06. September 2011, Leserbrief in der BZ GEWERBEGEBIET "Polarisierung in der Bevölkerung" Zu unserem Bericht "Gewerbegebiet: Räte halten an den Plänen fest" (BZ vom 3. September) erreichte uns diese Zuschrift: Auf die Argumente für ein neues Gewerbegebiet auf der Gemarkung Herbolzheim am Ortsrand von Wagenstadt näher einzugehen, ist müßig. Sie lassen in eklatanter Weise die Verantwortung von Kommunalpolitikern zum Thema Landschaftsverbrauch und positive (!) Nachhaltigkeit vermissen. In bisher genau zehn Leserbriefen in der Badischen Zeitung und in zwei Ortschaftsratssitzungen in Wagenstadt wurde das von mündigen Mitbürgern sachkundig dargelegt. Was in diesem Fall erschreckend ist, ist die bewusste oder auch unbewusste Inkaufnahme einer Polarisierung in Herbolzheims Bevölkerung. Viele Einwohner aus Herbolzheim, einschließlich der Teilorte, haben für dieses Vorgehen der Stadtverwaltung ungläubiges Kopfschütteln übrig. Manche scheuen den offenen Konflikt, um zum Beispiel verwandtschaftliche oder freundschaftliche Beziehungen zu den Initiatoren des Gewerbegebietes nicht zu zerstören. Neben allen anderen Gesichtspunkten, die gegen eine Ausweisung eines neuen Gewerbegebietes auf der grünen Wiese sprechen, ist auch dies ein Aspekt, den ein verantwortungsbewusster Bürgermeister und weitsichtige Gemeinderate berücksichtigen sollten. Als Bürger, der die Infrastruktur nutzt, aber auch an deren Kosten beteiligt ist, muss ich nochmals darauf hinweisen, dass die bestehenden Gewerbeflächenreserven Herbolzheims nicht unerhebliche Erschließungskosten gebunden haben. Ein zusätzliches Gewerbegebiet mit allen dokumentierten Nachteilen und weiteren Erschließungs- und langfristigen Instandhaltungskosten ohne den geringsten Mehrwert für die Bevölkerung ist gegen jedwede Vernunft. REFINA, ein Projekt des Bundesministeriums für Forschung und Entwicklung (BMBF) behandelt die Entwicklung und Erprobung innovativer Konzepte für die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme. Bei einer Veranstaltung dieses Projektes referierte im vergangenen Jahr unser Bürgermeister Schilling im Schloss Mannheim. Ich zitiere aus der letzten Folie seines Vortrages: "Effizientes Flächenmanagement ist für die Stadt Herbolzheim ein Erfolgskonzept. . . . Gemeinderat und Verwaltung haben sich zum Ziel gesetzt, der Innenentwicklung oberste Priorität einzuräumen. Die Außenentwicklung wird sich in den kommenden Jahren nur nach dem unabdingbaren Bedarf richten." Herr Bürgermeister, Gemeinderäte und Gemeinderätinnen, lassen Sie Ihren Worten Taten folgen: Ein über 30 Hektar preiswert erschlossenes Baugebiet in attraktiver und werbewirksamer Lage zwischen Autobahn und Rheintalstrecke (O-Ton BM Schilling) wartet auf Investoren, auch aus den Ortsteilen. Rüdiger Weis, Tutschfelden