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AKW - Katastrophenschutz: Das Beispiel Fessenheim.

24.01.2018

AKW Katastrophenschutz: Notfallschutz? Risikoplan? & AKW / KKW: Das katastrophale Beispiel - Atomkraftwerk Fessenheim
Knapp eine Million Menschen in kurzer Zeit evakuieren... Wie soll das gehen?


Einschub vom 24.1.2018


Fessenheim, Leibstadt, Beznau: Aus Kataströphchenschutz wird (viel zu langsam) Katastrophenschutz


Das Regierungspräsidium hat laut Medienberichten die Gemeinden im Radius von 20 Kilometern um die drei grenznahen AKW in Zonen und Sektoren eingeteilt, die im Ernstfall innerhalb einer bestimmten Frist zu evakuieren wären. Wie das genau ablaufen soll, will das Referat für Katastrophenschutz allerdings erst im Laufe des Jahres 2018 erarbeiten. Für Gemeinden am Rande der 20 Kilometer Zone sind "Ausbuchtungen" vorgesehen. Die Kommunen auf dem Grenzgebiet werden der höheren Sicherheitsstufe zugeschlagen. Das gilt auch für die betroffenen Freiburger Stadtteile.

Seit über drei Jahrzehnten drängen der BUND und die trinationale Umweltbewegung am Ober- und Hochrhein, dass aus dem bisherigen, betreiberfreundlichen Kataströphchenschutz endlich Katastrophenschutz wird. Während das Unglück bei der Loveparade 2010 in Duisburg recht schnell in behördliche Planungen bei Großveranstaltungen einfloss und deren Planung und Sicherheitsvorkehrungen enorm veränderte, hatte die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl am 26. April 1986 fast keinen Einfluss auf den Katastrophenschutz in Deutschland. Der Philosoph Günter Anders hat dieses Versagen und den jahrzehntelangen Umgang mit der so genannten "friedlichen Nutzung der Kernenergie" sehr treffend mit dem Begriff der "Apokalypseblindheit" beschrieben.

BUND und Umweltbewegung drängen auf einen realistischen Katastrophenschutz für eine Million Menschen (davon ca. 500 000 auf der badischen Rheinseite) im 30-Kilometer-Radius um das AKW Fessenheim, aber auch für die grenznahen AKW Beznau, Leibstadt und die anderen AKW in Baden-Württemberg.

Die jetzt angekündigte Fortschreibung ist ein schwer zu organisierender, (zu) kleiner Schritt in die richtige Richtung. Die Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima haben die mögliche Dimensionen von Atomunfällen gezeigt, Dimensionen, welche die 20 Kilometer-Radien bei weitem übersteigen. In Fukushima hat in den ersten Tagen des Unfalls eine günstige Windrichtung dafür gesorgt, dass ein Großteil der entweichenden Radioaktivität auf´s Meer geblasen wurde. Hätte der Wind die Wolke nach Tokio getrieben und hätte es dort geregnet, dann wäre die unmögliche Evakuierung der über 10 Millionen EinwohnerInnen notwendig geworden.

Eine Studie des Ökoinstituts Darmstadt im Auftrag der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen besagt, dass sich bei einem schweren Unfall in Fessenheim und lebhaftem Südwestwind mit Regen eine bis zu 370 km lange Schadensfahne von Fessenheim bis in den Raum Würzburg-Nürnberg erstrecken könnte. In deren Bereich müssten alle Siedlungen auf 50 Jahre geräumt werden, sollten die Richtlinien von Tschernobyl zur Anwendung kommen. Betroffen wären u.a. die Städte Freiburg, Emmendingen, Freudenstadt, Tübingen, Stuttgart, Heilbronn und Schwäbisch Hall. Reale Katastrophen halten sich aber weder an offizielle, noch an kritisch-alternative Notfallschutzszenarien.

