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MVA Bremgarten (TREA Breisgau) keine gute, zukunftsfähige Lösung

14.11.2000
Die jetzt diskutierten Pläne sind noch keine gute, zukunftsfähige Lösung der Müllprobleme

Jetzt werden die Weichen für den Bau einer Müllverbrennungsanlage in Bremgarten gestellt. Obwohl wir leider erst über Teilinformationen verfügen, wollen wir unsere wichtigen Argumente in die öffentliche Debatte einbringen. Differenzierte Stellungnahmen zu den konkreten Plänen werden folgen.

Unser jahrzehntelanges Nein zur Müllverbrennung war ökologisch und ökonomisch sinnvoll und hat den Fortschritt beschleunigt.

Deutlich wird das am Beispiel der Landkreise Emmendingen und Ortenau:

Noch 1990 wollten die beiden Landkreise gegen den erbitterten Widerstand der Umweltbewegung eine MVA für 360 000 Jahrestonnen Müll bauen. Die entsprechenden Gutachten lagen vor. Wie von uns vorausgesagt, sind die Müllmengen zwischenzeitlich massiv zurückgegangen. Der Restmüll geht in Zukunft durch das ZAK-Verfahren, eine biologisch-mechanische Abfallbehandlungsanlage. Statt 360 000 Jahrestonnen zu verbrennen, liefern die beiden Landkreise in Zukunft nur noch 20 000-40 000 Jahrestonnen Abfälle aus dem Sperrmüll und der BMA nach Bremgarten. Der hochenergetische Rest wird separat verwertet. Unser Widerstand hat Fehlinvestitionen in Milliardenhöhe verhindert.

Auch die Abfälle aus Freiburg und Breisgau-Hochschwarzwald sollten biologisch-mechanisch vorbehandelt werden. Auch die Phasen verfrühter, zyklischer Technikeuphorie mancher Regionalpolitiker (Thermoselekt-Euphorie, Siemens-Schwelbrennverfahren-Euphorie) sind kostengünstig an uns vorbeigegangen. Wir mussten nicht als erste teure Fehler machen.

Ungläubig sehen wir auch die erstaunlich geringen Kosten der in Bremgarten geplanten Anlagen. Wenn diese Zahlen zutreffen (?), dann sind die ungeheuren Kosten vergleichbarer Anlagen, die vor 10 Jahren gebaut wurden, absolut unverständlich. In diesem Fall ist es Aufgabe der Medien und des Landesrechnungshofes, hier zu recherchieren. Es geht um Milliardensummen für die VerbraucherInnen in Ulm und überall dort, wo diese extrem teuren Anlagen gebaut wurden.

Unser bisheriges Nein zur MVA hat auch den Fortschritt in Sachen Luftreinhaltung, Anlagenbau, Filtertechnik und Gesetzgebung beschleunigt. MVA`s sind besser und sauberer geworden. Dennoch ist die jetzt für Bremgarten geplante Anlage noch nicht die gute und zukunftsfähige Lösung, die vom BUND begrüßt werden kann.

In die richtige Richtung zeigt die biologisch-mechanische Abfallvorbehandlung, wie sie auf dem Kahlenberg mit dem ZAK-Verfahren in der Zukunft praktiziert werden soll. Die BMA-Kritiker in der Freiburger Politik hatten unrecht: Feuchte, zum Teil unbehandelte und nicht brennbare Abfälle aus Freiburg und Breisgau-Hochschwarzwald wie jetzt geplant in die Verbrennung zu schicken, ist keine moderne Technologie sondern Rückschritt und Energieverschwendung.

Aus 100 000 Tonnen Abfall werden auf dem Kahlenberg 20 000 Tonnen brennbare Abfälle. Über die Behandlung dieser 20 000 Tonnen hochenergetischer Abfälle, die aus der BMA herauskommen, lässt sich trefflich streiten. Wir Umweltschützer würden eine stoffliche Verwertung vorziehen. Vertretbar wäre evtl. aber auch die Verbrennung dieser Reste in großen Blockheizkraftwerken mit neuester Filtertechnologie, denn nur so sind Strom und Wärme sinnvoll zu gewinnen. Hier kritisieren wir auch die einseitig auf großtechnische Anlagen ausgelegte Ausschreibung für Bremgarten.

