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Geplante Obsoleszenz: Der gezielt eingebaute Produktverschleiß




Geplante Obsoleszenz: schneller kaufen - schneller wegwerfen - der eingebaute Produktverschleiß



Aktueller Einschub:


"Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil nur in Katastrophen enden kann."
Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus

(Und was sagen die Parteien mit dem "C"?)


Geplante Obsoleszenz: Schneller kaufen - Noch schneller wegwerfen
(Kurze Einführung ins Thema)


Jeder hat´s schon erlebt.
Die Garantie ist gerade abgelaufen und "plötzlich und unerwartet" ist der fast neue Computer oder das Handy defekt und nicht mehr zu reparieren. Von “geplanter Obsoleszenz“ wird gesprochen, wenn in Konsumgüter gezielt Schwachstellen eingebaut werden, um die Produktlebensdauer zu verkürzen.

Kurz nach Ablauf
der viel zu kurzen Garantiezeit ist das Produkt defekt und eine Reparatur "lohnt nicht". So gibt es zum Beispiel Tintenstrahldrucker mit einem eingebauten Zähler-Chip, die nach einer bestimmten Anzahl gedruckter Seiten nicht mehr funktionieren. Wird der Chip auf Null zurückgestellt, dann funktioniert der Drucker wieder.
Ein Ansatz, gegen die geplante Obsoleszenz anzugehen wäre die Verlängerung von Garantien und Gewährleistungszeiten. Wenn wir die gezielte Verkürzung der Produktlebensdauer von Zahnbürsten, Jeans, Strumpfhosen und Computern einfach so akzeptieren, wenn die Zyklen des Produzierens, Kaufens, Nutzens und Wegwerfens immer kürzer werden, dann brauchen wir uns über die absehbare Endlichkeit der Energie- und Rohstoffreserven und die Verlängerung der Lebensarbeitszeit nicht zu wundern. Für unsere Handy-Wegwerfkultur starben allein seit 1998 über 3 Millionen Menschen im "unbeachteten" Coltan-Rohstoffkrieg im Kongo. Gute, schöne, sinnvolle, reparaturfähige Produkte möglichst lange nutzen... Nur so können wir die Energie- und Rohstoffwende durchsetzen. Ein Wirtschaftssystem, in der Firmen auf die gezielte Verkürzung der Lebensdauer von Produkten setzen, ist nicht nachhaltig und zukunftsfähig. Laufzeitverkürzte Produkte sind eine beleidigende Unverschämtheit und damit allerdings auf der Höhe der Zeit.
Axel Mayer, BUND Geschäftsführer, Freiburg


Informationsblätter zum Thema geplante Obsoleszenz gibt´s
zum Selbstkostenpreis (90 Stck = 4€) hier.

Den Flyer zur geplanten Obsoleszenz können Sie als PDF-Datei auch hier herunterladen.



"Der Rhythmus des Konsums, der Verschwendung und der Veränderung der Umwelt hat die Kapazität des Planeten derart überschritten, dass der gegenwärtige Lebensstil nur in Katastrophen enden kann."
Umwelt-Enzyklika von Papst Franziskus










Aktueller Einschub:


In einer aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "Bild der Wissenschaft" (August 2017) steht im Artikel "Schlürfen im Müll" (Thema Rohstoffe und Recycling) folgendes:

"Waren 2004 noch 3,5 Prozent der großen Haushaltsgeräte wie Kühlschrank oder Herd innerhalb der ersten fünf Gebrauchsjahre defekt, so erhöhte sich der Anteil bis 2013 auf 8,3 Prozent, wie das Umweltbundesamt ermittelt hat. Elektronische Helfer wie PC, Tablet oder Fernseher wandern sogar noch früher in den Müll. Smartphones werden oft schon nach zwei Jahren ausrangiert, weil die Telefongesellschaften dann ein neues Modell zur Verfügung stellen."