So ist die aktuelle Fortschreibung des Katastrophenschutzes mit ihrem 20-Kilometer-Evakuierungsradius tatsächlich ein Fortschritt, der Behörden an den Rand ihrer organisatorischen Möglichkeiten bringt, der andererseits die reale Dimension eines Unfalles immer noch ausblendet.

Die Analyse der bisherigen Atomunfälle zeigt, dass schnelles Abschalten die einzige Lösung ist. Solange die alten AKW noch laufen, braucht es endlich richtigen Katastrophenschutz.

Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer



Katastrophenschutz und AKW: Realistische Evakuierungsradien sind nötig







Notfallschutz für AKW?

Kritische Infos zum AKW - Katastrophenschutz / Notfallschutz im Kernkraftwerk
Wo der Katastrophenschutz die Katastrophe schützt

Die differenzierte BUND - Kritik zum Thema Katastrophenschutz / Notfallschutz Fessenheim ist auf das AKW / KKW Grafenrheinfeld, Gundremmingen, Neckarwestheim, Isar, Biblis, Brokdorf, Brunsbüttel, Emsland, Grohnde, Krümmel, Unterweser und Philippsburg übertragbar. Sie gilt auch für die grenznahen Schweizer AKW Gösgen, Leibstadt und Beznau


Zusammenfassung:
Die bisherige Notfallschutzplanung für Atomunfälle ist unrealistisch und ein politischer Kniefall vor den Atomkonzerne E.ON, RWE, Vattenfall, EnBW und EDF. Die Atomunfälle in Tschernobyl und Fukushima zeigen deutlich: Insbesondere die viel zu kleinen Evakuierungsradien gehen an der erschreckenden Realität eines Atomunfalls weit vorbei.

Der aktuelle Katastrophenschutzplan für Atomunfälle (aus sprachhygienischen Gründen heute Notfallschutzplan) kann bei kleineren Atomunfällen, die erst nach mehreren Tagen zu einer "Freisetzung" von Radioaktivität führen, zu einem gewissen Schutz der Bevölkerung beitragen. Er kann und soll auch Panikreaktionen verhindern, also beruhigen. Er sollte bisher vor allem Akzeptanz für Atomkraftwerke schaffen.

Bei schweren Atomkatastrophen, beim Super-GAU, bei denen nach kurzer Zeit ein Großteil des radioaktiven Inventars entweicht, bietet der jetzige Katastrophenschutzplan nur eine minimale Hilfe. Solche Unfälle, deren Eintrittswahrscheinlichkeit gering ist, die aber dennoch jeden Tag möglich sind, sprengen unser Vorstellungsvermögen.

Sie sind im Plan "nicht vorgesehen...


Wann kommen endlich die Proteste der Verantwortlichen? Wann wehren sich die Menschen in den Katastrophenschutzleitstellen, insbesondere die Aktiven bei Feuerwehr, THW und beim Katastrophenschutz, die im Ernstfall mit schlechten Plänen ins atomare Feuer geschickt werden? Spätesten nach dem nächsten GAU werden sie nach ihrer Verantwortung gefragt.


Der AKW - Notfallschutzplan
Das Regierungspräsidium Freiburg hat vor Jahren einen Auszug aus dem Notfallschutzplan für das AKW Fessenheim, eine Notfallschutzbroschüre, veröffentlicht und an die Menschen in einem engen Radius um das AKW verteilt. Der BUND und viele Menschen der Region wollen die Abschaltung des alten Atomkraftwerks. Solange aber die Gefahrenquelle Fessenheim weiterhin die Menschen bedroht, wollen wir zumindest einen realistischen, ehrlichen Katastrophenschutzplan. Wir möchten mit dieser Information unsere Kritik am bundesdeutschen Notfallschutzkonzept für Atomanlagen aufzeigen. Diese Kritik gilt auch den Atomkonzernen E.ON, RWE, Vattenfall, EnBW und EDF. (Von denen Sie hoffentlich keinen Strom mehr beziehen...)

