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Kirschessigfliege: Was tun? Gift oder kein Gift?

13.03.2015

Die Kirschessigfliege – was tun? Gift oder kein Gift?

Die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii), ein erst im Jahr 2011 bzw. v.a. auch im Jahr 2014 kurz vor der Weinlese aufgetretener Schädling, der alles weichschalige Obst wie Trauben, Beeren, Pflaumen, Kirschen, Pfirsiche….., befällt, auch gesunde reife und noch reifende Früchte.

Die Eier werden in die Früchte gelegt, durch die schlüpfenden Maden wird das Fruchtfleisch von innen aufgefressen, sodass die Früchte in sich zusammenfallen. Dies kann innerhalb von 2-3 Tagen nach Befall erfolgen.

Innerhalb von 8-14 Tagen kann sich 1 Generation entwickeln, ein Weibchen kann zw. 200 und 400 Eiern legen. So können sich innerhalb 1 Jahres zwischen 10 und 15 Generationen jeweils mit einer entsprechend großen Population entwickeln.

Es ist immer mit dem Einwandern von neuen Schadinsekten aus benachbarten Kulturen oder auch von Wildbeeren wie Holunder oder Brombeeren zu rechnen. Für die Kirschessigfliege war das Jahr 2014 "ideal". Der milde Winter und des nasse Sommer führten zu einem starken Anwachsen der Population.

Die Kirschessigfliege bereitet Obst-, Beeren- und Weinbauern große Probleme, teilweise sogar existentielle Sorgen, wie der kurze folgende Auszug aus der Badischen Zeitung zeigt:
"Die Kirschessigfliege hat dem Obstbau in der Region bereits massiv geschadet. Matschige Beeren, stinkende Kirschen: Nicht nur die Winzer fürchten die Kirschessigfliege. Bei den Obstbauern in der Region hat sie bereits massive Schäden angerichtet."

Für den Naturschutz bedeutet dies ein Dilemma:
Einerseits können wir die Landwirte verstehen, die ihre Ernten und Erträge schützen wollen, andererseits dürfen sich die umwelt- und bienenschädlichen Giftorgien, die wir bei der Bekämpfung des Maiswurzelbohrers und des Buchsbaumzünslers teilweise erlebt haben, nicht wiederholen.

Im Rebbau ist momentan noch vieles unklar:
Welche Sorten überhaupt anfällig sind, in deren Beeren sich die Larven wirklich entwickeln können. Auch für die Bekämpfung gibt es momentan keine wirklich wirksamen Ansätze.

Allerdings sind überall Forschungsprogramme angelaufen. Biologische Schädlingsbekämpfungsmittel werden erforscht, sind aber noch längst nicht praxisreif.

Kirschessigfliege, Maiswurzelbohrer und Buchsbaumzünsler zeigen beispielhaft die Probleme einer globalisierten Welt und teilweise auch die Folgen des Klimawandels.
Hier müssen Landwirte, Bio-Landwirte und Naturschutzverbände gemeinsam nachhaltige zukunftsfähige Lösungen suchen.


Welche Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es?
Vor der Fruchtreife:
- Einnetzen von Kulturen:
Nur bei kleinen Kulturen, gerade auch im Haus- und Kleingarten, möglich, oder unter Folientunneln, Maschenweite max. 0,8mm
- Mögliche Befallsreduzierung durch Aufhängen von Köderfallen: Plastikbehälter (z.B. Trinkbecher) ca. 4cm hoch gefüllt mit naturtrübem Apfelessig und Wasser im Verhältnis 1:1, dazu ein Schuss Rotwein (wegen der Farbe) und ein Tropfen Spülmittel (wegen der reduz. Oberflächenspannung), Deckel mit ca. 15-20 Öffnungen nicht größer als 3-4mm, da sonst viele andere nicht erwünschte Insekten in die Falle gelockt werden. Köderflüssigkeit regelmäßig erneuern
- Durch Hygienemaßnahmen zur sofortigen Bekämpfung:
Sehr wichtig!

