kurz
und BUNDig
Umwelt-Notizen
aus dem Kreisgebiet
Nr. 1/2006 März 2006
Liebe Mitglieder und Freunde des BUND!
Die Umweltbewegung im Kreis hat seit drei Jahren
einen schweren Stand. Nicht nur, dass ihr sofort nach der neuen
Zusammensetzung des Kreistages die Fördergelder gestrichen wurden, ihre
Mitglieder wurden im Zusammenhang mit der Ausweisung von Natura 2000-Flächen
als Spitzel und Lügner beschimpft und der Errichtung einer Ökokratie
verdächtigt. Konsequent war dann auch die weitere Ausgrenzung von
Umweltinitiativen in der Kreispolitik. Unter maßgeblicher Mitwirkung der Kreisgruppe
des BUND sind jetzt Aktivitäten ins Leben gerufen worden, die den Umweltverbänden
über ihren eigenen Wirkungskreis hinaus neue Gestaltungsmöglichkeiten geben. Gemeint
ist das vor einem Jahr gegründete Forum für Kultur und Umwelt. Ein erster
Bericht dazu findet sich in diesem Rundbrief. Endlich Frühling und schöne
Ostern wünscht Ihre Kreisgruppe.
Aktuelle Themen
BUND erreicht
Minimalschutz im Biotopverbund
zwischen Ratzeburger See und Mussahl
Bereits seit Jahren pflegt und
schützt die Kreisgruppe des BUND die Amphibienlebensräume südlich des
Seniorenwohnsitzes Ratzeburg (SWR) und beiderseits der Landesstraße L202.
Besonders wertvoll sind der westliche Mussahl und die angrenzenden
Steilhänge, weil hier noch die besonders geschützte Knoblauchkröte lebt. Ihr
Lebensraum erstreckt sich im Westen vom Hangwald am Ratzeburger Küchensee bis
weit hinter den Mussahl östlich der L202. Im Jahr 2005 hat die Straßenmeisterei
geringe Verbesserungen an der L202 zum Schutz der Frösche und Kröten
durchgeführt.
Durch den Bebauungsplan B 18 (neu)
in Ratzeburg sind die Schutzmaßnahmen gefährdet. Große Flächen werden durch
Straßen, Häuser und Hausgärten „verbraucht“ und somit für Amphibien
entwertet. Die Stadt Ratzeburg hat ihre eigene Vorgabe im Landschaftsplan,
eine Biotopverbundachse nördlich des Schaalseekanals frei zu lassen, völlig
unberücksichtigt gelassen, obwohl der BUND bereits in einer
frühzeitigen Stellungnahme vom Oktober 2001 u. a. auch darauf hingewiesen
hatte.
Die Ratzeburger Stadtvertretung
hat den B 18 (neu) am 28.11.2005 trotzdem fast unverändert beschlossen. Die
hauptsächliche Ursache für den nach Meinung des BUND rechtswidrigen
B-Plan ist die Tatsache, dass sie dem Investor SWR sämtliche planerischen
Freiheiten in die Hand gegeben hatte, einschließlich der Auswahl aller Planer.
Damit hatte die Stadt kaum noch Einfluss, um die gesetzliche „Planungshoheit
der Gemeinde“ zu erwirken. Ergebnis: der Investor optimiert seine Gewinne
durch übermäßige Bebauung zu Lasten von Natur- und Artenschutz.
Im Herbst richtete die Baufirma
ihr Baustellenlager mitten in die Hauptwanderachse der Amphibien und begann
mit dem Straßenbau. Wir reagierten sofort mit einer schriftlichen Eingabe an
den Bürgermeister der Stadt Ratzeburg und listeten ihm die wesentlichen Mängelpunkte
der fehlerhaften Bauleitplanung auf. Daraufhin veranlasste die Stadt einen
Ortstermin, bei dem der SWR, die UNB und die Planer vertreten waren. Wir
erläuterten unsere Forderungen, und der SWR sagte konkrete Maßnahmen für den
Amphibienschutz zu. In einem Protokoll mit erläuterndem Übersichtsplan haben
wir festgehalten, wo Schutzzäune, Stopprinnen in Überfahrten und Entschneidungsmaßnahmen
in der L202 erforderlich und vom SWR zu erbringen sind. Wir beteiligen uns
weiterhin und werden alles uns Mögliche daran setzen, dass der Biotopverbund
zwischen Küchenseee und Salemer Moor erhalten bleibt – wenn es sein muss,
auch mit rechtlichen Mitteln.
Bernhard Hub
Knick in der Linse – der BUND ist dabei
Nachdem die Kreispolitik im
letzten Jahr an die Stiftung Herzogtum Lauenburg die Summe von 200.000
Euro zur treuhänderischen Unterstützung aller Kulturschaffenden übergeben
hatte, dabei die anderen Kulturanbieter aber unberücksichtigt ließ, haben
sich diese zusammengeschlossen und die Kooperation Forum für Kultur und
Umwelt gegründet. Mehrere Umweltverbände, besonders auch der BUND,
sind aktiv daran beteiligt.
Das Forum
ist keine untätige Gruppierung. Schon im September dieses Jahres ist ein
Großereignis geplant. Unter dem Motto „Knick in der Linse“ soll das Thema
Knick kulturell, satirisch und umweltbetont in das Bewusstsein der
Öffentlichkeit gerückt werden. Das Forum hat seit Ende Januar einen Antrag
auf Zuschuss für Informationen und Werbung bei der Stiftung gestellt. Der BUND
gestaltet die Veranstaltungsreihe maßgeblich mit. Ausführliche Einzelheiten
werden in der nächsten Ausgabe von kurz und BUNDig folgen.