Wie gefährlich ist ein AKW?
Zu den Gefahren der Atomkraftwerke gehört das Krebsrisiko durch die Abgabe von Radioaktivität im so genannten Normalbetrieb, das Atommüllproblem und die Gefahr, dass weltweit Atomanlagen genutzt werden, um Atombomben zu bauen. Das größte regionale Risiko ist allerdings die Unfallgefahr.

Wie gefährlich ist ein AKW? Das Beispiel Fessenheim
In jedem AKW wird in einem Betriebsjahr pro Megawatt elektrischer Leistung die Radioaktivität einer Hiroschima-Bombe erzeugt. Das heißt, dass in beiden Fessenheimer 900 MW-Reaktorblöcken im Jahr etwa die kurz- und langlebige Radioaktivität von 1800 Hiroschima-Bomben entsteht. Die "Freisetzung" auch nur eines Teils dieser Radioaktivität hätte verheerende Folgen für alles Leben im Herzen Zentraleuropas. Große Landstriche müssten evakuiert werden und viele Menschen würden sterben. Die beiden 1977 und 1978 in Betrieb genommenen Fessenheimer Druckwasserreaktoren sind die ältesten Atomkraftwerke dieses Typs in Frankreich. Zu den gefährlichen "Jugendkrankheiten" des AKW (Versprödung im Reaktor, Risse im Deckel, ständige Störfälle) kommen jetzt die "Altersleiden"

Die riskante Habgier der französischen EDF unterscheidet sich allerdings nicht von der Habgier von E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW.


Wenn in der Notfallschutzbroschüre des Regierungspräsidium Freiburg dann zu lesen ist "Das Kernkraftwerk ist also unter Berücksichtigung aller denkbaren Störfälle so ausgelegt, dass es nach menschlichem Ermessen zu keiner unzulässigen und gefährlichen Strahlenbelastung der Bevölkerung in der Umgebung kommen kann.", dann zeigt sich, dass die Broschüre mehr der Beruhigung als der Information dient.

Atomkraftwerke sind durch Terrorismus stark gefährdet
Gezielte Falschdarstellung, fotografiert im ehemaligen Infopavillion des AKW Fessenheim. Es wurde, gegen besseres Wissen, die Illusion erweckt das AKW Fessenheim würde den Absturz eines schweren Jagdflugzeuges problemlos überstehen. Nach den Terroranschlägen des 11. September wurde das Infocenter geschlossen.

Eine Studie
der deutschen "Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit", über die Terror-Anfälligkeit von Atomkraftwerken, straft die bisherigen Aussagen aller AKW Betreiber Lügen.

  • Terroristen sind mit jeder Art von Passagierflugzeug in der Lage, den atomaren Super-GAU auszulösen.
  • Wenn nur ein Triebwerk eine Reaktorgebäudewand durchdringe und einen Brand auslöse, sei die Beherrschung des atomaren Ernstfalls "fraglich".
  • Selbst ein "Treffer des Daches des Reaktorgebäudes durch Wrackteile mit Absturz eines Dachträgers in das Brennelementbecken" führe zu einer "begrenzten Freisetzung" von Radioaktivität aus dem Brennelementlagerbecken.
  • Wird in diesem Fall auch noch Kühlwasser verloren und entsteht ein Treibstoffbrand - wie es beim World Trade Center der Fall war - rechnen die Experten mit "erheblicher Freisetzung aus dem Brennelementlagerbecken".


