Die Drusel in der Presse



Die Drusel wird sichtbar

Von Jana Tashina Wörrle

Kassel. Tiere und Pflanzen verlieren ihren Lebensraum, wenn Flüsse und Bäche begradigt werden, es steigt die Hochwassergefahr. Auch die Drusel, die quer durch Kassel fließt, wurde begradigt. Dagegen wehrt sich nun der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Kassel gemeinsam mit mehreren Kasseler Schulen und der Waldjugend mit dem Projekt "Am blauen Band der Drusel". Unter dem Motto "Die unsichtbare Stadt - sichtbar machen" war das Projekt Teil des Rahmenprogrammes der documenta 12.

Mit dem Projekt soll der ursprüngliche Verlauf der Drusel erkundet und die durch menschlichen Eingriff erzeugten Veränderungen wie Kanalisierung und Begradigung im Stadtgebiet mit ihren ökologischen Folgen aufgezeigt werden. Mit Aktionstagen und Wanderungen entlang der Drusel von ihrer Quelle bis zu ihrer Mündung in die Fulda waren die Projektteilnehmer bisher im Einsatz. Für ihre Aktionen bekamen sie einen Ehrenpreis für besonderes Engagement und Kreativität von den Stadtwerken.

Jetzt trafen sich der BUND Kassel und Schüler der Freien Waldorfschule, um den Verlauf der Drusel, die im Bereich der Karlsaue kleine Fulda heißt, symbolisch mit insgesamt 200 Fähnchen und ein paar Schildern so abzustecken, wie er vor der Begradigung wohl ausgesehen hat und durch eine Renaturierung wieder aussehen soll.

BUND und Waldorfschule lassen die Drusel frei fließen

 

 

 
 

Symbolische Renaturierung: Nathan Kohlhepp (von links), Jacob Siebert und Joana DeAndrade planten gemeinsam mit ihren Mitschülern von der Freien Waldorfschule und Mitarbeitern des BUND den neuen Verlauf der kleinen Fulda. 

Foto: Wörrle

 

"Wir haben unseren Heimatkundeunterricht heute mit einer Wanderung verknüpft", berichtet Stefan Warnek, Lehrer an der Freien Waldorfschule. Mit seinen Schülern hat er eine Wandergruppe gegründet, die jeden Freitagnachmittag gemeinsam unterwegs ist. "Heute wollen wir mit den Fähnchen verdeutlichen, wie die Drusel beziehungsweise hier die kleine Fulda aussehen könnte", sagt Stefan Bitsch vom BUND. "Der Bach soll wieder frei fließen, und hier in der Aue kann dies mit realistischen Maßnahmen erreicht werden."

Mit der Fähnchen-Aktion wird die praktische Seite des Projektes erst einmal abgeschlossen. "Nun müssen wir über die konkreten Maßnahmen mit der Stadt verhandeln, erst dann geht es wieder in die Praxis", sagt Bitsch.

Stefan Warnek war mit etwa 20 Schülern der fünften Klasse bei der symbolischen Renaturierung dabei und will auch weiterhin mit seinen Schülern helfen, die Drusel zu befreien. "Wir haben auch das Fach Gartenbau im Lehrplan, da können wir auch mal mit Schaufeln und Eimern kommen und bei der aktiven Verlegung des Baches helfen", sagt er.

Das Ergebnis des gesamten Projekts "Am blauen Band der Drusel" zeigt eine Ausstellung bei den Städtischen Werken im Königstor, die dort montags bis mittwochs zwischen 9.00 und 15.30 Uhr, donnerstags von 9.00 bis 17.00 und freitags von 9.00 bis 13 Uhr zu sehen ist.

Quelle: Artikel vom 24.09.2007 aus http://www.hna.de

Das blaue Band der Drusel

Von Thomas Siemon

kassel. Von der Quelle bis zur Mündung legt die Drusel gut zehn Kilometer zurück. Doch zu sehen ist sie nur auf der Hälfte der Strecke. Kein anderer Wasserlauf in Kassel wurde so gnadenlos überbaut und kanalisiert. Gestern holten acht Schulen, die an der Drusel liegen, zusammen mit der Waldjugend den Bach symbolisch wieder ans Tageslicht. Mit einem 100 Meter langem blauen Band gingen sie die gesamte Strecke vom Roten Stollen im Habichtswald bis zur Drahtbrücke ab.

das blaue band

"Ich habe vorher gar nicht gewusst, dass unsere Schule auf der Drusel steht", sagt Esther Gehrke (15), die in die Klasse 9 der Heinrich-Schütz-Schule geht. 100 Meter von der Schule entfernt verschwindet die Drusel in Höhe des Bundessozialgerichts in einem vergitterten Schacht und taucht erst unterhalb des Weinbergs in der Südstadt wieder auf. Hier verliert sie ihren Namen und fließt als Kleine Fulda weiter.

