Wasserläufer

18. September 2007

Wissenschaftliche Befischung am Otterbach

Neuer Typ „Schwemmfächergewässer“ kartiert!

Der Otterbach ist ein typisches Beispiel für den neu formulierten Typ eines Schwemmfächergewässers. Die Gewässer, die in den Schwemmfächern von Speyerbach, Queich und, wie in diesem Fall, der Wieslauter verlaufen, besitzen morphologische Eigenheiten, die sie von den Mittelgebirgsgewässern des Pfäl-zerwaldes und den Niederungsbächen der Rheinebene stark unterscheiden. Sie sind stark im Gelände eingetieft, besitzt aber dennoch eine enorme Dynamik und bilden weite Schlaufen und Mäander aus. Im Frühjahr wurde der Otterbach bei Jockrim als beispielhaftes Referenz-Fließgewässer der Vorderpfalz zur Untersuchung seiner Strukturgüte, seiner Dynamik und biologischen Vielfalt ausgewählt.

Während des Jahres 2007 untersucht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und das Büro für Süßwasserökologie ProLimno im Autrag des Landesamtes für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz auf diese Weise 24 der besten Bäche als Leitbilder für die Gewässertypen des Lan-des.

Ehrenamtliche Mitarbeiter des BUND Rheinland-Pfalz („Wasserläufer“) beobachten gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Betreuer-Team diese optimal ausgebildeten Gewässerabschnitte. Im Frühjahr wurden die Wasserläufer in die Gewässerstruktur-gütekartierung eingewiesen und führen sie seitdem selbstständig durch. Dabei fand auch eine Beprobung der Kleinlebewesen statt. Nun stand als kleines „Highlight“ eine Befischung des Gewässers sowie die Entnahme von Kieselalgenproben gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Team von ProLimno an.

Bei der Befischung handelt es sich um eine Elektrobefischung. Hierbei wird ein elektromagnetisches Feld im Gewässer erzeugt, in dem die Fische auf den positiven Pol zuschwimmen. Dadurch werden sie für kurze Zeit betäubt, so dass sie in Ruhe untersucht werden und durch ihre Anzahl und Größe Aufschluss über den Zustand des Referenzgewässers geben. Danach werden die Fische unbeschadet wieder in den Bach eingesetzt. Die Kieselalgen werden von Steinen abgebürstet und im Labor auf ihre Zusammensetzung untersucht und vervollständigen damit das Bild der Be-siedlung.

Der Otterbach gehört mit seiner vielseitigen, naturbelassenen Gewässerstruktur zu den Referenz-Fließgewässern, sprich Vorbild-Gewässern. Bäche wie er dienen spä-ter als Leitbild, wenn es bei der Umsetzung der Vorgaben der Wasserrahmenrichtli-nie darum geht, die rheinland-pfälzischen Fließgewässer dort wo nötig, zu verbessern, um den guten Zustand zu erreichen.

Erwähnenswert ist beim Otterbach der über mehrere Kilometer reichende, naturnahe Verlauf zwischen Kandel und Jockgrim, der nur von wenigen Straßenquerungen durchschnitten wird. Die Befischung eines 500 m langen Abschnittes ergab insge-samt 8 Arten. In größerer Anzahl kamen dabei Gründlinge, Rotaugen und Hasel vor, die sich dort, wie der Fund von Jungfischen zeigte, auch vermehren. Für Erstaunen bei den beobachtenden Wasserläufern sorgte der Fang großer Döbel und Flussbar-sche. Nicht gefunden werden konnten die hier zu erwartenden besonderen Arten Bachneunauge und Bitterling, die jedoch durch Befischungen aus dem Vorjahr nach-gewiesen sind. Letzterer ist auf die sich dort regelmäßig zu findenden Großmuscheln angewiesen. Die Fische sind insbesondere durch eine Austrocknung des Baches gefährdet, welche zuletzt 2006 vorkam und durch Wasserableitungen und -entnahmen oberhalb verschärft wurde. In den aktuellen Erhebungen ist dieses Er-eignis noch spürbar. Auch die geplanten Baumaßnahmen im Rahmen des Straßenbaus erfordern eine umfassende Rücksichtnahme auf dieses einzigartige Gewässer.


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