Umfassende Hintergrundinfos zu diesem Thema brachte die Süddeutschen Zeitung in einem Artikel vom 30.12.2003:
"Keines der 19 deutschen Atommeiler ist so gegen einen Flugzeugabsturz gesichert, dass eine Atomkatastrophe als Folge ausgeschlossen werden kann.
Fünf Kernkraft-Typen wurden als Referenzanlagen genauer analysiert und die Ergebnisse dann auf die übrigen 14 Meiler übertragen.
Im Prinzip gingen die Experten von zwei Unfallszenarien aus: Im ersten zerstört ein Passagierflugzeug die Reaktorhülle. Im zweiten Szenario werden durch den Aufprall die Rohrleitungen im Inneren des Reaktors abgerissen. Die Studie kommt zu einem dramatischen Ergebnis: Zwar würden die Betonhüllen bei den sieben modernen Druckwasserreaktoren, die gegen den Absturz eines Phantom-Kampfjets ausgelegt sind, dem Aufprall einer Passagiermaschine standhalten, ein Gau wie der in Tschernobyl ist aber möglich: Die Erschütterungen durch den Aufprall könnten zu schweren Zerstörungen im Inneren führen. Bei den drei neueren Siedewasserreaktoren (Krümmel sowie Gundremmingen B und C) würde ein größeres Verkehrsflugzeug sogar die Betonhülle durchschlagen. Noch verwundbarer sind die neun älteren Kernkraftwerke, bei denen schon durch den Absturz eines kleinen Verkehrsflugzeugs eine Katastrophe ausgelöst werden kann."

Es kann nicht angehen,
angesichts dieser Gefahren den Kopf in den Sand zu stecken, wie das manche Politiker von CDU, CSU und FDP und der neuen Atompartei afd immer noch tun, die ansonsten gerne vom "Schutz der Heimat" reden. Nicht einmal die "nächste" Kernkraftwerksgeneration (EPR) könnte einen gezielten Anschlag überstehen. Nach einem Anschlag mit modernen Waffen oder einem Flugzeug auf ein Atomkraftwerk würde ein großer Teil Zentraleuropas schlicht aufhören in der bisherigen Form zu existieren. Erschreckend ist die Apokalypsenblindheit der Betreiber, Behörden und des Staates.

Wie schnell kann Radioaktivität austreten?
Nur wenn zwischen dem Katastrophenbeginn (heute aus sprachhygienen Gründen "Ereignis" genannt) und dem Austreten der Strahlung ein Zeitraum von einigen Tagen liegt, kann der bisherige Katastrophenschutz eventuell teilweise funktionieren. In der unrealistischen Annahme, so lange Zeit zu haben, liegt einer der Hauptirrtümer der jetzigen Notfallschutzpläne.

Große Mengen an Radioaktivität können "ungefiltert" bereits kurz nach Eintritt der Katastrophe austreten, zum Beispiel bei einem Erdbeben oder einem Flugzeugabsturz. Dieser Ansicht sind auch die Experten der "Deutschen Risikostudie Kernkraftwerke Phase B."



  • Der Sicherheitsbehälter des Reaktors wird bei einer Kernschmelze wahrscheinlich schon in 3 bis 5 Stunden bersten und nicht erst in 36 Stunden.
  • Bei einer Kernschmelze wird der größte Teil des hochradioaktiven Reaktorinhalts freigesetzt.


Jodtabletten, Katastrophenschutz und Atomkatastrophen
Langjährige Kritik am Katastrophenschutzplan Fessenheim und am bisherigen Konzept der Jodverteilung haben zu ersten kleinen Verbesserungen geführt. Danach können die Jodtabletten im Umkreis von 10 km um die Atomkraftwerke kostenlos in Apotheken abgeholt werden, damit sie im Falle eines radioaktiven Unfalls rechtzeitig eingenommen werden können. Generell ist es ein erster Schritt in die richtige Richtung. Mehr als unbefriedigend sind allerdings die Lösungen, welche die angrenzenden Gebiete des Landkreises Emmendingen und des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald betreffen. Im 25 Kilometer Radius sollen die Jodtabletten für die Menschen bis zum Alter von 45 Jahren „bevölkerungsnah“ gelagert werden. Schwangere und Jugendliche bis 18 Jahre, die im restlichen Kreisgebiet (100 km Radius) wohnen, sollen aus „Jod-Zentrallagern“ versorgt werden. Die Verteilungspläne für Jod im Katastrophenfall sind absolut unrealistsisch.

