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Risikoplan für AKW KKW: Aus Kataströphchenschutz wird (viel zu langsam) Katastrophenschutz




Risikoplan? Katastrophenschutz? Notfallschutz? & AKW / KKW: Das katastrophale Beispiel - Atomkraftwerk Fessenheim
Knapp eine Million Menschen in kurzer Zeit evakuieren... Wie soll das gehen?

Risikoplan für AKW KKW


Aus Kataströphchenschutz wird (viel zu langsam) Katastrophenschutz


In Zukunft sollen im Fall einer atomaren Katastrophe die Anwohner im Umkreis von fünf Kilometern um ein AKW innerhalb von sechs Stunden "in Sicherheit" gebracht werden, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" am 10.3.2014 unter Berufung auf Empfehlungen der von der Regierung eingesetzten Strahlenschutzkommission. Bislang umfasste diese sogenannte Zentralzone nur zwei Kilometer. Die Mittelzone soll von bisher zehn auf 20 Kilometer Entfernung vom AKW ausgeweitet werden. "Die Evakuierung ist so zu planen, dass sie in der Mittelzone 24 Stunden nach der Alarmierung der zuständigen Behörden abgeschlossen werden kann", zitiert die Süddeutsche aus der Empfehlung der Kommission.

Seit über drei Jahrzehnten drängt der BUND und die Umweltbewegung am Südlichen Oberrhein, dass aus dem bisherigen Kataströphchenschutz endlich Katastrophenschutz wird. Während das Unglück bei der Loveparade 2010 in Duisburg recht schnell in behördliche Planungen bei Großveranstaltungen einfloss und deren Planung und Sicherheitsvorkehrungen enorm veränderte, hatte die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl am 26. April 1986 fast keinen Einfluss auf den Katastrophenschutz in Deutschland. Der Philosoph Günter Anders hat dieses Versagen und den jahrzehntelangen Umgang mit der so genannten "friedlichen Nutzung der Kernenergie" sehr treffend mit dem Begriff der "Apokalypseblindheit" beschrieben.

Zunehmend ungeduldig drängt der BUND auf einen realistischen Katastrophenschutz für eine Million Menschen (davon ca. 500 000 auf der badischen Rheinseite) im 30 Kilometer-Radius um das AKW Fessenheim, aber auch für die grenznahen AKW Beznau, Leibstadt und die anderen AKW in Baden-Württemberg.
Die BUND-Postkartenaktion an Ministerpräsident Kretschmann zu diesem Thema läuft noch.

Die neue Empfehlung der Strahlenschutzkommission ist ein (zu) kleiner Schritt in die richtige Richtung. Die Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima haben die mögliche Dimensionen von Atomunfällen gezeigt, Dimensionen die 20 Kilometer-Radien bei weitem übersteigen. In Fukushima hat in den ersten Tagen des Unfalls eine günstige Windrichtung dafür gesorgt, dass ein Großteil der entweichenden Radioaktivität auf´s Meer geblasen wurde. Hätte der Wind die Wolke
nach Tokio getrieben und hätte es dort geregnet, dann wäre die unmögliche Evakuierung der über 10 Millionen EinwohnerInnen notwendig geworden.

Eine Studie des Ökoinstituts Darmstadt im Auftrag der Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen besagt, dass sich bei einem schweren Unfall in Fessenheim und lebhaftem Südwestwind mit Regen eine bis zu 370 km lange Schadensfahne von Fessenheim bis in den Raum Würzburg-Nürnberg erstrecken könnte. In deren Bereich müssten alle Siedlungen auf 50 Jahre geräumt werden, sollten die Richtlinien von Tschernobyl zur Anwendung kommen. Betroffen wären u.a. die Städte Freiburg, Emmendingen, Freudenstadt, Tübingen, Stuttgart, Heilbronn und Schwäbisch Hall.

So ist die aktuelle Fortschreibung des Katastrophenschutzes mit ihrem 20 Kilometer-Evakuierungsradius tatsächlich ein Fortschritt, der andererseits die reale Dimension eines Unfalles immer noch ausblendet. Die Süddeutsche hat das Problem in der Überschrift ihres Beitrages vom Montag gut zusammen gefasst. Sie schreibt nicht von einem "Neuen Katastrophenschutz für Atomunfälle", sondern "Neuer Risikoplan für Atomunfälle".

Die Analyse der bisherigen Atomunfälle zeigt, dass schnelles Abschalten die richtige Lösung ist. Solange die alten Kisten noch laufen, braucht es endlich richtigen Katastrophenschutz und hier muss jetzt auch das grün-rot regierte Baden-Württemberg endlich in die Gänge kommen.

Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer

Umfassende Infos zum Thema Risikoplan & Katastrophenschutz für Atomkraftwerke finden Sie Hier


Risikoplan und AKW: Realistische Evakuierungsradien sind nötig
















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Dieser Artikel wurde 1008 mal gelesen und am 14.1.2022 zuletzt geändert.