Kreisgruppe
|
||||
|
|
|||
Projekt Knicks Auf
den Stock gesetzter Knick mit Überhältern Desolater Knick Knickwall ohne Knick Bücher: Herrmann Benjes Herwig Brandt Ausleibar bei 12.06.2006 |
Für
Spaziergänger und Reisende sind sie ein ästhetischer Anblick, für die Landwirte
ein Hindernis bei der Feldbearbeitung, ganz objektiv betrachtet sind sie ein
Hort vielfältigen pflanzlichen und tierischen Lebens: Die Knicks. Knicks
(auch Hecken) stehen in Schleswig-Holstein unter besonderem Schutz. In §15b
des Landesnaturschutzgesetzes von 1993 ist festgelegt, dass Knicks nicht
beseitigt, Knickwälle nicht beschädigt werden dürfen. Damit der
Buschcharakter erhalten bleibt, müssen die Sträucher im Alter zwischen 10 und
15 Jahren geschnitten werden. Im anderen Fall würde der Knick „durchschießen“
und sich zur Baumreihe wandeln. Überhälter (Bäume im Abstand von ca. 50 m)
sollen stehen gelassen werden – leider nur eine Soll-, keine Muss-Bestimmung.
Die im Landesnaturschutz nicht geregelten Vorgaben zum seitlichen Beschnitt
wurden in dem später folgenden „Knickerlass“ präzisiert. Trotz der
Schutzbestimmungen steht es schlecht um die Knicks. Ursprünglich
gab es auf fast allen landwirtschaftlichen Flächen der Geest und des
Hügellandes in Schleswig-Holstein Knicks. Doch bereits im Rahmen der
Flurbereinigungsverfahren Mitte der 50er bis Ende der 70er Jahre wurden
Knicks in einer Länge von mehreren Tausend Kilometern in Ackerland
umgewandelt. Und obwohl sie seit vielen Jahren unter besonderem Schutz
stehen, hat sich die Substanz des verbliebenen Knicknetzes seitdem als Folge
moderner Landbewirtschaftung und bestehender EU-Gesetze, des Straßenbaus und
der Straßenunterhaltung sowie fehlender oder unsachgemäßer Pflege stark
verschlechtert. Wälle werden an- oder weggepflügt, der Buschbestand ist
vielerorts verstümmelt. Knicks
wurden in Schleswig-Holstein vor über 200 Jahren auf herrschaftliche Anweisung
angelegt. Knicks begrenzten die Flurstücke, sicherten die Ackerflächen vor
Viehverbiss, hielten die Feuchtigkeit im Ackerboden, schützten vor Wind und
Erosion. Zudem lieferten sie Holz für verschiedenste Zwecke sowie Kräuter,
Blätter, Blüten und Früchte. Teilaspekte früherer Nutzungen und Funktionen
haben sich bis in die Gegenwart erhalten. Der Wert der Knicks liegt heute in
besonderem Maße in ihrer herausragenden ökologischen Bedeutung: Sie sind
Lebensraum für viele Tiere, Pflanzen und Pilze und sind Vernetzungselemente
zu weiteren, entfernt liegenden Biotopen. Und – sie sind ein ästhetischer
Anblick für alle, die sich in der Landschaft aufhalten. Die Knickproblematik ist vielschichtig.
Häufig wird den Landwirten der Schwarze Peter beim Knickschutz zugeschoben.
Doch sind es vorwiegend politische Ursachen, weshalb Knicks die ihnen zugedachte
Funktion nicht erfüllen dürfen. Knicks werden von der EU dem Ackerland
zugerechnet. Da für Ackerland Abgaben fällig sind, würden die Landwirten
doppelt bestraft, wenn sie den Knickrand nicht bewirtschafteten. Zum einen
hätten sie Ernteausfälle zu beklagen, zum anderen müssten sie dafür noch
zusätzlich bezahlen. Die Kreisgruppe des BUND und einige Ortsgruppen setzen
sich seit einiger Zeit vehement für den Knickschutz ein. Leider werden die
vielen Verstöße von den Behörden selten verfolgt. Als Grund werden
Überarbeitung und die Unsicherheit bei einer Klage angegeben. Dem BUND fehlt
für diese Verstöße und die Nichtverfolgung bei eindeutiger Gesetzeslage das
Verständnis. Immerhin gibt es im Knickschutz auch Erfolge zu verzeichnen. In
einigen Gemeinden wie z. B. Kollow, wird der Knickschutz auch bei den
Landwirten anerkannt. Vermehrt lassen die Landwirte beim Knicken Überhälter
stehen. Das beim
„Knicken“ anfallende Holz wird in der Regel auf dem Feld verbrannt. Dies ist
nach Ansicht des BUND nicht nur eine umweltschädliche, sonder auch eine ressourcenvergeudende
Aktion. Beim Verbrennen werden klimaschädliche Gase erzeugt und die
Feldfläche für die Ernte zerstört, mit dem Holz wird ein wertvoller Rohstoff
sinnlos vernichtet. Der BUND setzt für die Errichtung von Heizkraftwerken zum
Verbrennen von Knickholz ein. Dabei würde der Landwirt seinen wertvollen
Rohstoff verkaufen. Aus diesem Grund hätte er in Zukunft Interesse an der
Pflege der Knicks mit dem Ziel eines hohen Ertrags. Die Kraftwerke für Wärme-
und Stromerzeugung besitzen einen Wirkungsgrad von ca. 90 Prozent und leisten
damit einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz.
Luftbild von der
heutigen Knicklandschaft im |
|||