Alle diese Maßnahmen sind nur bei einigen, wenigen Unfallszenarien sinnvoll,
doch andere Unfallabläufe sind ebenso wahrscheinlich. Die Maßnahmen funktionieren möglicherweise dann, wenn zwischen dem Eintreten der Katastrophe (heute "Ereignis" genannt) im AKW und zwischen dem Entweichen der Radioaktivität (heute "Freisetzung" genannt) ein Zeitraum von mehreren Tagen liegt. Der Katastrophenschutz im Radius von 25 km könnte eventuell bei einem sehr langsamen, mehrere Tage dauernden Durchschmelzen des Reaktorkerns funktionieren. Doch Experten und offizielle Studien bestätigen, dass auch andere, wesentlich schnellere Katastrophenabläufe möglich und wahrscheinlich sind. In den beiden Fessenheimer Reaktorblöcken wird neben Strom jährlich ungefähr die kurz- und langlebige Radioaktivität von 1800 Hiroshima-Bomben produziert. Zwischen dem Beginn der Katastrophe und dem Entweichen der Radioaktivität könnte ein Zeitraum von wenigen Minuten liegen. Bei einer angenommenen Windstärke von 10 km/h könnte die radioaktive Wolke also in ca. 3 Stunden den 25 Kilometer Radius überschreiten. Wie unter dieser realistischen Annahme die Verteilung der Jodtabletten funktionieren soll, die dann ja nur einen winzigen Teil der einzuleitenden Maßnahmen darstellt, ist nicht vorstellbar.

Jodtabletten sind auch generell keine Strahlenschutztabletten. Sie schützen nur die Schilddrüse und bieten so einen sehr beschränkten Schutz.


Unabhängig davon wäre
aber auch unbedingt ein ernsthaftes, ernstzunehmendes Katastrophenschutzkonzept für die Landkreise Emmendingen, Breisgau-Hochschwarzwald und ganz Deutschland unbedingt nötig, denn der weitere Fehler der bisherigen Konzepte ist die Beschränkung der Katastrophenschutzpläne auf die viel zu engen Radien um die bestehenden AKW.

Katastrophenschutz und AKW: Realistische Evakuierungsradien sind nötig


Eine Studie des Ökoinstituts Darmstadt im Auftrag der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen besagt, dass sich bei einem schweren Unfall in Fessenheim und lebhaftem Südwestwind mit Regen eine bis zu 370 km lange Schadensfahne von Fessenheim bis in den Raum Würzburg-Nürnberg erstrecken könnte. In deren Bereich müssten alle Siedlungen auf 50 Jahre geräumt werden, sollten die Richtlinien von Tschernobyl zur Anwendung kommen. Betroffen wären u.a. die Städte Freiburg, Emmendingen, Freudenstadt, Tübingen, Stuttgart, Heilbronn und Schwäbisch Hall. (Sollte der Wind am Katastrophentag in eine andere Richtung wehen, so wären natürlich andere Städte und Gemeinden betroffen). Auch der Atomunfall in Tschernobyl hat gezeigt, dass der bestehende Katastrophenschutzplan mit einem vorgesehenen, viel zu kleinen, Evakuierungsradius Makulatur ist. Ein Katastrophenschutz, der nicht alle tatsächlich möglichen Unfallabläufe mit einbezieht, ist realitätsfern und ein typisches Beispiel der herrschenden Apokalypsenblindheit.



Notfallschutz für AKW: Viel zu kleine Evakuierungsradien
Quelle: Notfallschutzbroschüre des Regierungspräsidiums Freiburg



Unrealistische Evakuierungsradien: Müsste nur Bremgarten oder auch Freiburg und Stuttgart evakuiert werden?

Der Katastrophenschutzplan geht von verharmlosenden, unrealistischen Annahmen aus,
von einem "Kataströphchen". Wenn ein Flugzeugabsturz, ein Anschlag, ein Erdbeben oder ein bisher ungedachter Ereignisablauf zur Freisetzung eines Großteils der Radioaktivität des AKW führt, dann muss nach Studien des Ökoinstituts, je nach Wetterlage, ein Bereich weit über den Großraum Stuttgart hinaus für 50 Jahre evakuiert werden.