Unser Hauptkritikpunkt an den jetzigen Plänen in Bremgarten ist das bisher noch fehlende Abwärmekonzept. Nur ein Bruchteil dieser Abwärme wird aller Voraussicht nach im Gewerbepark Bremgarten verwertet werden können. Konkrete Zahlen müssen auf den Tisch und ein Abwärmekonzept muss vor der Entscheidung im Kreistag stehen.

Hier zeigt sich der Nachteil großer Verbrennungsanlagen wie jetzt durch die Ausschreibung festgelegt. In Zeiten knapper Ressourcen und auslaufender Erdölreserven könnten wir eine solche mögliche Energieverschwendung nicht akzeptieren.

MVA´s sind durch den öffentlichen Druck was Luftschadstoffe betrifft wesentlich besser geworden. Dennoch - gesund ist das, was oben zum Kamin herauskommt, immer noch nicht. Dazu kommt in unserer Region die enorme Vorbelastung der Luft durch die französische Schwerindustrie in Grenznähe und der zunehmende Autoverkehr im Transitland Südbaden. Die Menschen und der immer noch kranke Wald in der Regio brauchen bessere Luft und nicht noch mehr Schadstoffe.

In den anstehenden Planfeststellungsverfahren werden wir diesem Aspekt besondere Beachtung schenken. Ein zentraler Aspekt aber fehlt unserer Ansicht nach in der bisherigen öffentlichen Debatte völlig: Der Aspekt der Nachhaltigkeit. Es besteht kein Zweifel, dass wir nur dann eine Zukunft haben, wenn es uns gelingt, den Energie- und Rohstoffverbrauch in Zukunft massiv zu senken.

Langlebige, reparaturfähige und dauerhafte Güter sind zukunftsfähig, ressourcenschonend und verringern das Müllvolumen. Große MVA´s schreiben unser nicht nachhaltiges, zerstörerisches Konsumverhalten für Jahrzehnte fest und weisen so in die falsche Richtung.

Unsere Opposition gegen die Müllverbrennung in den letzten Jahrzehnte hat den technischen Fortschritt beschleunigt und die Müllmengen sind zurückgegangen.

Dennoch sind wir mit den jetzt gefundenen Lösungen in Bremgarten, trotz mancher Fortschritte, immer noch unzufrieden. Es entspricht nicht dem Stand der Technik 25 Jahre lang feuchte Abfälle und nicht brennbare Störstoffe in Großanlagen zu verbrennen und Abwärme zu verschwenden.

Unabhängig von unserer Detailkritik im Planungsverfahren bleiben uns und der Gesellschaft in Zukunft noch zwei zentrale Aufgaben, nämlich die Müllvermeidung und die Müllentgiftung.

Alle Stoffe, die auf einer Deponie oder in einer MVA Probleme bereiten (Batterien, PVC...), müssen baldmöglichst über Pfandsysteme in geschlossene Kreisläufe gebracht oder verboten werden.




[artikel=IMPORT: Umzug]

Müll, Müllverbrennung & TREA Breisgau



Nachtrag September 2010
Die Trea Breisgau, die zwischenzeitlich zum Atomkonzern E.ON gehört, versucht zwar intensiv ihre Abwärme anzubieten, hat aber bisher immer noch keinen Großabnehmer gefunden der die Abwärme auch konkret nutzt. Wir schreiben das Jahr 2010. Im Jahr 2004 ging die Anlage in Betrieb. Die seither verschwendeten Abwärmemengen sind gigantisch. Im Zeitalter schwindender Rohstoffreserven und des Klimawandels ist dies ein ökologischer Skandal.



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Dieser Artikel wurde 6431 mal gelesen und am 22.11.2016 zuletzt geändert.