Aktueller Nachtrag:



„Das EU-Parlament hat eine Resolution zur geplanten Obsoleszenz verabschiedet. Sie fordert unter anderem eine robustere Bauweise, längere Mindestfunktionsdauern und eine leichtere Reparierbarkeit von elektronischen Geräten. Bis zur gesetzlichen Umsetzung ist es aber noch ein langer Weg. […]

Der Bericht nimmt mit seinen Forderungen die immer zügiger ablaufenden Produktzyklen im Haushaltsgeräte- und Elektronikbereich ins Visier und brandmarkt diese indirekt als umweltschädlich sowie im Grunde ineffizient und für die Verbraucher zu teuer. […]

Zukünftige Angebote sollten nicht nur aus dem Produkt selbst bestehen, sondern aus einem Gesamtpaket mit relevanten Zusatzaspekten wie erweiterter Gewährleistung, der Verfügbarkeit von Ersatzteilen und der Einfachheit einer Reparatur. Im Zuge dessen wird auch die Förderung von Produzenten von modularen Systemen vorgeschlagen, deren Produkte leicht zu zerlegen und deren Komponenten ohne großen Aufwand untereinander austauschbar sind. […]

Letztendlich soll es für Verbraucher wieder attraktiver werden, ihre beschädigten Geräte wieder zu reparieren, anstatt sie durch neue zu ersetzen. […] Generell sollten alle Komponenten, die für den Betrieb eines Gerätes notwendig sind, austausch- und reparierbar sein. […]

Unter dem Banner des Kreislaufwirtschaftsansatzes der EU (Circular Economy) ruft der Bericht die Mitgliedsstaaten auf, diese Überlegungen in ihre nationalen Regelwerke einfließen zu lassen und nach Möglichkeit zu fördern. […]

Ob und inwieweit die EU-Kommission – nur ihr kommt derzeit das Recht zu eine Rechtsnorm vorzuschlagen – diesen Ansichten letztlich folgen wird, steht […] noch in den (europäischen) Sternen.“

6. Juli 2017, Computerbase: Das EU-Parlament zielt auf die geplante Obsoleszenz





Geplante Obsoleszenz: Schneller kaufen, noch schneller wegwerfen
(Umfangreiche Hintergrundinformation)


Die Garantie ist gerade abgelaufen
und "plötzlich & unerwartet" ist der fast neue Computer, der Tintenstrahldrucker oder die teuren Wanderschuhe defekt und nicht mehr zu reparieren...

Das Thema "geplante Obsoleszenz",
ist (noch) ein blinder Fleck im Auge der Umweltbewegung und des Verbraucherschutzes. Bisher war immer nur die "Verlängerung der Produktlebensdauer" eines unserer wichtigen Nachhaltigkeitsthemen.
In viele Produkte werden von den Herstellern gezielt Schwachstellen eingebaut. Diese habgierbedingt-gezielte Verkürzung der Produktlebensdauer führt dazu, dass Produkte vorzeitig schad- oder fehlerhaft werden und so ein schnellerer Umsatz erreicht wird. Kurz nach Ablauf der (viel zu kurzen!) Garantiezeit ist das Produkt defekt und eine Reparatur "lohnt nicht". So gibt es zum Beispiel Tintenstrahldrucker mit einem eingebauten Zähler-Chip, die nach einer bestimmten Anzahl gedruckter Seiten nicht mehr funktionieren. Wird der Chip auf Null zurückgestellt, dann funktioniert der Drucker wieder...

Geplante Obsoleszenz und Stiftung Warentest
"Warentester glauben nicht an den eingebaute Produktverschleiß" steht jetzt ab und zu in den Medien. Diese Haltung der Warentester könnte auch daher rühren, dass die "Stiftung Warentest" dieses wichtige Verbraucherschutz-Thema in den letzten Jahren schlicht verschlafen hat.

Unbegrenztes Wachstum: Das Prinzip, das zur geplanten Obsoleszenz führt
Wir leben in einem System, in dem zerstörerisches, unbegrenztes Wachstum immer mehr zum Selbstzweck wird. Bei einem anhaltenden Wachstum von 3% verdoppelt sich das Bruttosozialprodukt alle 23 Jahre, bei 5% sogar bereits alle 14 Jahre. Und eine Menge, die exponentiell wächst, vertausendfacht sich jeweils nach der zehnfachen Verdoppelungszeit. Dauerhaftes exponentielles Wachstum einer Wirtschaft ist nicht möglich und führt zwangsläufig zur Selbstzerstörung. Die gezielte Verkürzung der Produktlebensdauer ist in einer Endphase unbegrenzten Wachstums unabdingbar, denn die Mehrzahl der Menschen hat überhaupt nicht den Platz, all die gekauften Produkte aufzubewahren. "Schneller kaufen und noch schneller wegwerfen" ist das Motto der "ich kaufe, also bin ich" Gesellschaft.