Keine befallenen Früchte am Baum lassen, abgefallene Früchte immer sofort entfernen,
befallene Früchte in Plastiktüten verschließen und zur Abtötung von Eiern und Larven der direkten Sonneneinstrahlung aussetzen
nicht Kompostieren, da dabei die verschiedenen Entwicklungsstadien nicht sicher abgetötet werden
- Durch natürliche Feinde, wie verschiedene Wespenarten ( Gall-,Brack-,Zehr-,Erzwespen), die auch als Larvenstadien gekauft werden können
- Schnelles Abernten, alle 2 Tage

- spezielle Insektizide, aber:

    o Prinzipiell aus bekannten Gründen problematisch
    o Hier können sich aufgrund des schnellen Generationszyklus und der hohen Vermehrungsrate schnell Resistenzen bilden und damit werden die Insektizide sehr schnell unwirksam
    o Kaum Eindämmung des Befalls möglich aufgrund der schnellen Einwanderung von neuen Kirschessigfliegen
    o Als möglichen chemische Spritzmittel sind zur Zeit nur 2 Mittel zugelassen, die aber beide als bienengefährlich (B1-Mittel) eingestuft werden, nämlich Spin Tor und Piretro, dessen Einsatz für spezielle Notfallsituationen zugelassen wird. Nach der Bienenschutzverordnung dürfen diese Mittel nur morgens bzw. abends ausgebracht werden, weder auf blühende Pflanzen noch auf von Bienen angeflogenen nicht blühenden Pflanzen ( z.B. wegen der Ausscheidungen von Honigtau von Blattläusen) und der Untergrund ist zu mulchen.


Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer


Links zum Thema Kirschessigfliege:



Kirschessigfliege: Überwachung und Massenfang:


Ein lesenswerter Beitrag von Claudia Daniel auf der Seite von .bioaktuell.ch
  • Überwachung
    Zur Überwachung des Auftretens sollten in allen sensiblen Kulturen (Erdbeeren, Kirschen, Heidelbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Trauben) beim Farbumschlag der Früchte Fallen aufgehängt werden. Geeignet hierzu sind Dosen oder Flaschen aus Plastik mit dicht schliessendem Deckel. Im oberen Bereich werden mit einem heissen Nagel Löcher von zirka 5 Millimeter Durchmesser hineingebrannt. Um das Entleeren der Fallen zu erleichtern, sollte eine Flaschenseite ohne Löcher bleiben.

    Als Köder wird folgende Mischung eingefüllt:
    50 % Wasser
    40 % Apfelessig
    10 % Rotwein
    2 Tropfen Seife oder Spülmittel

    Die Fallen sollten im schattigen Bereich insbesondere an Parzellenrändern aufgehängt und regelmässig kontrolliert werden. Gebrauchter Köder sollte bei der Fallenkontrolle nicht in die Obstanlage geschüttet werden. Die Männchen sind leicht an schwarzem Flügelfleck zu erkennen. In der Regel kann von einem Geschlechterverhältnis von etwa 1:1 ausgegangen werden.
    Um Fruchtbefall mit Maden festzustellen, können Proben mit 100 Früchten einige Stunden eingefroren werden. Die Larven verlassen die Früchte und können gezählt werden. Alternativ können die Früchte vorsichtig zerdrückt und mit einer konzentrierten Salzlösung (350 Gramm Salz pro Liter) übergossen werden. Nach etwa zehn Minuten schwimmen die Larven auf der Oberfläche der Salzlösung und können gezählt werden.

  • Massenfang
    Zum Massenfang können die gleichen Fallen wie zur Flugüberwachung verwendet werden. Dabei sollte ab Beginn des Farbumschlags der Früchte alle zwei bis fünf Meter eine Falle montiert werden. Zu Beginn des Farbumschlags der Früchte sollten die Fallen zuerst an den Parzellenrändern aufgehängt werden, um ein Einwandern der Fliegen in die Kultur zu verzögern. Sobald die Fliegen auch das Zentrum der Parzelle besiedelt haben, sollten die Fallen in einem Fünfmeterraster über die ganze Anlage verteilt aufgehängt werden. Versuche aus Italien zeigten, dass der Massenfang mit Fallen eine deutlich bessere Wirkung hat, als die wiederholte Anwendung von Insektiziden.


Im Rebbau ist momentan noch vieles unklar:
Welche Sorten überhaupt anfällig sind, ob sich die Larven in den Beeren wirklich entwickeln können. Auch für die Bekämpfung gibt es momentan keine wirklich wirksamen Ansätze.

Allerdings sind überall Forschungsprogramme angelaufen. Biologische Schädlingsbekämpfungsmittel werden erforscht, sind aber noch längst nicht praxisreif.









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Dieser Artikel wurde 15403 mal gelesen und am 18.12.2018 zuletzt geändert.