WasserläuferDer Bosenbachvon der Quelle bis zur Mündung aus historischer und volkskundlicher Sichtvon Michael Cappel, JettenbachErstmals wird uns in einer Urkunde aus dem Jahre 945 der Name Bosenbach genannt. In dieser Urkunde wird das Dorf „Basinbach“ erwähnt. Ob der Wasserlauf nach dem Ortsnamen oder der Ortsnamen nach dem Wasserlauf genannt wurde, lässt sich heute nicht mehr genau feststellen. Die Namensdeutung besagt uns, dass dem Grundwort –bach der Personenname Baso vorangestellt wurde. Im Laufe der Zeit wandelte sich der Ortsname in Basinbach (14. Jh.), Basenbach (1514), Boosenbach (1588) zum heutigen Bosenbach. Mundartlich wird der Bach als auch das Dorf „boosebach“ genannt.Der Bosenbach entspringt auf der Nordseite des Spannagelberges, welcher mit seinen 449,5 Höhenmetern auf Jettenbacher Gemarkung liegt. Eigentlich ist dem Bosenbach keine eigene Quelle zuzuordnen, denn im näheren Umfeld gibt es drei kleinere Quellen, welche sich nach wenigen hundert Metern zum Bosenbach vereinigen. Hierzu zählt der Gabelsborn, auch Gabelsbrunnen (1714) genannt. Der Gabelsborn gab dem mittlerweile mit Jungwald bestandenen Gelände seinen Namen. Weiterhin wird die Rückseite des Spannagelberges als „obig dem Gabelsborn“ bezeichnet. In der feuchteren Jahreszeit und bei starken Regenfällen kann sich der Wasserlauf des Gabelsborn auch enorm verstärken, denn dann dient der Graben als Abfluss für die gesamten Niederschläge des nordwestlichen Spannagelberges. Als weiterer Quellfluss ist das Petersbrünnchen zu nennen, welches etwas westlich des Gabelsborn entspringt. Foto: Winfried Sander Eine dritte Quelle befindet sich unterhalb der ehemaligen Ackerflächen in der Gabelsheck. Als Rinnsal fließt dem Wasserlauf des Gabelsborn, bevor er sich mit dem Wasser des Petersbrunnen vereinigt, noch der Überlauf des Leonhards-Brunnen zu. Diese kleine Quelle wurde erst in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Angehörigen der Familie Leonhard gefasst. Foto: Winfried Sander Das sogenannte „Petersbrünnchen“ wurde im ausgehenden 19. und zu Beginn des 20. Jh. am Namenstag Peter und Paul von Jettenbacher Männern mit dem Rufnamen Peter aufgesucht, wodurch wohl der Name entstand. In geselliger Runde wanderte man zum Brünnchen um einen kleinen Umtrunk zu tun. Es durften aber nur die Peter aus den besser gestellten Familien an diesem Umtrunk teilnehmen. Lediglich Peter Leonhard, ging am Namenstag Petri-Stuhlfeier alleine ans Petersbrünnchen, da er sich als besonderer Peter fühlte. Die anderen nannten ihn dann scherzhaft „de Stuhlfeier“. Im anstehenden Fels des Waldbezirkes Bosenbach sind an einigen Stellen die Ausläufer eines Kohlenflözes, das den Odenbacher Schichten zuzuordnen ist, anzutreffen. Diese geringen Kohlenlager wurden im 19. Jh. und nochmals nach dem Ersten Weltkrieg abgebaut. Nach der Vereinigung der Wasserläufe durchfliest das Bächlein den Waldbezirk „Oberste Bosenbach“, der bis in die Neuzeit hinein aus Feuchtwiesen bestand und die Fortsetzung der Wiesen „In den Heintzen Löschen“ bildete. Etwas weiter nördlich beginnt dann das eigentliche Wiesental des Bosenbachs, wo dem Bach die geringen Wasser des „Röhlgraben“ zufließen. Sowohl die Wiesen in der obersten Bosenbach, als auch die Wiesen in der Bosenbach, waren so feucht und schattig, dass man hier kaum das Gras zur Ernte trocknen konnte. Meist musste es auf anderen Wiesen nochmals nachgetrocknet werden. Rechter Hand des Bosenbaches befinden sich die ehemaligen Äcker des „Betzmesholz“, welche heute größtenteils wieder bewaldet sind. Überragt wird das Tal von der bewaldeten Bergkuppe „Schwindler Buckel“. Auch auf der gegenüberliegenden Seite der Waldabteilung Bosenbach sind mittlerweile die ehemaligen landwirtschaftlich genutzte Flächen, die zungenartig in den Wald hineinragten, nicht mehr vom Altbestand zu unterscheiden. Die Fortsetzung dieser Flächen ist als Flutgraben ausgebildet, welche nach Westen ansteigt und sich in drei kleinere Gräben verzweigt. Diese Gräben werden als „Dreiklamm“ oder „Schlaggraben“ bezeichnet. Die Bezeichnung Schlaggraben