Schneller wegwerfen und die Endlichkeit der atomar-fossilen Energiereserven
"In einem Jahr verbrauchen wir gerade weltweit so viele fossile Rohstoffe, wie die Erde innerhalb einer Million Jahre herausgebildet hat." Quelle: Zukunftsfähiges Deutschland 2008. Gleichzeitig erzeugen wir Atommüll, der eine Million Jahre sicher gelagert werden muss. Immer noch gehören auch die Menschen in Deutschland zu den - zumeist unzufrieden gehaltenen - 20% der Menschheit, die 80% der Energie und Rohstoffe verschwendet und die damit für den Großteil der weltweiten Umweltverschmutzung verantwortlich sind. Und die restlichen 80% der Welt (insbesondere China und Indien) sind gerade dabei, unser zerstörerisches Modell einer Raubbauwirtschaft nachzuahmen.

Einige erste Beispiele für geplante Obsoleszenz:
Es gibt eine unendliche Vielzahl von Produkten, bei denen eigene Erfahrung auf eine gezielte Verkürzung der Produktlebensdauer schließen lässt. Das Problem ist der objektive, nachprüfbare Nachweis. Hier gäbe es ein großes, wichtiges und bisher vernachlässigtes Betätigungsfeld für Umweltverbände, Verbraucherzentralen, kritische Medien und die Politik. Ohne den massiven Druck der VerbraucherInnen wird sich nur wenig tun.

Diese Liste ist unvollständig und wartet auf Deine Ergänzung. Mail (bitte nur mit Quellenangabe)

  • Glühlampen: Ein Beispiel für geplante Obsoleszenz ist das 1924 gegründete Phöbuskartell, in dem die nominale Brenndauer von Glühlampen international auf 1000 Stunden festgelegt wurde, obwohl Glühbirnen viel länger brennen könnten. Quelle: Wikipedia
  • Nylonstrümpfe: Quelle: ORF
  • Gebäude: Gerade in den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts wurde mit alten Bautraditionen gebrochen und viele Gebäude extrem kurzlebig gebaut. Ein Beispiel dafür ist der Abriss der 33 Jahre jungen Universitätsbibliothek in Freiburg. Quelle: BUND & Mitwelt
  • Zahnbürsten: Es wäre technisch kein Problem, langlebigere Zahnbürsten zu produzieren
  • Computer, Smartphones, Laptops: "Forscher haben ein Programm entwickelt, das Prozessoren in kurzer Zeit so abnutzt, dass sie unbrauchbar werden. Mögliche Nutznießer: Hersteller, Kunden – oder Militärs (…) Hersteller können kurz vor der Veröffentlichung ihrer neuen Smartphones oder Laptops per Softwareupdate die Leistungsfähigkeit älterer Geräte mindern, um einen besonderen Kaufanreiz zu schaffen. Belastbare Daten zur Verbreitung dieser geplanten Obsoleszenz gibt es bislang aber nicht, konkrete Einzelbeispiele hingegen durchaus.“ berichtete „Die Zeit“ am 23.10.15
  • Waschmaschinen: Die durchschnittliche Lebensdauer einer Waschmaschine lag im Jahr 1998 bei rund zwölf Jahren; heute hält sie maximal sechseinhalb Jahre, manche Billigprodukte sogar nur drei Jahre“ Quelle: ARGE Abfallvermeidung
  • Epson-Tintenstrahldrucker mit eingebautem Verschleiß: Quelle: WOZ
  • Flachbildfernseher: Billige Elektrolytkondensatoren (Elkos) werden in teure Flachbildfernseher eingebaut und brennen kurz nach Ablauf der Garantiezeit durch. Quelle: Augsburger Allgemeine
  • Drucker: Quelle: ORF
  • Wanderschuhe, Fleece, Trekkinghosen und andere Outdoorprodukte (BoofeLaden: siehe unten)
  • Alle technischen Geräte mit fest eingebautem Akku
    Ein sicheres Zeichen für geplante Obsoleszenz sind fest eingebaute Akkus. Wenn der Akku kaputt ist und nicht ausgetauscht werden kann, dann ist zumeist auch das ganze Gerät kaputt. Die geplant kurze Lebenszeit des Akkus führt zur Begrenzung der Nutzungszeit des Produktes. Eines von vielen Beispielen ist das Smartphone. Der Akku-Ausbau war bei älteren Handys zumeist kein Problem. Bei neuen Smartphones lässt sich der Akku nicht, oder nur mit Spezialwerkzeug bewerkstelligen. Ganz schön „smart“ so ein "phone"... zumindest für die Hersteller. Für unsere Handy-Wegwerfkultur starben allein seit 1998 über 3 Millionen Menschen im "unbeachteten" Coltan-Rohstoffkrieg in Uganda
  • Apple MacBook: Beim neuen, teuren Apple MacBook ist die Eigenreparatur praktisch unmöglich gemacht. Der Reparaturdienstleister "iFixit" hat das neue Retina-MacBook auseinandergenommen und begutachtet. Dabei sind die Bastler zu dem Urteil gekommen, dass es sich bei dem extrem geschlossen entworfenen Produkt um den "am schwersten zu reparierenden Laptop" bisher handelt. Quelle: pressetext.com
  • Apple iPod: Quelle: ORF
"Bis heute werden nicht ersetzbare Teile in Apple-Geräten verbaut, an den Rest gelangt man nur mit Spezialwerkzeug. Umso erstaunlicher, dass Apple-Produkte weiterhin als Statussymbole taugen - vor allem in einer Gesellschaftsschicht, die sich etwas darauf einbildet, das Auto gegen ein Fahrrad getauscht zu haben und kein Fleisch mehr zu essen." schreibt die Süddeutsche Zeitung

