BUND Lauffen

Keine Nordtangente in Lauffen - Stellungnahme des BUND zur geplanten Umgehungsstraße in Lauffen

Die geplante Trasse zerschneidet eine abgelegene Fläche im Landschaftspark Neckar, die sich durch die besondere Lage im Dreieck zwischen Neckar, Bahnlinie und der Engstelle bei Nordheim entwickeln konnte. Betroffen sind gute, landwirtschaftlich genutzte Böden und Streuobstwiesen im Bereich der Überschwemmungsfläche Wasen.

Landwirtschaftliche Betriebe im Vorderen Burgfeld werden eingeschränkt und damit die lokale Wirtschaft nachhaltig geschädigt.
Die Beanspruchung der Flächen im südöstlichen Abschnitt zwischen B27 und der verlängerten Ilsfelder Straße wird voraussichtlich noch erheblich gravierender als geplant, ausfallen, weil aufgrund der Höhenverhältnisse große Böschungsflächen notwendig werden.

Zerschnitten wird der Biotopverbund der flächenhaften Naturdenkmale Neckarinseln in Lauffen und dem NSG Neckarprallhang bei Lauffen.
Zusätzlich zum Schutz nach Landesrecht sind diese Flächen nach unserem Kenntnisstand teilweise Bestandteile des FFH-Gebietes „Nördliches Neckarbecken“. Bei einer Hauptverkehrsstraße, die in relativ geringem Abstand zwischen den geschützten Flächen hindurchführt und ihren Verbund durchschneidet, sind negative Auswirkungen anzunehmen. Besonders kritisch sehen wir den Einfluss auf die Vogelwelt (Wanderfalken und Eulenarten). Im Umweltbericht zum Flächennutzungsplan werden die geschützten Flächen nicht einmal erwähnt. Die Aussage, geschützte Flächen seien nicht berührt, zeugt von einer fachlich nicht vertretbaren Verengung des Blickwinkels auf die Trasse.

Neben dem Verlust von Weinbauflächen mit Trockenmauern im Gewann „Mühlweingärten“ sind von gravierender Bedeutung die Eingriffe in das nach §32 NatSchG geschützte Feldgehölz Haldenrain.

In erfreulicher Weise treten die Prognosen der Verkehrszunahme bis 2020 des Büros Bender + Stahl nicht ein. Während diese von einer Verkehrszunahme von +20% von 2002 bis 2020 ausgehen, betrug die reale Verkehrszunahme in Baden-Württemberg von 2002 – 2007 gerade 2%. Eine längerfristige Betrachtung zeigt, dass die Verkehrszunahmen während der letzten Jahre ständig abgenommen haben. Dafür spricht auch, dass die Bevölkerung in Deutschland seit 2002 und im Regierungsbezirk Stuttgart seit 2005 abnimmt – in Baden-Württemberg wird ein Rückgang ab 2012 erwartet (Datengrundlage Statistisches Landesamt Baden-Württemberg). Damit entfällt eine wesentliche Begründung für die Nordtangente.

Dennoch wird die Planung der Nordtangente in vorliegender Form ein beträchtliches, zusätzliches Verkehrsaufkommen für Lauffen induzieren. Die Attraktivität Lauffens für den Durchgangsverkehr wird erhöht.
Verkehr aus dem Zabergäu zur B27 und nach Heilbronn und in Gegenrichtung wird zunehmend über Lauffen fahren anstatt über Nordheim.
Die Nordtangente Laufen wird zum Bestandteil einer Südwestumfahrung um das Weinsberger Kreuz von Bad Rappenau bis Ilsfeld, die durch die Nordumfahrung Ilsfeld (planfestgestellt), den Ausbau Lauffen – Nordheim und weitere geplante Ausbauvorhaben der L 1105 geschaffen wird. Dadurch wird Umleitungsverkehr der A6/A81 über Lauffen geleitet, der mit der Stadt nichts zu tun hat und ihrer Wirtschaft keine Vorteile bringt, sie aber erheblich belastet.

Abgesehen von Verkehrsverlagerungen erzeugt eine neue Straße durch das Verkürzen von Fahrzeiten neuen Verkehr, weil sie es attraktiver macht, auswärts einzukaufen oder zu arbeiten.

Ohne stark einschränkende Eingriffe in den Verkehrsfluss der Kies- und Stuttgarter Straße wird dort der Entlastungseffekt nicht in erhofftem Maße eintreten. Fahrzeuge aus Brackenheim und aus Nordheim mit Fahrtziel B27 Richtung Süden werden weiterhin die Ortsdurchfahrt Kies-/Stuttgarter Straße nutzen.

Eine Untersuchung unterschiedlicher, in den letzten Jahren gebauter Umfahrungsstraßen in Baden-Württemberg durch den BUND-Landesverband hat gezeigt, dass in den meisten Fällen die Summe des Verkehrs auf der alten Ortsdurchfahrt und der neuen Umfahrungsstraße nach der Eröffnung der Umfahrung drastisch zugenommen hat, ein Effekt, der von den Verkehrsuntersuchungen nicht vorausgesagt worden war.

Weitere Stadtgebiete werden durch zusätzliche Lärmemissionen belastet, das Seniorenheim Haus Edelberg wird durch zusätzlichen Verkehr und Lärm beeinträchtigt. Die Trassenführung durch die Rebflächen im Gewann Mühlweingärten wird Lauffen auch von Norden mit Lärmemissionen belasten. Zusammen mit den Lärmemissionen der B27 aus Richtung Kirchheimer Höhe wird Lauffen von zwei Seiten beschallt werden. Die Annahme im Umweltbericht, die Auswirkungen auf den Menschen seien überwiegend positiv, ist damit nicht haltbar. Der zusätzlichen Verlärmung im Lauffener Norden stehen voraussichtlich nur geringe Entlastungen innerorts gegenüber.

Als vermeintliches, auf absehbare Zeit nicht finanzierbares und nicht durchführbares „Allheilmittel“ blockiert die Nordtangente sinnvolle und kostengünstige Verkehrslösungen und gefährdet die Wirtschaftlichkeit der zukünftigen Südtrasse der Stadtbahn. Als Betroffene des Straßenverkehrs aus dem Zabergäu müssen wir uns mit für die zeitnahe Einrichtung der Südachse der Stadtbahn einsetzen. Eine Einflussnahme auf den Flächenverbrauch unserer Nachbarkommunen mit zugehörigem, induziertem Straßenverkehr ist dringend geboten. Wir weisen darauf hin, dass die Stadtbahn im Zabergäu alle Gemeinden gleichzeitig von KFZ-Verkehr entlasten wird, während jede Ortsumfahrung die Nachbargemeinden mit zusätzlichem Verkehr belastet.


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Keine Nordtangente in Lauffen
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