"Früher war hier alles offen."

Kathrin Pfennig, Schülerin der Heinrich-Schütz-Schule

Die Idee für diese Aktion kommt aus dem documenta-Beirat und gehört zu dem Projekt "Die unsichtbare Stadt sichtbar machen". Ein Ergebnis ist eine Ausstellung im Kundenzentrum der Städtischen Werke am Königstor. Rund 300 Schüler und Kindergartenkinder haben daran mitgearbeitet. Anhand einer aufklappbaren Karte kann man hier auch den Verlauf der Drusel nachvollziehen.

In der Realität ist das schwieriger. "Früher war hier alles offen", sagt Kathrin Pfennig (15). Aus dem Schulunterricht weiß sie, dass die Drusel vor 80 Jahren von der Bildfläche verschwand. Als das Generalkommando und die Heinrich-Schütz-Schule gebaut wurden, nahm auf den Bachlauf niemand Rücksicht.

Heute ist die Drusel in weiten Teilen ein unsichtbarer Bach. Doch es gibt auch positive Nachrichten. Pünktlich zur Aktion mit dem blauen Band hat das Land Hessen 63 000 Euro für die Renaturierung eines Abschnitts des Bachlaufs bewilligt.

Vom Durchlass der ICE-Trasse bis zum vergitterten Schacht an der Heerstraße soll das Gewässerbett wieder freigelegt werden. Weniger Kanal, mehr Natur, unter diesem Motto soll die Drusel wieder genügend Platz bekommen, um bei Hochwasser einen Rückhalt bilden zu können.

Quelle: Artikel vom 04.07.2007 aus http://www.hna.de

Die unsichtbare Drusel

kassel. Das bloße Leben, so lautet das Leitmotiv der documenta 12. Das bloße Leben, dazu gehören auch Abwasserkanäle, verrohrte Bäche und die Kabelschächte der documenta-Stadt.

Rund 300 Kinder und Jugendliche aus rund einem Dutzend Kasseler Schulen, aus Jugendeinrichtungen und Kindergärten erkundeten mit Unterstützung des Kasseler Entwässerungsbetriebs, der Städtischen Werke, der Waldjugend und des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Rande der documenta-Vorbereitungen den Untergrund Kassels: Die unsichtbare Stadt sichtbar machen. So lautet der Titel der Ausstellung, die der documenta-Beirat mit den Städtischen Werken in deren Zahlungszentrum am Königstor nun eröffnete.

ausstellung

Die Schüler filmten, fotografierten, erkundeten und bauten Kasseler Bäche im Modell nach. Ein Schwerpunkt war die Drusel, die gleich mehrere Schülergruppen verschiedener Kasseler Schulen mit Unterstützung von zwei Umweltverbänden unter die Lupe nahmen. Der in weiten Teilen verrohrte Bach ist ein Stück unsichtbares Kassel. Ausstellungsbesucher können seinen unterirdischen Weg durch Kassel anhand einer aufklappbaren Karte verfolgen. Auch das ist eine Arbeit von Schülern. Schüler der Comenius-Schule nahmen sich den Geilebach vor und dessen Weg vom Trinkwasser zum Abwasser.

Christian Kopetzki, Mitglied des documenta--Beirats und bis vor zwei Jahren Professor für Stadtplanung an der Universität Kassel, sieht die Ausstellung als Vorbild für weitere ähnliche Projekte. Ihre Vorbereitung habe den Schülern neue Formen des Lernens vermittelt. Das seien Chancen, die die Schulen aufgreifen sollten, meinte Kopetzki. Während der documenta hätten Kassels Gäste die Möglichkeit, mit einem Gang durch die Ausstellung die Stadt in ungewöhnlichen Facetten kennen zu lernen.

Für die Kinder hat sich die Teilnahme an dem Projekt gelohnt: Städtische-Werke-Vorstandschef Andreas Helbig beschenkte sie mit Freikarten für die documenta. (pdi)

Ausstellung Unsichtbare Stadt, Zahlungszentrum der Städtischen Werke, Königstor 3-13, geöffnet montags bis mittwochs 9 bis 15.30 Uhr, donnerstags 9 bis 17 Uhr, freitags 9 bis 13 Uhr.

Quelle: Artikel vom 13.06.2007 aus http://www.hna.de