Die Schweizer Stiftung für Konsumentenschutz SKS hat im Jahr 2013 über 400 Fälle dokumentiert die klar in die Kategorie geplante Obsoleszenz gehören. Über die Hälfte der eingegangenen Meldungen betreffen Computer, Drucker, Kopierer, Audio, TV, Video und Telekommunikationsmittel.


Verbot der geplanten Obsoleszenz in Frankreich
Wenn Hersteller in Frankreich die Lebensdauer ihres Produkts vorsätzlich verkürzen, drohen ihnen zwei Jahre Gefängnis und 300.000 Euro Strafe. Laut dem neuen französischen Energiewendegesetz kann die Geldstrafe zudem auf fünf Prozent des durchschnittlichen Jahresumsatzes des Unternehmens angehoben werden. Frankreich ahndet damit den gezielten Einbau von Schwachstellen etwa in Elektrogeräte und setzt ein Zeichen für Verbraucher- und Umweltschutz.

Eine Sonderform der gezielten Verkürzung der Produktlebensdauer
ist die "Modeerscheinung" der vorabgenutzten Jeans (stonewashed). Der Traum der Industrie in einem System zerstörerischen Wachstums ist die Übertragung des Stonewashed-Prinzips und der gezielten Verkürzung der Lebensdauer auf immer mehr Produkte des täglichen Verbrauchs. Die Zyklen des Produzierens, Kaufens, Nutzens und Wegwerfens sollen immer kürzer werden.

Staatlich organisierte Obsoleszenz: Die Abwrackprämie
Am 27.01.2009 hatte das Bundeskabinett die „Richtlinie zur Förderung des Absatzes von Personenkraftwagen" beschlossen. Wer sein über 10 Jahre altes Auto verschrottete, bekam bei gleichzeitiger Anschaffung eines Neuwagens eine so genannte Umweltprämie von 2500 Euro.
Hans Magnus Enzensberger gab der „Umweltprämie“ den richtigen Namen. Er schrieb: „Die Abwrackprämie ist eine Belohnung für die Vernichtung von Gebrauchsgegenständen; ihr Besitzer empfängt diese Prämie, die er als Steuerzahler entrichtet.“ (Zitatende)

Die Abwrackprämie war tatsächlich auch eine Umwelt- und Wertzerstörungsprämie und der Begriff “Umweltprämie” war orwellsches Neusprech. Viele der neuen Autos haben einen nur geringfügig niedrigeren Energieverbrauch und Schadstoffausstoß als die Altfahrzeuge. Die Energiemengen und Rohstoffe, die bei der Produktion eines Autos verbraucht werden, die damit verbundene Umweltzerstörung und die Schadstoffemissionen spielten in dieser Debatte keine Rolle. Ein Mittelklasse-Auto wiegt 1000 bis 2000 Kilogramm. Industrieprodukte haben einen "ökologischen Rucksack", der rund 30-mal so schwer ist - wenn man etwa den Abraum bei der Erzgewinnung für Stahl und Blech hinzurechnet.

