Vorsorglicher Amphibienschutz an der Gemeindeverbindungsstraße Herbolzheim-Ringsheim (Stand: 2003-04-26)
Beim Bau der neuen Gemeindeverbindungsstraße (GVS) Herbolzheim-Ringsheim (2001/02) haben wir uns dafür eingesetzt, dass von vorne herein Unterquerungen eingebaut werden, damit der Lebensraum eines eventuell vorhandenen Amphibienbestandes nicht völlig durchtrennt wird. Am zuvor errichteten Straßenabschnitt Kenzingen-Herbolzheim wurden keine Unterquerungen eingebaut, und man erkannte dieses Versäumnis erst, als im Frühjahr 2001 die ersten Krötenleichen auf dem Asphalt festzustellen waren.
 
Zur besseren Orientierung im folgenden bebilderten (alle Fotos: Peter Steiert) Text werden die verlegten Röhren nach ihren Initiatoren benannt und hier in ihrer Aufeinanderfolge von Süd nach Nord aufgelistet:
 
Steiert'sche Röhre Position 5+200
Pseudo-Röhre Position 5+250
südl. Freyler'sche Röhre Position 5+520
nördl. Freyler'sche Röhre Position 5+860
 
(Die erste Zahl bei der Positionsangabe gibt die Entfernung in Kilometern vom Beginn der neuen Straße in Kenzingen an, die zweite Zahl ist eine zusätzliche Strecke in Metern.)
 
Die Freyler'schen Röhren dienen dazu, die ausgeräumte landwirtschaftliche Fläche westlich der GVS mit der Fläche östlich davon zu verbinden, die wegen ihrer Nähe zum Barbara-Biotop (ehemalige Verladestation des Eisenerzbergwerkes östlich der Bahnlinie) ein höheres Potential an biologischer Vielfalt hat.
Die nördliche Freyler'sche Röhre verbindet einen Feldweg, der von Westen auf die GVS stößt, ... fn1
fn2 ... mit dem Feldweg, der auf der Ostseite parallel zur Straße verläuft.
 
Die südliche Freyler'sche Röhre verbindet zwei durch die GVS unterbrochene Feldwegabschnitte. Leider verläuft sie nicht rechtwinklig zur Straße: Während die Öffnung auf der Westseite direkt neben der Einmündung des Feldweges in die GVS liegt, ... fs1
fs3 ... ist sie auf der Ostseite unnötig weit vom Feldweg entfernt. Es kommt hinzu, dass die Röhre wegen ihres schrägen Einbaues unnötig lang ist und ihre Hinderniseigenschaft damit verstärkt wird.

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Dem gleichen Zweck wie die Freyler'schen Röhren dient jetzt auch die Pseudo-Röhre, die eigentlich gar nicht vorgesehen war. Ihrer merkwürdigen Existenz (die Badische Zeitung berichtete darüber) ist es auch zuzuschreiben, dass die Steiert'sche Röhre nachträglich verlegt werden musste, nachdem die Straße bereits asphaltiert war. (Die anderen Röhren waren im Ablauf der Baumaßnahmen zum richtigen Zeitpunkt an den vorgesehenen Stelle unter die Erde gekommen, wenn auch nicht optimal ausgerichtet).

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Der Zweck der Steiert'schen Röhre ist es, eine "natürliche" Struktur, bestehend aus einer Reihe alter Bäume und Gebüsche entlang des Feldweges von der Bahnlinie zum Gehöft Hönig mit der entsprechenden Fläche westlich der GVS zu vernetzen. Es ist nämlich absehbar, dass durch den Ausbau der Bahntrasse diese Struktur von Osten her gekappt werden wird und man deshalb in der Zwischenzeit ihre Expansion nach Westen vorantreiben sollte. Dafür ist die Existenz einer Unterquerung hilfreich, wenn nicht gar Voraussetzung.
Das Foto zeigt diese Struktur in der Mitte der oberen Bildhälfte: Blick von der GVS nach Osten, im Hintergrund der Kahlenberg. st5
Ansicht der Steiert'schen Röhre von Westen ... st3
st2 ... und von Osten.
 
An dieser Stelle war es notwendig, einen zweiten Röhrenabschnitt unter einem Feldweg hindurch zu führen, der von dem in die GVS verschwenkt einmündenden Haupt-Feldweg (auf dem Foto rechts, Blick nach Westen) nach Süden abzweigt. Mit dem Graben im Vordergrund des Fotos ist das Ende jener Stuktur zu erkennen, deren Ausbreitung nach Westen über die GVS hinaus gefördert werden soll. st1

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Bewertung der Ausführung:
 
Unmittelbar nach dem Bau war die Einbettung der Röhrenmündungen in ihr Umfeld noch keineswegs gelungen. Das dauerte dann etwa ein Jahr, bis ein Bagger diese Arbeit im April 2003 erledigen durfte.
Zwar haben sich die Arbeiter gleich sehr viel Mühe gemacht, den Innenboden der Röhren mit Erde zu bedecken (um durchkriechende Tiere nicht der ätzenden Betonoberfläche auszusetzen) und den unmittelbaren Übergang zum Straßenbankett mit Natursteinen zu ummauern. fs2
st4 Es fehlten jedoch noch die "Ariadne-Fäden" zu den Stellen hin, die durch die Unterquerungen verbunden werden sollen. Statt gleich einen entsprechenden Graben zu ziehen, wurden die Straßenränder einfach als schiefe Ebenen gestaltet, in denen die Tunnelöffnungen wie Fremdkörper lagen, so dass sie bei seitlicher Ansicht (siehe mittlere rote Markierungsstange auf dem Foto) kaum zu erkennen waren.

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und hier noch die Längenbilanz:
 
ausgeführte mögliche abs. [m] rel. [%]
Länge [m] Überschuss
Steiert'sche Röhre 14,7 + 5,6 14,7 + 5,6 0 0,0
Pseudo-Röhre 23,5 0 23,5 100
südliche Freyler'sche Röhre 17,4 15,2 2,2 12,6
nördliche Freyler'sche Röhre 14,6 12,5 2,1 14,4
zusammen: 75,8 48,0 27,8 36,7
 
In Worten: Wäre auf das Verlegen der Pseudo-Röhre verzichtet worden und hätte man die Röhren überall rechtwinklig zur Straße verlegt, dann wäre die ganze Aktion mehr als ein Drittel billiger ausgefallen, weil statt 70,2 nur 42,4 m zu verlegen gewesen wären!

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