Wasserläufer

Interessante historische Aspekte des Reichenbachs

Das Dorf Reichenbach (945 als „Richinbach“ zum ersten Mal schriftlich erwähnt) hat von dem Reichenbach seinen Namen erhalten: Bach, reich an Wasser. Das Wort „Stauf“ kann sowohl Kelch als auch Fels oder Berg bedeuten. Somit bezieht sich dieses Wort in den Ortsnamen von Nieder- und Oberstaufenbach offensichtlich auf den Bergstock der Heidenburg (443 m) in der Gemarkung von Oberstaufenbach. Wahrscheinlich hieß der Reichenbach im Bereich der Heidenburg ursprünglich „Staufenbach“. So erhielt der Bach seinen Namen vom Berg und die Dörfer wurden nach dem Bach benannt.

Im frühen Mittelalter bildete der Reichenbach die Grenze zwischen dem Remigiusland (rechtes Ufer) und dem Reichsland (linkes Ufer), später zwischen der Pfalzgrafschaft Veldenz-Lauterecken und dem Herzogtum Zweibrücken. Im Bereich von Niederstaufenbach bildete der Limbach und bachaufwärts der Reichenbach auch die Grenze zwischen dem Besitz der Wild- und Rheingrafen von Grumbach und der Grafschaft Veldenz.

Für das Jahr 1600 ist überliefert, dass sich im Reichenbach „allerhand Fische“ und Krebse befanden. Das Fischrecht stand dem damaligen Veldenzer Pfalzgrafen zu. In Oberstaufenbach erstreckt sich die Gewässerpacht heute auf die Bäche Reichenbach, Limbach und Gerstbach. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Pächter jährlich 150 einsömmrige Forellen einzusetzen. In der Zeit des Dritten Reiches wurden viele Ortsbäche als sogenannte Notstandsarbeiten reguliert. Schon 1935 begradigte man den Reichenbach auf Reichenbacher Gemarkung und entwässerte die Wiesen. Die Ufer wurden wie mit einem Lineal geradegezogen, mit Stangen und Pfählen befestigt und der Bach in sein neues Bett gefesselt. Die Ufer wurden glattgehobelt. „Nach Abschluß der Regulierungsarbeiten herrschte eitel Freude beim Anblick der neuen schnurgerade gezogenen Bäche. Es störte von nun an auch kein Baum und kein Strauch mehr die Geraden“. Dies führte zu einem schnelleren Wasserabfluss und bei starkem Regen oder anhaltendem Regenwetter zu Überschwemmungen auf Oberstaufenbacher Gemarkung, wo die gewünschte Regulierung nicht durchgeführt wurde. Der Landwirtschaft brachte die durchgeführte Aktion den Vorteil einer qualitativ besseren Wiesenfuttererzeugung, weil der Anteil der sauren Gräser in den entwässerten Wiesen merklich zurückging, jedoch zu Lasten der Futtermenge. Ein Vorteil wurde damals auch darin gesehen, dass ein Großteil der Wasserpfützen und Quellen verschwand und dadurch eine leichtere Bearbeitung der Wiesen möglich wurde. Die Landschaft wirkte danach jedoch eintönig. In Oberstaufenbach erfolgte eine Bachbegradigung erst in den 1950er Jahren oberhalb des Dorfes.

Viele der einstigen Veränderungen kann man an verschiedenen Bereichen des Baches heute noch sehen. Der Bach hat sich aber weitestgehend einen natürlichen Lauf zurückgeholt, was die vielen Auskolkungen zeigen (nach: BUND-Wasserläufer).

Entlang des Reichenbachs wurden in früheren Jahrhunderten bis fast bin unsere Zeit hinein mehrere Mühlen betrieben. Die Oberstaufenbacher Mühle beispielsweise mit oberschlächtigem Mühlrad wird erstmals im Jahre 1571 erwähnt. Sie war eine Erbbestandsmühle und gehörte dem Herzog von Pfalz-Zweibrücken. 1600 kam sie an die Veldenzer Grafenlinie. Schon kurz nach dem 30-jährigen Krieg erfolgte ihre Wiedererrichtung. Im 18. Jahrhundert bestand die Mühle aus einem Mahl- und einem Schälgang. Im ausgehenden 18. Jahrhundert hatte die Mühle zwei Wasserräder, die jedoch wegen Wassermangels meist nur einzeln betrieben werden konnten. Die Einstellung des Mühlenbetriebes erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg. Die inzwischen aufgehobene Niederstaufenbacher Mühle liegt talabwärts rechts des Baches an dem alten Mühlgraben. Sie wurde 1743 genannt mit zwei oberschlächtigen Wasserrädern, Pachtpreis pro Rad zwei Malter Korn und Hafer. Friedelhausen besaß zwei Mühlen, eine Ölmühle und eine Mahlmühle, die beide neben der Brücke auf dem linken Bachufer stehen. Die Mahlmühle, die noch bis 1960 produzierte, war eine der letzten Getreidemühlen in der Pfalz im Reichenbachtal.

Quellen:
Cappel, Michael (1994): Oberstaufenbach im Wandel der Zeit. (Hrsg. von der Ortsgemeinde Oberstaufenbach).
Schäfer, Hans und Besier, Detlef (1995): Chronik Reichenbach-Steegen. (Hrsg. von der Ortsgemeinde Reichenbach-Steegen).
Landkreis Kusel (Hrsg.) (2007): Die Verbandsgemeinde Altenglan. Sonderheft der Westricher Heimatblätter. Jg. 38.



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