Zitat:
"Eingebaute Obsoleszenz ist bei elektronischen Gütern absolut geplant und in gewissem Sinne auch notwendig: Die hohen Investitionskosten für die Entwicklung der Produkte müssen über neuen Konsum wieder hereingeholt werden."
Lucia Reisch, Wirtschaftsprofessorin Copenhagen Business School, Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung


"Geplante Obsoleszenz" oder "Sinnvolle Gebrauchsdauer"
In unserer Neusprech- Zeit, in der

Müllverbrennung - Thermische Abfallbehandlung
Folter - Umstrittene Verhörmethode
und Streubomben - Intelligente Wirksysteme


genannt werden, brauchen wir uns nicht zu wundern, dass es auch für die Verkürzung der Produktlebensdauer einen schönen grünwaschenenden Begriff gibt. „Sinnvolle Gebrauchsdauer“ ist die neue Wortschöpfung, die selbstverständlich nicht die Frage klärt, für wen es „sinnvoll“ sein soll, wenn Güter nach Ablaufen der Garantie kaputt gehen. Für den Verbraucher und die Umwelt wohl eher nicht.

Mehr arbeiten, schneller kaufen, schneller wegwerfen, weniger gut leben
passt als selbstzerstörerisches Konsum- und Lebensprinzip perfekt in die unsere rastlos-beschleunigte Endphase exponentiellen Wachstums. Der gehetzte, unsichere "ich kaufe, also bin ich" Mensch definiert sich über den schnellen Konsum von immer idiotischeren, unnützen und kurzlebigen Gütern. Er arbeitet und konsumiert immer mehr und immer hektischer und wird gleichzeitig immer unzufriedener.

Aktueller Einschub: Der Club of Rome beschreibt die Folgen des Überkonsums


Der vom Club of Rome im Mai 2012 veröffentlichte Report "2052" beschreibt die Folgen des Überkonsums und der Verschwendungswirtschaft:
„Die Menschheit hat die Ressourcen der Erde ausgereizt und wir werden in einigen Fällen schon vor 2052 einen örtlichen Kollaps erleben. Der Klimawandel wird dem Bericht zufolge sogar noch drastisch zunehmen: Die Treibhausgasemissionen werden erst 2030 ihren Höhepunkt erreicht haben. Das sei zu spät, um den globalen Temperaturanstieg auf zwei Grad zu begrenzen, wie es sich viele Staaten vorgenommen haben, sagte Randers. "Wir stoßen jedes Jahr zweimal so viel Treibhausgas aus wie die Wälder und Meere der Erde absorbieren können."
"Der Meeresspiegel wird um 0,5 Meter höher sein, das Arktiseis im Sommer verschwinden und das neue Wetter wird Landwirte und Urlauber treffen", so Randers. Bis 2080 werde sich die Temperatur um 2,8 Grad erhöhen, was einen sich selbst verstärkenden Klimawandel auslösen könne.“

Die gezielte Verschwendung von Rohstoffen, Energie und menschlicher Arbeitskraft durch die Produktion von kurzlebigen Produkten beschleunigt diese Zerstörungsprozesse und ist unverantwortlich.


Erste Überlegungen zu Forderungen an die Politik:
Maßnahmen gegen die Verkürzung der Produktlebensdauer müssten eigentlich für das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Ohne den Druck der Umwelt- und Verbraucherverbände und der Medien wird dies nicht geschehen. Angesichts der globalen Verknappung von Energie und Rohstoffen kann auch die Energiewende nur mit guten, langlebigen Produkten funktionieren. Die Parteien müssen erkennen: "Die Produktion langlebiger Produkte und Reparaturbetriebe schaffen Arbeit in Deutschland und Europa und nicht die längst nach China und Indien ausgelagerte Massenproduktion billiger Wegwerfartikel.

Forderungen:
  • Politik und Parteien müssen das Thema erkennen und aufgreifen
  • Ein Ansatz, gegen die geplante Obsoleszenz anzugehen, ist die massive Verlängerung von Garantien und Gewährleistungszeiten. Das Ministerium für Verbraucherschutz sollte in regelmäßigen Abständen für jedes Produkt die "durchschnittliche Lebensdauer" ermitteln und eine ein Drittel darüber liegende Mindestgarantiezeit fest legen. Dies würde den technischen Fortschritt nachhaltig beschleunigen.
  • Werbung und Werbeanzeigen ohne die Angabe von Garantiezeiten darf es nicht mehr geben.
  • Das Papier, auf dem die Garantie aufgedruckt ist, muss eine längere Lebensdauer als das Produkt haben


Wenn wir die gezielte Verkürzung der Produktlebensdauer
von Zahnbürsten, Jeans, Strumpfhosen, Computern, Bahnhöfen (Stuttgart 21), Gebäuden und anderen Dingen einfach so akzeptieren, wenn die Zyklen des Produzierens, Kaufens, Nutzens und Wegwerfens immer kürzer werden, dann brauchen wir uns über die absehbare Endlichkeit der Energie- und Rohstoffreserven und die Verlängerung der Lebensarbeitszeit nicht zu wundern. Gute, schöne, sinnvolle, reparaturfähige Produkte möglichst lange nutzen... Nur so können wir die Energie- und Rohstoffwende durchsetzen...

