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Laufzeitverkürzung für AKW: Die Atomlobby hat ein neues Baby

24.01.2008
Atomlobby hat neues Baby: „Laufzeitverkürzung für Atomkraftwerke“
Sprache ist Macht. Die langsame, harmlos erscheinende Veränderung der Begriffe hat George Orwell in seinem berühmten Buch "1984" beschrieben und die „Besetzung“ der Begriffe ist auch eine langjährige Praxis der Greenwash- und Propagandamaschine der Atomindustrie.
Im Zeitalter der „Entsorgungsparks“, wo viele Wikipedia-Seiten von der Atomlobby beeinflusst werden und der AKW-Schornstein zur Abgabe von Radioaktivität verharmlosend "Abluftkamin" genannt wird, wo Katastrophenschutzpläne jetzt Notfallschutzpläne heißen und im Notfallschutzplan die Katastrophe zum „Ereignis“ wird, in dieser Zeit gibt es jetzt eine schöne, kleine neue Wortschöpfung der Grünwäscher.

Der Konflikt um den „Atomausstieg“ wurde bisher stets als Auseinandersetzung um die Laufzeitverlängerung diskutiert. Mehr als 100 Reaktoren weltweit wurden bisher stillgelegt, bei einer durchschnittliche Laufzeit von etwa 25 Jahren. Die „Regellaufzeit“ der bestehenden Atomkraftwerke in Deutschland wurde durch den Ausstiegsbeschluss auf durchschnittlich 32 Jahre seit Inbetriebnahme festgelegt.
Jetzt hat die Atomindustrie ihren Lobbyisten ein neues, besser klingendes Wort in den Mund gelegt: Der Atomlobbyist und baden-württembergische Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP) nennt seinen Kampf für eine längere Laufzeit der AKW jetzt ein "Bekenntnis zur weiteren Nutzung der Kernenergie und damit zur Aufhebung der Laufzeitverkürzung" (u.a. BZ 22.1.2007).
Wenn der TÜV ein altes Auto aus dem Verkehr zieht, dann wäre das jetzt auch eine „Laufzeitverkürzung“. Das neue Baby der Atomlobby, der geschickt gewählte Begriff „Laufzeitverkürzung“ (bisher erst 116 Google-Einträge für „Laufzeitverkürzung Akw“) wird sicher Karriere machen, denn beim Streit um Begrifflichkeiten geht es um Geld, um viel Geld. Statt Atomkraft sprechen wir ja auch schon von Kernkraft und statt Entgiftung sagen wir Dekontamination.

Die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken bringt uns allen viele Risiken,
den Atomkonzernen dagegen viel Geld: Die Heinrich-Böll-Stiftung hat die satten Gewinne berechnet, welche die Triebfeder der Atomlobby sind: „Für die älteren – und in den nächsten Jahren zur Stilllegung anstehenden – Atomkraftwerke ergeben sich „Zusatz“erträge von durchschnittlich 200 bis 300 Mio. Euro jährlich, für die neueren Anlagen summieren sich die jährlichen Zusatzerträge auf 300 bis 400 Mio. Euro. Über alle (aktuell noch betriebenen) Atomkraftwerke und alle Betreiber summieren sich diese Zusatzerträge für jeweils ein Jahr Laufzeitverlängerungen auf ein Gesamtvolumen von 4,6 bis 6,2 Mrd Euro.“ Kein Wunder, dass die RWE sich über Herrn Clement in den hessischen Wahlkampf einmischt und dass die Landesregierung von Baden Württemberg die EnBW-Wünsche umsetzt.
Und Sprache ist Macht.
Axel Mayer




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Dieser Artikel wurde 3891 mal gelesen und am 9.6.2009 zuletzt geändert.