Kreisgruppe Bad Kreuznach

Naheland - Schatzkammer für die Vielfalt des Lebens

Wer das Naheland durchwandert, erlebt auf Schritt und Tritt die Schönheit und Vielgestaltigkeit der Landschaft. Wildromantische und manchmal bizarre Felspartien, karge Felsheiden, bunte Blumenwiese, verträumte Bachtäler und stille Wälder wechseln einander ab. Die Reste einer traditionellen Kulturlandschaft mit idyllischen Dörfern, steilen Weinbergen und sanftwelligen Feldfluren sind vielfach noch erhalten geblieben.

Doch über den Reichtum an landschaftlicher Schönheit ist das Naheland deutschlandweit bei Naturforschern bekannt. Neben der für mitteleuropäische Verhältnisse ganz „normalen“ Tier- und Pflanzenwelt werden durch das sehr trockene Allgemeinklima, die extremen geländeklimatischen Gegensätze in den tiefen Schluchten und die kargen Felsböden Arten begünstigt, die ihren Verbreitungsschwerpunkt in weit entlegenen Gebieten haben.


Hauch von Mittelmeer


Purpur-Knabenkraut


In den Wärmeperioden nach der Eiszeit breiteten sich wärmebedürftige Lebewesen weit nach Mitteleuropa aus. Doch als die Temperaturen wieder zurückgingen, blieben Relikte in den Warmtrockengebieten von Rhein, Mosel und Nahe zurück. Felsen-Ahorn, Purpur-Knabenkraut und Federgräser bilden im Naheland die bedeutendsten deutschen Vorkommen aus. Unter den Tieren gehören Westliche Smaragdeidechse, Würfelnatter, Segelfalter, Himmelblauer Bläuling und Westliche Steppen-Sattelschrecke zu den „Südeuropäern“.

Baum des Südens: Felsen-Ahorn


Felsen-Ahorn


Der Felsen-Ahorn wird auch Dreilappiger oder Französischer Ahorn genannt. Bereits im März entfaltet er seine gelbgrünen Blüten und schmückt dann weithin sichtbar unsere Felsen. Im Herbst fällt er durch das knallig rot-gelb gefärbte Laub auf. Der sehr wärmebedürftige Baum ist rings um das Mittelmeer verbreitet. Die Trockenwälder sind meist recht lückig und erlauben den Aufwuchs weiterer wärme- und lichtliebender Gehölze. Typisch sind Elsbeere, Esche, Wolliger Schneeball und Berberitze. Schon im Winter blüht die Stinkende Nieswurz. Im zeitigen Frühjahr folgen Blaustern und Fester Lerchensporn, später Wiesen-Schlüsselblume und das Manns-Knabenkraut. Auch der als natürlicher Bodendecker wuchernde Purpurblaue Steinsame bietet Hummeln reichlich Nahrung.

Fliegendes Zebra

Der Segelfalter, eine im Mittelmeergebiet weit verbreitete Art, ist eines der Wappentiere des Nahetals. Der cremeweiß und schwarz gestreifte Schmetterling fällt allein durch seine Größe auf und bevorzugt warme Felshänge. Er vollführt an Felskuppen im Frühsommer seine Hochzeitsflüge (Hilltopping) und legt an der Stein-Weichsel seine Eier ab, aus denen sich grüne, mit kleinen orangen Punkten gezeichnete Raupen entwickeln.


Wogende Steppengräser


Rosshaar-Federgras


Durch das trocken-warme Klima werden neben mediterranen Arten auch Pflanzen der östlichen Steppen, wie die Federgräser, begünstigt. Die im Winde wogenden, langen Grannen der Pfriemen- und Federgräser verleihen den Steppenrasen ein ganz eigenes Flair. Es erinnert an ungarische Puszta und mongolische Steppen. Wir stehen inmitten eines einzigartigen Blütenmeeres aus lila Blüten von Skabiosen-Flockenblume und Kopflauch, weißen Farben von Aufrechtem Ziest und Edel-Schafgarbe, den leuchtenden Polstern des Flügelginsters und des Sonnenröschens. Es scheint, als trügen die Schmetterlinge diese Farbenpracht in die Luft. Jede Jahreszeit hüllt die kargen Felsen in eigene Farbaspekte. Im zeitigen Frühjahr sind es die Gelbtöne des Steppen-Fingerkrautes, im Herbst die der Goldhaar-Aster. Im Winter treten dagegen die hellgrauen Polster der Strauchflechten stärker in Erscheinung. Wärmebedürftige Kriechtiere wie Mauereidechse, Westliche Smaragdeidechse und Schlingnatter, nehmen auf den Felsen ihr Sonnenbad. Unter den Vögeln bevorzugen Heidelerche, Schwarzkehlchen und Zippammer diese kargen Strukturen.


Gesteinshalde aus der Eiszeit

Als in der Eiszeit das Gelände sich zu heben begann und die Nahe sich tief in das Felsmassiv eingrub, zerbrach am Hellberg (bei Kirn) die Felswand zu einer gigantischen Gesteinshalde - die mächtigste nördlich der Alpen. Gegen Ende der letzten Eiszeit waren Kälte ertragende Pflanzen weit über Europa verteilt.

Mit zunehmender Erwärmung zogen sie sich nach Skandinavien und in die Alpen zurück. Doch letzte Reliktvorkommen von Sponheimer Steinbrech, Brillenschötchen und Blaugras haben sich auf dem kalten, nordexponierten Felsen halten können. Auf den flachgründigen Gesteinsböden des Hellberggipfels ist dagegen der mediterrane Felsen-Ahorn der prägende Baum.

Projekte
Ökologische Gartenmesse "Heimische Zaubergärten"
Naturerlebnis Naheland
Naturerlebnis Rheingrafen-Plateau
Kräuterbeet im Kurpark von Bad Münster am Stein
Naturgärten
Naturstation "Lebendige Nahe"
Fauna in unserer Region
Agrarwende
Naturpark Soonwald-Nahe
Mobilfunk und Funkwellen
Tschernobyl
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