Die Macht der VerbraucherInnen
gegen die Verkürzung der Produktlebensdauer war bisher zumindest einmal erfolgreich. Der US-Konzern Apple wurde 2003 von tausenden Kund­Innen per Sammelklage vor ein Gericht gebracht. Im iPod waren Akkus mit sehr kurzer Lebensdauer installiert, die natürlich nicht austauschbar waren. Es kam zu keinem Urteil, weil Apple sich außergerichtlich mit den KlägerInnen einigte. Dennoch war die Klage ein erster Erfolg im Kampf für nachhaltige Produkte.

Ein Wirtschaftssystem, in dem Firmen auf die gezielte Verkürzung der Lebensdauer von Produkten setzen, ist nicht nachhaltig und zukunftsfähig. Die Firmen setzen gezielt auf die Dummheit und Manipulierbarkeit der VerbraucherInnen. Laufzeitverkürzte Produkte sind eine beleidigende Unverschämtheit und damit allerdings auf der Höhe der Zeit.

Axel Mayer, BUND Geschäftsführer




Informationsblätter zum Thema geplante Obsoleszenz gibt´s
zum Selbstkostenpreis (90 Stck = 4€) hier.

Den Flyer zur geplanten Obsoleszenz können Sie als PDF-Datei auch hier herunterladen.














Geplante Obsoleszenz - Unbegrenztes Wachstum - Multiple Krisen


Ein Redebeitrag von BUND-Geschäftsführer Axel Mayer vom 5. Februar 2013 im Kommunalen Kino in Freiburg:

Schneller kaufen - Schneller wegwerfen – Das Prinzip der geplanten Obsoleszenz –



Das Thema des Abends ist die geplante Obsoleszenz
die „gezielte Lebensdauerverkürzung von Produkten“ aber auch die vielen anderen Formen von Obsoleszenz.


Als BUND-Geschäftsführer möchte ich das Thema in einen größeren gesellschaftspolitischen und umweltpolitischen Rahmen einordnen

Ich glaube nicht daran, dass hinter: „Schneller kaufen - Schneller wegwerfen“ nur der böse Wille und das Gewinnstreben einzelner Firmen steht

Geplante Obsoleszenz ist für mich eine Reaktion der Wirtschaft in Krisen und einer zerstörerischen Endphase exponentiellen Wachstums

Ich muss zugeben
Seit 39 Jahren bin ich im Umweltschutz aktiv,
aber bis vor einem ¾ Jahr kannte ich den Begriff „Geplante Obsoleszenz“ nicht

Ich saß vor einem ¾ Jahr mit der Fernsehjournalistin Sigrid Faltin zusammen und wir diskutierten eine Sonderform der Obsoleszenz

Den Abriss der Freiburger Unibibliothek nach nur 33 Jahren

Abends kam die Mail von Sigrid: Zu dem Thema läuft ein sehenswerter Film auf Arte

Seither beschäftige ich mit diesem Thema:
  • Internet: 22.000 Zugriffe auf unsere Seiten
  • Viele Medienanfragen
  • Versuch, das Thema in den BUND und in die bundesweite Umweltbewegung zu tragen


„Seither beschäftige ich mit diesem Thema“ ist eigentlich falsch ausgedrückt

Wir haben das Pferd immer nur vom anderen Ende her aufgezäumt.
Die wünschenswerte und notwendige Langlebigkeit von Produkten war immer schon ein BUND-Thema. Nur die gezielte Kurzlebigkeit nicht...

Noch einmal:
Ich glaube nicht daran, dass hinter: „Schneller kaufen - Schneller wegwerfen“ nur der böse Wille und das Gewinnstreben einzelner Firmen steht

Geplante Obsoleszenz ist für mich eine Reaktion der Wirtschaft in einer zerstörerischen Endphase exponentiellen Wachstums. Es ist ein Puzzelestück
in den aktuellen multiplen globalen Krisen


1932 veröffentlichte der damalige General-Motors-Chef Bernard Londons sein Buch „Ending the depression through planned Obsolescence“.
Die Idee war, dass eine verkürzte Haltbarkeit von Produkten den Konsum anheizen würde und so der Wirtschaft aus der Depression helfe.