stammt aus der Zeit der Weidenutzung der Wälder. Bis zu diesem Graben durfte die Nachbargemeinde Bosenbach mit ihrem Weidevieh ziehen und hatte somit in Jettenbach ein „grenzübergreifendes“ Weiderecht. In einer Urkunde aus dem Jahre 1600 heißt es „uffen geschlagen bis an den Graben“. „Schlag“ wird hier im Sinne von Abteilung, bzw. Bereich verwendet. In diesem Bereich des Waldbezirkes Bosenbach erfolgt die Bewirtschaftung mittlerweile wieder nach dem Prinzip des naturnahen Waldbaues, wo sich der Jungbestand selbst entwickeln kann. Nun nähern wir uns der engsten Stelle des Tales, welche noch vor ungefähr 50 Jahren als Wiesen genutzt wurde. Am Ende dieser Engstelle ist linkerhand eine weitere Wiesenzunge auszumachen, die „Bosenwoog“ genannt wird und auf einen alten Weiher hinweist. Diese liegt aber schon auf Bosenbacher Bann. Hier wendet sich die talaufwärts kommende Gemarkungsgrenze der beiden Dörfer Bosenbach und Jettenbach, bergaufwärts nach Westen. Dieser Grenzverlauf bildete um 1600 die Grenze zwischen den beiden Fürstentümern Veldenz-Lauterecken und Pfalz-Zweibrücken. Um einen korrekten Grenzverlauf festzulegen und sich nicht wie bisher über natürliche Grenzen streiten zu müssen, entschlossen sich beide Landesfürsten eine Steinsetzung vorzunehmen. Diese Grenzsteine sind größtenteils erhalten geblieben und begleiten uns bis hinab zum Dorf Bosenbach. Nächster kleiner Zufluss ist rechter Hand der „Kreuzbach“, von Jettenbach kommend. Namengebend für diesen Gemarkungsnamen war möglicherweise ein Sühnekreuz, denn hier soll sich einmal ein Mord beim Wiesenwässern ereignet haben. Kurz bevor der Bosenbach nun den Jettenbacher Bann verlässt, ist noch eine römische Siedlungsstelle zu erwähnen. Diese liegt erhöht über dem steil abfallenden Hang zum Bosenbach hin, unterhalb des Waldes „Häbelt“. Nach dem Eintritt des Baches auf Bosenbacher Bann mündet der von Nordost zufließende „Klingelbach“ hinzu. Diese Vereinigung geschieht kurz vorm Erreichen des Oberdorfes von Bosenbach, denn der alte Ort bestand aus zwei Ortsteilen, dem viel größeren Hauptort, dessen Häuser um die protestantische Kirche gelegen waren und dem nur wenige Wohnplätze zählenden Oberdorf. Entgegen verschiedener Erzählungen ist auszuschließen, dass sich die Lage des Ortskernes von Bosenbach im Laufe der Geschichte mehrmals verändert hat. Dies begründet sich auch mit der bereits 1442 erwähnten Dorfkirche. Im alten Ortskern erkennt man noch heute die vielen stattlichen Bauerngehöfte, meist sogenannte westricher Einfirsthäuser. Neben den Bauern gab es im Dorf viele Handwerker und im 19. und 20. Jh. auch eine stattliche Anzahl an Wandermusikanten. Vom Oberdorf herab fließt der Bosenbach nun dem heutigen Dorfplatz im Ortskern zu. Hierbei durchfließt er den Gemarkungsbezirk „Gallengarten“ und die „Oberwies“. Anscheinend befanden sich zwischen den beiden Ortsteilen in älterer Zeit etliche Nutzgärten, was durchaus typisch für die mittelalterliche Zeit ist. Hier konnten die Menschen auch noch die Bachnähe als Wasserquelle nutzen. Im Umfeld des heutigen Dorfplatzes sind neben dem Bosenbach zwei weitere Zuflüsse auszumachen. Von Südwesten fliest der „Walschbach“ und von Nordosten der „Lanzenbach“ hinzu. Genau in diesem Bereich des Zusammenflusses dieser drei Bäche, wurden bis ins 18. Jh. verschiedene Zehnt- und Steuerbezirke der Bosenbacher Gemarkung geschieden. Der Lanzenbach entspringt am nördlichen Rand des Buchenwald, aus einem ausgedehnten Bergmassiv, wo im 19. und 20. Jh. mehrere Steinbrüche betrieben wurden. Diese fasste man später zu den Steinbruchbetrieben Scheeweiderhof zusammen. Das Wasser des Lanzenbachs nutzten die Bewohner noch bis in 18. Jh. hinein zum täglichen Bedarf. Um 1750 kaufte sogar die Dorfgemeinschaft dem Müller die am Bach gelegene Mühle ab, da sie durch das Klausen des geringen Bächleins im Dorf oftmals kein Wasser hatten. Als Grund gaben sie an, dass man das Wasser zum Kochen und zum Trinken benötige. Der Walschbach entspringt, gleichfalls wie der Bosenbach auf Jettenbacher Gemarkung, an der Grenze zu Reichenbach. 