Fazit
Katastrophenschutzpläne für Atomunfälle können bei kleineren nuklearen Unfällen, die erst nach mehreren Tagen zu einem Austritt von Radioaktivität führen, zu einem gewissen Schutz der Bevölkerung beitragen. Es ist sicher sinnvoll, sich mit ihm auseinander zu setzen, denn die Folgen und die Zahl der Todesfälle könnte reduziert werden. Die Notfallschutzpläne sollen vor allem auch Panikreaktionen verhindern, also beruhigen und Akzeptanz für die so genannte friedliche Nutzung der Kernenergie schaffen.

Bei schweren atomaren Katastrophen, beim Super-GAU
bei denen nach kurzer Zeit ein Großteil des radioaktiven Inventars austritt, bieten die jetzigen Katastrophenschutzpläne nur eine minimale Hilfe. Solche Unfälle, deren Eintrittswahrscheinlichkeit gering ist, die aber dennoch jeden Tag möglich sind, sprengen unser Vorstellungsvermögen und alle Planungen im dicht besiedelten Zentraleuropa. Zusätzlich zu den vielen Toten, Verletzten und den immensen Sachschäden müsste ein Teil des Herzen Europas für Jahrzehnte evakuiert werden.

Forderungen des BUND
Nicht nur aus diesen Gründen fordert der BUND eine weltweite Energiewende mit schnellem Atomausstieg und hier in der Region die sofortige Abschaltung der AKW in Fessenheim, Beznau und Leibstadt. Solange dies nicht geschehen ist, fordern wir einen Katastrophenschutzplan, der diesen Namen auch verdient und Katastrophen- und Evakuierungsübungen, die sich am realen Gefahrenpotential eines AKW orientieren. Eine Evakuierungsübung unter realistischen "worst case"-Bedingungen, bei lebhaftem Südwestwind mit Regen bedeutet die schnelle Evakuierung aller Städte, Gemeinden und Dörfer von Fessenheim, Freiburg, Stuttgart, Schwäbisch Hall bis Erlangen...

Was können Sie tun?
  • Informieren Sie sich über den "offiziellen" Katastrophenschutz, durchaus auch mit der Broschüre des Regierungspräsidiums.
    (Ob das RP Freiburg wohl auch irgendwann mal einen Link zu unserer Seite legt?)
  • Auf der Wikipedia - Seite zum Katastrophenschutzlässt die Atomindustrie den Link zu dieser Seite zumeist schnell löschen. Überlassen Sie die Wiki - Seiten nicht der Atomlobby.
  • Engagieren Sie sich für einen schnellen Atomausstieg und gegen die geplante Gefahrzeitverlängerung, auch bei Wahlen
  • Setzen Sie sich ein für Mensch, Natur, Umwelt und für eine nachhaltige, erdverträgliche Entwicklung.
  • Leben Sie energischer. Werden Sie aktiv beim BUND oder bei den Bürgerinitiativen und der Anti-Atom-Bewegung vor Ort.
  • Wenn Ihr Energieversorgungsunternehmen Sie mit Atomanlagen bedroht (EnBW, E.On, Yello...), dann wechseln Sie den Stromanbieter.
  • Unterstützen Sie unsere Arbeit mit einer Spende (steuerlich absetzbar).