Aus den
Ortsgruppen
Bericht der Ortsgruppe Börnsen
Anfang März besuchten Mitglieder der Ortsgruppe
den Gas- und Wärmedienst Börnsen. Die aus Hein Gas (heute E.on, hält 40
Prozent der Gesellschafteranteile) und Gemeindeanteilen (60 Prozent)
hervorgegangene Gesellschaft verfolgt ein bahnbrechendes Konzept: Fernwärmeversorgung
bei gleichzeitiger Stromerzeugung. Möglich wird dies durch den Betrieb von
drei Blockheizkraftwerken (BHKW). Börnsen hatte vor vier Jahren ein Urteil
vor dem Bundesgerichtshof erstritten (kurz und BUNDig
berichtete mehrmals), das die Verpflichtung der Anlieger zur Nutzung von
Fernwärme in Neubaugebieten ermöglicht. Bahnbrechend ist des Konzept deshalb,
weil nicht nur für die Nutzer der Fernwärme die eigene Apparatur im Haus
entfällt und die Versorgung daher viel preisgünstiger gegenüber eigenen Wärmeanlagen
ist, sondern weil die derzeit nahezu von jedem Haushalt verschenkte Bewegungsenergie
für die Stromerzeugung genutzt wird. Würden alle Haushalte in Deutschland dies
Konzept verfolgen, hätten wir riesige Mengen zusätzlichen Stroms mit konstanter
Leistung, für dessen Erzeugung keine zusätzlichen Kosten anfallen und mit dem
wir mit Sicherheit alle Atomkraftwerke ablösen könnten. Die BHKWs werden
derzeit mit Erdgas betrieben. Eine spätere Umstellung auf Biogas ist möglich.
Nach unserer Ansicht sollten dazu schon jetzt Vorbereitungen getroffen werden.
Biogasanlagen sind derzeit bereits an mehreren Orten in Deutschland in
Betrieb. Wichtig ist für uns, dass nicht wie beim Biogaswerk in Lanken Tierfutter
vergast wird (Maissilage), sondern zumeist Gülle, Klärschlamm und häusliche Bioabfälle.
Aktivitäten
Bilder von der Ehrenamtsmesse am
11. Februar in Mölln
In eigener Sache
Ab dem 10. April werden wieder Werber der Firma Wesser für
den BUND-Landesverband im Kreis tätig sein. Es sollen weitere Fördermitglieder
geworben werden, um die finanziellen Möglichkeiten für die Arbeit des BUND
zu verbessern. Im letzten Jahr sind durch die Werbung ca. 400 Förderer neu dazu
gekommen.
Termine
Einladung zur Kreismitgliederversammlung
2006
Vorprogramm:
BUND-Energieberatung:
Nach einer Kurzeinführung in die Problematik effizienter privater
Wärmenutzung bieten wir unseren Mitgliedern und Gästen eine Bewertung und
Beratung zum Energieverbrauch ihrer Häuser an. Die Gäste sollen dazu zwei
Basisdaten bereithalten: 1. Energieverbrauch pro Jahr (Gas, Heizöl, Elektrizität),
2. Quadratmeterzahl der beheizten Wohnfläche. Zwei Energieberater werden
konkrete Hinweise und Grundlagen vermitteln, mit deren Umsetzung zukünftige
Energiekosten dauerhaft gesenkt werden können.
Tagesordnung formaler
Teil ab ca. 20.30 Uhr:
Der formale Teil unserer Jahreshauptversammlung umfasst den
Bericht der Kassenprüfer und des Vorstandes sowie die Entlastung der
Kassenwartin und des Vorstands. Im Anschluss werden die Neuwahl eines neuen
Kassenprüfers und des 12-köpfigen Vorstands notwendig. Fast alle Vorstandsmitglieder
stellen sich der Wiederwahl. Dennoch würden wir uns über die Mitarbeit weiterer
Mitglieder im Vorstand freuen.
Termin: Donnerstag,
27. April, ab 19 Uhr
Ort: Siemers
Gasthof (an der Kirche), Breitenfelde
· Einladung zur Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe Börnsen. Vor dem
formalen Teil diskutieren wir über das Thema: Sind unsere Knicks noch zu
retten?
Termin: Donnerstag,
30. März, 20.00 Uhr
Treffpunkt: Börnsen, Bürgerhaus am Hamfelderedder
· Einladung zu einer Besichtigung der Gebietsentwicklung im Naturschutzgebiet
Dalbekschlucht mit Vogelstimmenbestimmung durch die Ortsgruppe Börnsen.
Termin: Samstag,
8. April, 14.00 Uhr
Treffpunkt: Börnsen, Ecke Frachtweg/Buchenberg
Wanderungen mit
Barbara Denker
· Sonntag,
2. April, Kirchsee bei Zarrentin
Treffpunkt: 10 Uhr, Parkplatz
an der Kirche in Zarrentin
· Sonntag,
7. Mai, Delvenau-Tal
Treffpunkt: 10 Uhr, Kanalbrücke bei Dalldorf
· Sonntag,
5. Juni, Koberger Moor
Treffpunkt: 10 Uhr, Parkplatz am Koberger Moor zwischen Sirksfelde und Koberg
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