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Projekt Atomenergie 12.04.2005 |
Im Kreis Herzogtum Lauenburg liegt das Atomkraftwerk
Krümmel. Stellungnahmen des BUND zu Ereignissen zum AKW und zur Atompolitik des Landes finden sich je nach
aktuellem Anlass in der Presse. Atomenergie als
Klimaschutzmaßnahme? Immer wieder wird behauptet, dass die
Nutzung der Atomenergie zum notwendigen Klimaschutz beitragen würde, da sie
kein Kohlendioxid (CO2)emittiert. Dies ist jedoch nur auf
den ersten Blick richtig. Berücksichtigt man, dass zum Betrieb eines
Atomkraftwerks (AKW) auch dessen Bau und Abriss sowie Uranerz-Minen, Urananreicherungsanlagen,
Atommülltransporte uvm. gehören, wird schnell klar,
dass auch Atomenergie nicht CO2-frei zu haben ist. Beispielsweise
hat
natürliches Uranerz nur einen sehr geringen Urananteil. In Wismut, wo bis zur
deutschen Wiedervereinigung Uran abgebaut wurde, wurden zuletzt Erze
mit einem Urangehalt zwischen 0,05 und 0,2 Prozent abgebaut. Zudem bringt die
Uranerzförderung noch eigene Probleme mit sich: Die strahlenden
Hinterlassenschaften der Wismut AG legen beredtes Zeugnis davon ab. Nicht nur
die Bergarbeiter waren mit hohen Strahlenlasten, radioaktivem Gesteinsstaub
sowie dem radioaktiven Edelgas Radon konfrontiert, sondern auch die Bevölkerung
musste und muss den relativ hohen Anteil an strahlendem Abraum, die Belastung
des Grundwassers sowie die Abluft aus den Bergwerksschächten gezwungenermaßen
in Kauf nehmen. Das vom Öko-Institut entwickelte Computer-Programm GEMIS hat
gezeigt, dass die CO2-Emissionen von AKW etwa 25-50 Gramm pro
Kilowattstunde betragen. Vergleicht man diese CO2-Bilanz mit den
Alternativen Stromeinsparung, regenerative Energien und rationelle
Energienutzung mit Kraft-Wärme-Kopplung, so zieht die Atomkraft eindeutig den
Kürzeren. Auch die
Behauptung, dass durch Atomkraftwerke alleine in Deutschland jährlich rund
150 Millionen t CO2 vermieden werden würden, lässt sich nur mit
dem Konstrukt aufrecht erhalten, wenn man alternativ die ineffizienteste und
klimaunverträglichste Form der Energieerzeugung durch Verstromung von Kohle
in Kohlekraftwerken ansetzen würde. Dennoch halten die Atomkraftbefürworter
die nachweislich falsche Behauptung des Klimaschutzes durch Atomkraft
aufrecht. So behauptete de Palacio in ihrem
Grünbuch zur EU-Energiepolitik im November 2000, dass mit Hilfe der Atomenergie
in der Europäischen Union bis 2010 der Ausstoß von 312 Millionen Tonnen CO2 vermieden
werden können – vgl. Grünbuch der Europäische Kommission: Hin zu einer
europäischen Strategie für Energieversorgungssicherheit. Luxemburg
2001, 35. Dabei muss
berücksichtigt werden: Mit jeder Vervielfachung des AKW-Bestandes würde in gleichem
Maße die Wahrscheinlichkeit von Atomunfällen und das Gefährdungspotential
terroristischer Anschläge auf Atomanlagen steigen sowie das Entsorgungsproblem
mit hochradioaktivem Atommüll potenziert. Denn sie wollen die begründete
Sorge der Bevölkerung vor der drohenden Klimakatastrophe nutzen, um in der
Bevölkerung mehr Akzeptanz für die atomare Technologie zu schaffen. Die
vorhandenen Gefahren der Atomenergie und die ungelöste Entsorgungsfrage für
den anfallenden Atommüll werden dabei verschwiegen und gegen die
Angst der Bevölkerung vor der Klimaveränderung
ausgespielt. Die Nutzung
der Atomenergie ist nicht nur lebensbedrohend, sondern wäre auch die teuerste
Art von Klimaschutz. Der Neubau von Atomkraftwerken wäre eine wesentlich
teurere Klimaschutzvariante als das Energiesparen oder moderne
Gaskraftwerke. 1988 wiesen beispielsweise Umweltforscher vom Rocky Mountains
Institute in Colorado erstmals darauf hin, dass nach ihren Berechnungen für
dasselbe Geld mindestens zweieinhalbmal mehr
Kohlendioxid durch Energiesparen vermieden werden kann, wie durch den Bau
neuer Atomkraftwerke. Auch das ÖkoInstitut kam
1996 in seiner Studie zu dem Schluss, dass der Klimaschutz mit
Atomkraftwerken drei- bis viermal so teuer ist, wie mit einem „Mix von
Alternativen - von Stromeinsparen und Kraft-Wärme-Kopplung bis zu Biomasse
und Wind“. Auszug aus „Strahlen
für den Klimaschutz?“ (BUND-Hintergrundpapier). Autoren: Walter Jungbauer, Daniel
Mittler; Internet: www.bund.net. Stand: 08.
August 2002 |
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