehbaren Gemeinderatsbeschluss die Belange des Naturschutzes, Hochwasserschutzes und der zu erwartenden Lärmbelastung vieler Anlieger präzise formuliert und vorgetragen. Auch ich habe meine Bedenken vorgetragen. Sowohl meine als auch Herrn Bauchs schriftliche Einwendungen wurden dem Bürgermeister überreicht. Aus meiner Sicht kommen zwei Fakten hinzu: 1. Im kommunalen Flächenmanagementprojekt komreg sagt Herr Schilling wörtlich: "Komreg hat in unserer Stadt Herbolzheim den Gemeinderat und die Bürgerinnen und Bürger für Bestandsentwicklungen sensibilisiert. Interessante Innenentwicklungsprojekte werden bei uns jetzt umgesetzt." Auch die riesigen vorhandenen Gewerbe- und Industrieflächen gehören zur Bestandsentwicklung. 2. Unter anderem wirbt Herr Schilling ganzseitig, meist auf der ersten Seite unseres Gemeindeblattes, um unsere Präsenz beim Protest gegen die Bahnerweiterung durch Herbolzheim. Hier ist Herr Schilling mit seinem Wohnsitz persönlich betroffen. Und bei unserem Protest um weitere Zersiedlung mit zunehmender Lärmbelastung meint er, wir wären am falschen Ort. Whoow. Um beim Schachspiel zu bleiben: Betroffene Damen und Herren Gemeinderäte, Herr Bürgermeister Schilling, hören Sie auf, Natur- und Lärmschutz als Bauernopfer einzusetzen. Zeigen Sie Größe und legen Sie bei diesem Schachspiel Ihren König aufs Spielbrett. Wir werden es honorieren und Sie als unseren Bürger-Meister und unsere Stadträte (m/w) bei weitsichtigen und positiv nachhaltigen Entscheidungen voll unterstützen!