Ortsverband Königstein-GlashüttenAn der B8 liegen Wiesen zum GenießenArtikel in der Taunus Zeitungvon Gerrit Stolte
Printausgabe vom 06.04.2005 An der B8 liegen Wiesen zum Genießen Von Gerrit Stolte Königstein. Wie wichtig den Königsteinern die Natur ist, wurde bei der bundesweiten Befragung im Auftrag der Gartenämter schon deutlich (TZ berichtete). Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die Umgebung der Kurstadt selbst im an ökologischen Schätzen reichen Taunus ihresgleichen sucht. Das meint zumindest der Diplom-Biologe Stefan Nawrath: «Die Königsteiner Gegend ist herausragend.» Nawrath und sein Arbeitgeber, die Abteilung für Ökologie und Geobotanik des Botanischen Instituts der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, können dieses Urteil auch belegen: Erst kürzlich veranstalteten sie ein Symposium zur Thematik «Taunus-Flora». Dabei wurden auch das Naturschutzgebiet Schmittröder Wiesen sowie der Buchenbestand im Bereich des Forstamtes Königstein vorgestellt. Vor allem von den Schmittröder Wiesen – nahe der Billtalhöhe, von Königstein kommend gleich rechts der B 8 – geht ein besonderer Reiz aus, davon sind die Pflanzenkundler überzeugt «Dieses Gebiet hat weitgehend noch den Zustand wie in der vorindustriellen Zeit», betonte Nawrath im Gespräch mit der Taunus Zeitung. Damals hätten die Menschen das Gebiet vor allem landwirtschaftlich genutzt: «Und da Grünflächen nicht gedüngt wurden, hat sich dort eine einmalige Pflanzen- und Tiervielfalt erhalten können.» Vor allem bei den Graswiesen sind viele seltene, im Fachjargon Gesellschaften genannte, Wiesenarten erhalten geblieben: Niedermoorgesellschaften, Feuchtwiesen des Calthion, Frischwiesen und Borstgrasrasen. Auch für die Artenvielfalt bei den Tieren ist die Erhaltung der Wiesen entscheidend. Nawrath: «Die Wiesen sind niedrigwüchsig, da kein Dünger zum Einsatz gekommen ist. Bodenbrüter wie die Waldschnepfe finden deshalb ideale Bedingungen vor.» Dass die Schmittröder Wiesen als Naturschutzgebiet deklariert wurden, hat für Nawrath außer der ökologischen Dimension auch eine politische Komponente: «Wir fordern von den Entwicklungsländern den Erhalt des tropischen Regenwaldes, sind selbst allerdings nur in begrenztem Rahmen dazu bereit, unsere Natur in ihrem ursprünglichen Rahmen zu erhalten», betonte der Biologe. «Wenn es um die Biodiversität geht, ist das aber auch ein notwendiges Gebiet.» Zwar seien die Wiesen durchaus vom Menschen beeinflusste Kulturlandschaften. Dennoch sei der Einfluss begrenzt gewesen, betonte Nawrath mit Verweis auf den fehlenden Düngemitteleinsatz. Die natürliche Entwicklung der Flora im Taunus ist auch am Buchenbestand im Bereich des Königsteiner Forstamts zu beobachten – zumindest potenziell. Denn auch wenn ein menschlicher Einfluss nicht ausgeschlossen werden kann, hat sich die Vegetation relativ unberührt entwickelt. Und das hat sogar für Landschaftplaner einen positiven Effekt. Nawrath: «Wenn es darum geht, Ausgleichsflächen für größere Baumaßnahmen aufzuforsten, kann man mit Planspielen die erwünschte Vegetation planen.» Man würde sich fragen, wie sich die Natur ohne den Menschen entwickeln würde. «Der Buchenbestand im Königsteiner Wald ist da natürlich ein aussagekräftiges Bezugssystem.» Dass der Wald von den Königsteinern gern und oft als Ausflugsziel genutzt wird, ist bekannt. Auch die Schmittröder Wiesen sind zumindest auf einem kleinen Trampelpfad begehbar. «Allerdings ist der nicht sonderlich attraktiv», betonte Nawrath. Und verlassen werden darf er auch nicht: Schließlich soll die Natur erhalten bleiben. Die zum Symposium Taunus-Flora erschienenen «Beiträge zur Flora und Vegetation des Taunus» (Heft 18 der Geobotanischen Kolloquien) sind beim Botanischen Institut, Abteilung Ökologie und Geobotanik, zu beziehen. Telefon: (069) 798-2 47 31. E-Mail: r.wittig@em.uni-frankfurt.de. |
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