Axel Mayer



Aktueller Einschub:



Thorium-Reaktoren: Neues US-Mini-AKW Projekt krachend gescheitert
Weltweit werben Atom-Lobbyisten, Atomparteien und industriegelenkte Scheinbürgerinitiativen wie RePlanet für die "kostengünstigen", neuen, Thorium- und Klein-Reaktoren. Sie verschweigen die massiven Gefahren, die von diesen Klein-AKW ausgehen und sie verschweigen die Kosten.
Doch das Vorzeigeprojekt der weltweiten Atom-Lobby ist im Herbst 2023 krachend gescheitert. Der SMR-Entwickler NuScale Power Corporation und der Energieversorger Utah Associated Municipal Power Systems (UAMPS) haben beschlossen, doch keinen Small Modular Reactor im US-Bundesstaat Idaho zu bauen. Wie von der Umweltbewegung vorhergesagt, sind die neuen Mini-AKW viel zu teuer. Überall wo der Markt funktioniert, haben neue AKW keine Chance, auch wenn das FDP, CDU, CSU und AfD nicht gerne hören.
Mehr Infos: Neue kleine Thorium Reaktoren





Nachtrag:
Lesenswerter Hinweis in der Notfallschutzbroschüre des Regierungspräsidiums Freiburg für das AKW Fessenheim:

Die Inhalte dieser Broschüre wurden nach bestem Wissen sorgfältig zusammengestellt und geprüft. Es wird jedoch keine Gewähr - weder ausdrücklich noch stillschweigend - für die Vollständigkeit, Richtigkeit, Aktualität oder Qualität und jederzeitige Verfügbarkeit der bereit gestellten Informationen übernommen. In keinem Fall wird für Schäden eine Haftung übernommen.




Hier umfassende Infos:
hier: Fessenheim Infos
hier: Infos AKW und Atomgefahren
hier: KKW und Klimaschutz
hier: Uran, Öl, Gas und weltweite Energievorräte


AKW Fessenheim - Katastrophenschutz, Notfallschutz und Jodtabletten
Gemeinden in der Gefährdungszone um Fessenheim:


Evakuierungszone


  • Bad Krozingen
  • Buggingen
  • Eschbach
  • Hartheim
  • Heitersheim
  • Neuenburg


Mittelzone
  • Bad Krozingen
  • Breisach
  • Buggingen
  • Eschbach
  • Hartheim
  • Heitersheim
  • Müllheim
  • Neuenburg
  • Staufen


Außenzone
  • Au
  • Auggen
  • Bad Bellingen
  • Ballrechten-Dottingen
  • Badenweiler
  • Böllen
  • Bötzingen
  • Bollschweil
  • Bürchau
  • Ebringen
  • Efringen-Kirchen
  • Ehrenkirchen
  • Eichstetten
  • Freiburg
  • Gottenheim
  • Horben
  • Ihringen
  • Kandern
  • Malsburg-Malzell
  • March
  • Merzhausen
  • Münstertal
  • Neuenweg
  • Oberried
  • Pfaffenweiler
  • Raich
  • Sasbach
  • Schallstadt
  • Schliengen
  • Sölden
  • Steinen
  • Sulzburg
  • Umkirch
  • Vogtsburg
  • Wies
  • Wittnau


Nachtrag: Juni 2011


Fessenheim: Aus „Kataströphchenschutz“ wird Katastrophenschutz

Seit Jahrzehnten kritisiert der BUND den offiziellen, deutschen Katastrophenschutz für das älteste französische AKW in Fessenheim (siehe unten). Jetzt gibt es Informationen aus dem RP-Freiburg und dem Kreistag Breisgau-Hochschwarzwald, dass das zuständige Regierungspräsidium Freiburg den alten Katastrophenschutz überarbeitet und weiter entwickelt. Die Kritik des BUND war nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima auch von vielen südbadischen Gemeinden aufgegriffen worden.

Jetzt gibt es erste Informationen aus dem Regierungspräsidium, dass der Katastrophenschutz aktualisiert und ein Hauptkritikpunkt des BUND aufgegriffen wird. Die viel zu kleine, unrealistische Evakuierungszone soll von 8 Kilometer auf 25 Kilometer erweitert werden. Der BUND begrüßt diese vorsichtige Anpassung der Katastrophenschutzplanung an die Realität der Atomunfälle in Fukushima und Tschernobyl.