Zwei Fragen ans Publikum:

  • 1) Wie viel Wachstum hätten Sie denn gerne?
    (wie viel Wachstum brauchen wir, um aus der Krise zu kommen?)

    Bei einem anhaltenden Wachstum von 3% verdoppelt sich das Bruttosozialprodukt alle 23 Jahre, bei 5% sogar bereits alle 14 Jahre...
    Und eine Menge, die exponentiell wächst, vertausendfacht sich jeweils nach der zehnfachen Verdoppelungszeit.


  • 2) Wie viele Dinge haben Sie in Ihrem Haushalt?

    Eine durchschnittliche Mitteleuropäerin oder ein Mitteleuropäer besitzt heute zwischen 10 000 und 13 000 Dingen, und es werden (Dank Wachstum & Werbung) täglich mehr


Jetzt stellen Sie sich die Menge der Dinge vor, die Sie besitzen und ein dauerhaftes Wachstum von 3%
Ist schnelles Wegwerfen die Problemlösung?

Uns wird gesagt:
Chinesen & Deutsche arbeiten recht effizient und produzieren viel

Uns wird gesagt:
Die Finanz- und Wirtschaftskrise soll dadurch gelöst werden, dass Griechen, Spanier und der Rest der Welt so effizient arbeiten und produzieren wie Chinesen & Deutsche...

Ich frage Sie:
  • Wohin dann mit den ganzen Produkten? (Jährlich kommen in Deutschland 1,7 Mio. Tonnen Elektro- und Elektronikgeräte auf den Markt)
  • Wer soll den ganzen Scheiß kaufen und woher sollen Energie und Rohstoffe für die Produktflut kommen?
  • Ist es sinnvoll und erfüllend unter immer größerem Stress immer mehr zu arbeiten um immer kurzlebigere und dümmere Produkte zu kaufen?


"Früher" gab es diese Probleme nicht
  • Wir produzierten nicht so effizient
  • Es gab alle zwanzig dreißig Jahre einen großen Krieg und viele der Überlebenden besaßen nach dem Krieg nur noch 200 Dinge...


Wir sollten versuchen, unsere Probleme ohne Krieg zu lösen

In der Logik eines Systems unbegrenzten Wachstums spricht alles für Schneller kaufen - Schneller wegwerfen

  • Früher haben sich die Menschen über den Besitz von Dingen, über das „Haben“ definiert
  • Heute definiert sich eine werbeerzogene „Ich kaufe, also bin ich - Generation“ nicht mehr über den langen Besitz eines Produkts, über das „Haben“, sondern über den kurzen Vorgang des Kaufs

Und das Verrückte: Wir kaufen und kaufen und sind zunehmend unzufrieden, krank, ausgebrannt

In der Logik eines Systems unbegrenzten Wachstums und globalen Raubbaus spricht alles für Schneller kaufen - Schneller wegwerfen

Doch unbegrenztes Wachstum zerstört begrenzte Systeme
Das Versprechen vom unbegrenzten Wachstum ist nicht haltbar und beschleunigt die globale Krisen

Unsere globale Raubbauwirtschaft führt zu:
  • Klimawandel
  • Ausbeutung (nicht nur) armer Länder
  • zur absehbaren Endlichkeit der Energie- und Rohstoffvorräte
    "In einem Jahr verbrauchen wir gerade weltweit so viele fossile Rohstoffe, wie die Erde innerhalb einer Million Jahre herausgebildet hat."
  • zu Peak Oil, Peak Gas, Peak Kupfer, langfristig Peak Everything


Auch für unsere Handy- und Computerwegwerfkultur starben seit 1998 über 3 Millionen Menschen im "unbeachteten" Coltan-Rohstoffkrieg im Kongo.

Es gibt ein Politikproblem
In Sachen Wachstumsglaube und geplante Obsoleszenz gibt es fast keinen Unterschied zwischen der neoliberalen Rechten und strukturkonservativen Linken.

Der berühmte Satz: „Wir müssen die Binnenkonjunktur ankurbeln“ heißt doch nichts anderes als - schneller kaufen - schneller wegwerfen

Die Abwrackprämie / Umweltprämie war eine klassische Form von staatlich organisierter geplanter Obsoleszenz und eigentlich leider auch alt-sozialdemokratisch...

