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NAI HÄMMER GSAIT: Ein Wyhl - Plakat macht (Regional) Geschichte

23.07.2011

Nai hämmer gsait! Kein Atomkraftwerk in Wyhl und anderswo



Dieser Satz und das alte Plakat
entworfen von Hubert Hoffmann im Winter 1982 - 83 (als der Bau des AKW wieder einmal kurz bevorstand) stehen für die erfolgreiche, selbstbewusst-alemannische, grenzüberschreitend-trinationale Umwelt- und Anti-Atombewegung im Dreyeckland, die in Wyhl (D), Kaiseraugst (CH) und Gerstheim (F) den Bau von drei Atomkraftwerken verhindert hat. Ursprünglich allerdings stammt das Motiv von einem Transparent der Bauplatzbesetzung 1974/75 in Marckolsheim Das "awer" im Ursprungstext zeigt deutlich, dass hier elsässische Transparentmaler am Werk waren und dass der grenzüberschreitend-gemeinsame Dialekt viele Variationen hat.


NAI HÄMMER GSAIT: Das erste handgemalte elsässische Transparent bei der erfolgreichen Bauplatzbesetzung in Marckolsheim


Als Plakatidee
hat Hubert Hoffmann den Satz des Transparents für die Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen aufgegriffen. Hubert war in der Zeit der Wyhl-Proteste ein vielbeschäftiger niebezahlter Hobbygrafiker der Bürgerinitiativen und der Umweltbewegung. Auf vielen der alten Wyhl-, Fessenheim-, Waldsterben- und Dreyecklandplakaten findet sich irgendwo versteckt ein kleines Schneckensymol, das Zeichen, dass die Grafik von Hubert Hoffmann stammt. Von ihm kam die Idee des ersten NAI-Plakats und ich erinnere mich noch wie schwierig es für mich war, die erste Ablehnung in den BI´s für das Motiv zu überwinden und endlich in Druck zu gehen. Es war damals nicht anders als heute: Ein Plakatmotiv, drei Leute, vier Meinungen und viel Kritik... Später wurde das anfänglich umstrittene und teilweise sogar abgelehnte Motiv zu dem Symbol des erfolgreichen Widerstands gegen das Atomkraftwerk Wyhl und heute ziert es im Wyhler Wald den Gedenkstein der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen. Ich selber habe vor über 30 Jahren das Plakat vielhundertfach an Kaiserstühler Hoftore getackert.

Das Motiv findet sich auch als "Widerstandskitsch",
beispielsweise auf kleinen Weingläsern, es wurde bei der Debatte um die Gefahrzeitverlängerung für AKW und nach dem GAU in Fukushima aber auch wieder politisch wichtig. "Atomausstieg jetzt" stand jetzt unter dem "Nai" auf 16.000 neuen BUND- und BI-Plakaten und auf vielen Aufklebern. Aus dem Fahnenmeer der gelben Anti-Atom-Sonnen leuchtet es als Fahne selbstbewusst-alemannisch bei den vielen Fukushima- und Fessenheim-Demos hervor (sogar bei einer Demo in Tokio) und Plakate und Fahnen hängen an vielen Balkonen am Oberrhein.

Kleiner sind die NAI-Plakate geworden,
denn die Zeit der schönen, großen alten Holzhoftore ist vorbei. Es wird auch in den Städten immer schwieriger große Plakate aufzuhängen und so wurden die Plakate im Laufe der Jahre immer kleiner. Immer mehr tritt der Aufkleber oder der "Spucki" an Stelle des Plakats als Vermittler von politischen Botschaften.

Ein Plakat muss plakativ sein
und die Aussage auf ein zentrales Motiv beschränken, alles andere wäre ein plakatives Flugblatt. Doch hinter dem gemeinsamen "NAI" der Menschen am Oberrhein zu den Todestechnologien stand immer auch ein vielstimmiges "JA". Da war das erst verlachte, bekämpfte und später vielkopierte "JA" zu den nachhaltigen, zukunftsfähigen alternativen Energien bei den Sonnentagen in Sasbach. Und dann natürlich der mühsam erkämpfte Traum, das "JA" zu einem grenzenlosen Europa der Menschen, nicht nur am Oberrhein, ausgedrückt im alten Lied unseres elsässischen Mitstreiters François Brumbt: "Mir keije mol d Gränze über de Hüfe und danze drum erum". Im heutigen Europa der ökonomisch-ökologischen Krisen und der Habgier ist die erkämpfte Realität der offenen Grenzen durch Intoleranz und (noch) kleine Nationalismen wieder einmal massiv gefährdet und braucht erneut die Kräfte der Zivilgesellschaft ...

Das neueste NAI-Motiv
stammt wieder aus der Zusammenarbeit von Hubert Hoffmann und Axel Mayer. Das "Nai hämmer gsait" steht jetzt etwas kleiner unter dem Plakat, das AKW-Motiv mit Kühlturm wurde durch ein Fessenheim-Foto ersetzt und oben am Plakat steht in großen Lettern "FESSENE?" Jetzt wird trinational gemeinsam die Gefahrenquelle am Rhein angegangen.


Fessene? Nai hämmer gsait!



Seit Juli 2011 liegen 5000 neue, kostenlose Fessenheim-Plakate abholbereit im Freiburger BUND-Büro in der Wilhelmstraße 24 a.

Hoffentlich
werden wir zumindest das "NAI" zur Atomkraft auch am Oberrhein in wenigen Jahren nicht mehr benötigen und die alten Plakate werden zu Sammlerstücken für die Museen.
Doch erst einmal müssen 5000 neue "Fessene- NAI" und in Kürze vielleicht auch Beznau- und Leibstadtplakate an Fensterläden und Hoftore und auch mal wieder zur Demo gebracht werden. Die Energiewende zur Nachhaltigkeit grenzüberschreitend voranzubringen wird uns noch einige Zeit beschäftigen.

Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer, ehemaliger Wyhl-Aktivist und "Plakatierer"

Vom alten NAI-Plakat gibt´s noch einige Orginale im Freiburger BUND-Laden. Mit den 10 Euro Verkaufserlös wird der Fessenheim-Protest unterstützt.



Nai hämmer gsait!

Vom alten Wyhler Orginalplakat gibt es noch einige Exemplare, die vom BUND verkauft werden um den aktuellen Widerstand gegen das AKW Fessenheim zu finanzieren...
Zum alten Wyhl- und aktuellen Anti-Atom-Plakaten geht´s hier






Ein lesenswerter Beitrag zum Plakat und zu Hubert Hoffmann in der Badischen Zeitung



Der Begriff "Nai hämmer gsait" wird bei GOOGLE zwischenzeitlich über 3.000 Mal gefunden...



NAI HÄMMER GSAIT: Zwei leider immer noch notwendige Banner aus dem BUND-Laden



Exotisch: Das Motiv aus dem Wyhler Wald als neue Fahne bei einer Fukushima-Demo in Tokio











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