Eine Überarbeitung der Katastrophenschutzpläne der leider weiter laufenden AKW in Deutschland und der grenznahen AKW (in Südbaden insbesondere Leibstadt und Beznau) ist ebenfalls dringend erforderlich. Dies gilt auch für den französischen Plan für die Katastrophe. Sobald dem BUND die geänderten Pläne im Original vorliegen, werden wir uns auch differenziert dazu äußern.

Der Gedanke, 450.000 Menschen (nur deutsche Seite?) in einem Gebiet von 25 Kilometern um das AKW Fessenheim im unwahrscheinlichen, aber jederzeit möglichen, Katastrophenfall schnell räumen zu müssen, ist unvorstellbar. Schon jetzt bricht in Freiburg manchmal der Verkehr fast zusammen, wenn ein Spiel des SC mit irgend einem anderen „Großevent“ zusammen fällt.

Die Reaktorunfälle in Tschernobyl und Fukushima zeigen, dass selbst Evakuierungsradien von 25 Kilometern noch zu klein sind. Gefährliche radioaktive „Hotspots“ werden auch weit außerhalb der 25 Kilometer Zone von Fukushima gefunden. Bei einem Atomunfall in Fessenheim würden die Einen aus der Stadt fliehen, die Anderen würden in die Stadt drängen, um Kinder aus Schulen und Kindergärten abzuholen. Ein solches Chaos mit einem Plan „bändigen“ zu wollen ist eine mehr als anspruchsvolle Aufgabe.

Der jetzt in Planung befindliche, runderneuerte Katastrophenschutz zeigt, dass ein schwerer Atomunfall in allererster Linie Leid, unsichtbare Zerstörung und dauerhaften Heimatverlust bedeutet. Der beste Katastrophenschutz ist die schnelle Abschaltung aller AKW, am Oberrhein gilt dies insbesondere für die alten AKW in Fessenheim und Beznau.
Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer



Hintergrundbericht in der Badischen Zeitung: hier


[artikel=IMPORT: Umzug]

Aktueller Einschub 2020:



Am 22.2.2020 & am 29.6.2020 wurden die maroden Reaktoren im französischen AKW Fessenheim endlich abgeschaltet.
Ein großer Erfolg für die trinationale Umweltbewegung am Oberrhein. Die französische Betreiberfirma EDF steht am Rande eines Bankrotts und die massiv gefallenen EDF-Aktien zeigen, wie die Märkte den Atomkonzern bewerten. Strom aus Wind und Sonne ist kostengünstiger als Strom aus neuen AKW. Um so wütender bekämpfen radikale Pro-Atom Trolle die Umwelt- und Anti-Atom-Bewegung im Internet.








"Die Wahrheit", Warnungen & Hinweise:
  • 1) Diese regionalen BUND-Internetseiten sind "altmodisch-textorientiert" und manchmal lang. Wir bieten keine modischen Infohäppchen, sondern wenden uns an die kleiner werdende Minderheit, die noch in der Lage ist längere Texte zu lesen und zu erfassen.
  • 2) Wenn Sie hier "Die Wahrheit" suchen, werden Sie sie nicht finden. Es gibt sie nicht, "Die Wahrheit", sondern immer nur Annäherungen daran, Wahrheitsfragmente. Es wird Ihnen nichts übrigbleiben, als sich mit den "anderen Wahrheiten" auseinander zu setzen, um zu einer eigenen Meinung zu kommen. Verlassen Sie auch einmal den engen "Echoraum" der eigenen Meinung im Internet. Misstrauen Sie Wahrheitsverkündern! Haben Sie Mut, Ihren eigenen Verstand zu gebrauchen. Es gibt in diesem Land tatsächlich auch noch einige kluge, zumeist differenzierende Medien.
  • 3) Im Zweifel ist die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte immer noch eine gute Quelle zur Orientierung.








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Dieser Artikel wurde 59871 mal gelesen und am 30.11.2019 zuletzt geändert.