Wer sein über 10 Jahre altes Auto verschrottete, bekam bei gleichzeitiger Anschaffung eines Neuwagens eine so genannte Umweltprämie von 2500 Euro.
Hans Magnus Enzensberger gab der „Umweltprämie“ den richtigen Namen: „Die Abwrackprämie ist eine Belohnung für die Vernichtung von Gebrauchsgegenständen; ihr Besitzer empfängt diese Prämie, die er als Steuerzahler entrichtet.“ (Zitatende)

Was tun?
Sie warten jetzt auf die berühmt berüchtigten Appelle der Umweltbewegung ans Gewissen und an den guten Menschen:

„Ändert Euer Leben: Kauft langlebige Produkte“

Nach fast vier Jahrzehnten in der Umweltbewegung habe ich immer weniger Lust auf solche Appelle.

Es ist gut, ökologisch sinnvoll zu handeln, aber Appelle reichen nicht und nützen wenig.

Wir müssen gegen die zerstörerische Logik eines Raubbausystems angehen.

Was tun?
Die Macht der VerbraucherInnen gegen die Verkürzung der Produktlebensdauer war bisher zumindest einmal erfolgreich:

Der US-Konzern Apple wurde 2003 von tausenden KundInnen per Sammelklage vor ein Gericht gebracht. Im iPod waren Akkus mit sehr kurzer Lebensdauer installiert, die natürlich nicht austauschbar waren. Es kam zu keinem Urteil, weil Apple sich außergerichtlich mit den KlägerInnen einigte. Dennoch war die Klage ein erster Erfolg im Kampf für nachhaltige Produkte. Gegen Obsoleszenz durch "immer Neues kaufen müssen" hat das Urteil wenig genützt

Was tun?
  • Der Kampf gegen die geplante Obsoleszenz ist ein unbeachteter, wichtiger Aspekt der Energie- und Rohstoffwende
  • Wir müssen Fortschritt menschengerecht definieren und dürfen den Begriff nicht den Gierigen überlassen
  • Wir brauchen die massive Verlängerung von Garantien und Gewährleistungszeiten. Das Ministerium für Verbraucherschutz sollte in regelmäßigen Abständen für (fast) jedes langlebige Produkt die "durchschnittliche Lebensdauer" ermitteln und eine ein Drittel darüber liegende Mindestgarantiezeit fest legen. Dies würde den technischen Fortschritt nachhaltig beschleunigen.
  • Werbung und Werbeanzeigen ohne die Angabe von Garantiezeiten sollte es nicht mehr geben.
  • Das Papier, auf dem die Garantie aufgedruckt ist, muss eine längere Lebensdauer als das Produkt haben (Kein Thermopapier)
  • Informieren Sie sich.


Was können wir gewinnen?
  • Aus einem Puzzlestück der globalen Krise könnte ein Puzzlestück der Problemlösung werden
  • Langlebige, schöne, reparaturfähige Produkte
  • Eine Verringerung der Lebensarbeitszeit (die dann aber auch global und national besser verteilt werden muss)
  • Eine Verringerung der Energie- und Rohstoffverschwendung, der Umweltverschmutzung und des Klimawandels
  • Zukunftsfähigkeit und echte Nachhaltigkeit
  • Einen Ansatz für das „Gute Leben“ mit einem massiv verringerten Input an Energie- Rohstoffen und menschlicher Arbeitskraft


"Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier." Ghandi

Axel Mayer, BUND Geschäftsführer
(Es gilt das gesprochene Wort)






Unbegrenztes Wachstum zerstört begrenzte Systeme


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    "Die Wahrheit", Warnungen & Hinweise:
    • 1) Diese regionalen BUND-Internetseiten sind "altmodisch-textorientiert" und manchmal lang. Wir bieten keine modischen Infohäppchen, sondern wenden uns an die kleiner werdende Minderheit, die noch in der Lage ist längere Texte zu lesen und zu erfassen.
    • 2) Wenn Sie hier "Die Wahrheit" suchen, werden Sie sie nicht finden. Es gibt sie nicht, "Die Wahrheit", sondern immer nur Annäherungen daran, Wahrheitsfragmente. Es wird Ihnen nichts übrigbleiben, als sich mit den "anderen Wahrheiten" auseinander zu setzen, um zu einer eigenen Meinung zu kommen. Verlassen Sie auch einmal den engen "Echoraum" der eigenen Meinung im Internet. Misstrauen Sie Wahrheitsverkündern! Haben Sie Mut, Ihren eigenen Verstand zu gebrauchen. Es gibt in diesem Land tatsächlich auch noch einige kluge, zumeist differenzierende Medien.
    • 3) Im Zweifel ist die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte immer noch eine gute Quelle zur Orientierung.











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    Dieser Artikel wurde 68200 mal gelesen und am 12.1.2022 zuletzt geändert.