1714 wird sogar einmal der „Wahlsbacher Brunnen“ verzeichnet, womit man wohl die Quelle dieses Bächleins lokalisiert hat. Nach der Vereinigung der drei Bäche umfließt der Bosenbach den ehemaligen südwestlichen Rand des Dorfes und wendet sich dann gegen Westen allmählich dem Reichenbach zu. Zuerst durchfließt er das Wiesental der „Breitwies“ und der „Eichwies“. In einer weiteren großzügigen Schleife umfließt der Bach die bewaldete Bergkuppe des „Bannholz“, um dann in das ausladende Wiesental der „Walberswies“ und der anschließenden „Kirchenwies“ zu gelangen. Vom „Bannholz“ aus erblickt man auf einer Anhöhe, rechts des Bosenbachs, den Turm der ehemaligen Bosenbacher Feldkirche. Diese ehemalige, mittelalterliche Feldkirche wurde 1834 wegen Baufälligkeit abgerissen. Nur ihr Turm blieb vom Abriss verschont. Schon in ältester Zeit diente die außerhalb des Dorfes gelegene Kirche den Menschen der umliegenden Dörfer als zentrales Gotteshaus mit Begräbnisrechten. Obwohl immer wieder behauptet wurde, dass um die Feldkirche ein Dorf gelegen war, konnten bisher keine Hinweise dazu aufgefunden werden. Auch der frühe Nachweis einer Kirche im Dorf Bosenbach lässt diese Erzählung in den Bereich der Sagen und Anekdoten ansiedeln. Für die ehemalige Kirche gibt es noch mehrere, teilweise bis heute gebräuchliche Namen. So könnte der Name Wolfskirche gleich zwei Ursprünge haben. Der Sage nach soll sich einmal ein Schaf vor einem Wolf in die Kirche gerettet haben. Eine weitere Namensgrundlage könnte die aus der Römerzeit stammendes steinerne Plastik eines Löwen sein, welcher einen Esel reißt. Da die mittelalterliche Bevölkerung keinen Löwen kannte, hat man diesen fälschlicherweise als Wolf zu identifizieren versucht. Die Bezeichnung „Langkirche“ kommt von der Bauform des ehemaligen Kirchenschiffes, das im Gegensatz zur Dorfkirche eine langgezogene, rechteckige Bauform aufzeigte. Letztendlich nannte man die auf dem Friedhof gelegene Kirche auch die „Totenkirche“, da sie lange Zeit nur noch bei Beerdigungen genutzt wurde. Interessant sind die im Turmgewölbe erhalten gebliebenen Seccomalereien aus der zweiten Hälfte des 14. Jh.. Die drei Glocken dieser Kirche hat man bereits um 1592 in die damals neu errichtete Dorfkirche verbracht. Trotz mehrmaliger Abrissbemühungen blieb der Bevölkerung diese uralte Kirche bis ins 19. Jh. hinein erhalten. Der unter Denkmalschutz stehende Turm zeigt an verschiedenen Stellen die Zweitverwendung römischer Mauersteine auf. Gotische und romanische Stilelemente an den Fenstern und Schalllöchern lassen unterschiedliche Bau- und Renovierungsepochen erkennen. Das Gebälk des Turmes stammt nach dentrochronologischen Untersuchungen aus der Zeit um 1310. Bis ins ausgehende 19. Jh. wurde der um den Turm gelegene Friedhof von den drei Dörfern Bosenbach, Friedelhausen und Niederstaufenbach genutzt. Heute finden lediglich die Verstorbenen aus Bosenbach hier ihre letzte Ruhestätte. Als letzter Zufluss gelangt der Schambach unterhalb des Friedhofes von rechts zum Bosenbach hin. Danach verengt sich das Tal wieder und der Bosenbach durchfließt die „Langenau“. Ein schmales, langes Wiesental, dessen Name wohl von der langen Au(e) kommt. Linkerhand der Langenau erhebt sich die Bergkuppe des „Hallewald“, welcher noch heute als Pfründewald der Bosenbacher Kirche gehört. Auf der rechten Seite wird das Tal durch den „Kalkofenwald“ begrenzt. Hier befanden sich nachweislich schon im Mittelalter Kalköfen, um die gebrochenen Kalksteine zu Brennen. Noch heute sind hier die Eingänge dieser Kalkstollen und der Standort der Kalköfen bekannt. Letztendlich vereinigt sich der Bosenbach in den „Kalkofenwiesen“ mit dem Reichenbach. Hier befindet sich auch die Gemarkungsgrenze zwischen Bosenbach und Friedelhausen. Beide Bäche werden von den parallel dazu verlaufenden Landestraßen begleitet. Parallel zum Bosenbach verläuft bis zur Ortsmitte des Dorfes die Landesstraße L 370 und der Reichenbach wird von der Landesstraße L 367 in Richtung Niederstaufenbach begleitet. |
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