BUND Kreis Höxter

Die Wildkatze ist zurück im Kreis Höxter

Zwei überfahrene Wildkatzen gefunden

Einzelbeobachtungen von Wildkatzen gab und gibt es in den letzten Jahren einige im Kreis Höxter. Doch nun ist es auch belegt. Es gibt wieder Wildkatzen im Kreis. Verschiedene Beobachtungen liegen zum Beispiel aus der Egge, dem Brakeler Bergland oder den Wäldern entlang der Weser vor.



Die in ihrer Population stark gefährdete Europäische Wildkatze (Felis silvestris) schleicht auch wieder durch die Wälder im Kreis Höxter (Foto: Thomas Stephan).


Anfang April 2008 fanden nun Mitarbeiter der Universität Kassel auf der Ostwestfalen-Straße zwischen Brakel und Nieheim eine überfahrene Katze. Die beiden Wissenschaftler hegten gleich den Verdacht, dass es sich dabei nicht um eine streunende Hauskatze handeln würde. Inzwischen liegt auch das Untersuchungsergebnis aus einem Speziallabor vor. Der Fund wurde von Experten als Wildkatze identifiziert.

Anfang August 2008 wurde inzwischen eine weitere überfahrene Wildkatze auf der B 83 zwischen Höxter und der Ortschaft Heinsen auf nordrhein-westfälischem Gebiet gefunden. Auch dieser Fund wurde von Fachleuten per DNA-Analyse als Wildkatze bestimmt. Bei beiden Tieren handelt es sich um Weibchen. In Deutschland leben zur Zeit schätzungsweise nur noch etwa 3.000 bis 5.000 Wildkatzen.


Wildkatze siedelt sich im Kreis an

Überfahrenes Tier eindeutig als Wildkatze identifiziert / Keine Gefahr für Haustiere

Kreis Höxter. „Man sagt, Hauskatzen haben sieben Leben. Mit viel Glück hat die Wildkatze eins." Mit diesen zwei eindringlichen Sätzen auf einem düsteren Plakat wirbt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) für die Rettung der Wildkatze: "Die Wildkatze ist bedroht. Sie braucht unsere Hilfe". Jetzt besteht laut der Biologischen Station Höxter und dem Boffzener Tierökologen Ralf Liebelt berechtigte Hoffnung, dass sich die Wildkatze, die auf der Roten Liste bedrohter Tierarten steht, im Kreis Höxter angesiedelt hat.

Anfang April fanden zwei Mitarbeiter der Universität Kassel auf der Ostwestfalen-Straße zwischen Brakel und Nieheim eine tote Katze. Überfahren. Die beiden Wissenschaftler hegten gleich den Verdacht, dass es sich dabei nicht um eine streunende Hauskatze handeln würde. Sie benachrichtigten die Biologische Station Höxter. "Das zeigt schon, dass ein gewisses Bewusstsein für die Problematik vorhanden sein muss", sagt Ralf Liebelt. Schließlich sei eine Wildkatze nicht so einfach von einer Hauskatze zu unterscheiden.

Die überfahrene Katze gelangte über die biologische Station Höxter in ein Speziallabor, wo sie genau untersucht wurde. Der Befund traf kürzlich bei Ralf Liebelt ein. Der Diplom-Ingenieur für Umweltplanung arbeitet seit zehn Jahren als freiberuflicher Tierökologe und ist der Spezialist für Wildkatzen im Kreis Höxter. "Der Fund ist von den Experten eindeutig als Wildkatze bestimmt worden", sagt Liebelt. Er glaubt, die Wildkatze sei auf gutem Wege, im Kreis Höxter wieder heimisch zu werden: "Meine Einschätzung lautet: Die Wildkatze kommt in einigen Bereichen im Kreis Höxter wieder vor." Von einer Sensation will er allerdings nicht sprechen: "Uns ist schon klar, dass die Wildkatze seit längerem bei uns lebt. Aber man muss vorsichtig sein, denn es ist sehr schwer, wissenschaftlich geführte Nachweise zu bekommen."

Lange Zeit wurden die Wildkatzenbestände vor allem durch die Jagd dezimiert. Jäger verwechselten sie mit verwilderten Hauskatzen und schossen sie ab. "Der Verwechslungstod durch Jagd ist zwar schmerzlich, steht aber nicht mehr im Vordergrund. Heute sind die Verluste durch die Jagd vergleichsweise gering, außerdem steht die Wildkatze inzwischen unter ganzjähriger Schonzeit", sagt Mark Hörstermann, Leiter der Naturschutzkommission des BUND.

Er vermutet in Deutschland etwa 3.000 bis 5.000 Tiere der Europäischen Wildkatze. Dabei sieht das Risiko für die Wildkatze, überfahren zu werden, als viel höher an: "Das größte Problem für die Wildkatze ist die immer intensivere Nutzung der Landschaft durch Verkehr, Siedlungsgebiete und Landwirtschaft. Dadurch wurden die Tiere auf wenige Restlebensräume zurückgedrängt. Ihre Lebensräume werden zerschnitten." Die vereinzelt lebenden Wildkatzenpopulationen seien sehr klein und anfällig gegen Inzucht und Krankheiten: "Ohne Vernetzung ihrer Lebensräume und die Möglichkeit zur Ausbreitung haben Wildkatzen auf Dauer keine Überlebenschance."

Daher betreibt der BUND ein ehrgeiziges Projekt zur Rettung der Wildkatze: Er will die Wälder miteinander verbinden und so ein Netzwerk knüpfen zwischen den letzten Lebensräumen der Wildkatze. Mit 20.000 Kilometern aus Büschen und Bäumen will der BUND das "Rettungsnetz für die Wildkatze" bauen und dieses nach eigenen Angaben wohl größte Naturschutzprojekt Europas auch mit Spenden betreiben.

Ralf Liebelt berichtet von glaubwürdigen Beobachtungen einiger Förster im Kreis, nach denen die Wildkatze seit über zehn Jahren in den Wäldern der Egge und im Solling lebt: "Dabei handelt es sich meiner Vermutung nach um eine stabilere, größere Population." Und dennoch sei es reiner Zufall, eine Wildkatze in freier Natur anzutreffen: "Wildkatzen sind viel zu scheu und gut getarnt, so dass man sie so gut wie nie zu Gesicht bekommt."

Wildkatzen sind Raubtiere - Menschen brauchen aber keine Sorge um ihre Haustiere zu tragen, beschwichtigt Ralf Liebelt: "Wildkatzen ernähren sich zum größten Teil von Mäusen. Sie wagen sich fast nie aus dem Wald heraus und meiden menschliche Siedlungen. Haustiere als Nahrung sind also absolut ausgeschlossen."


Raubtiere stark gefährdet

Kleine Lichtungen, im Wald verborgene Wiesen und ruhige, heckenreiche Säume am Waldrand – das sind die Lieblingsplätze der Europäischen Wildkatzen. Die stark gefährdeten Raubtiere, die etwa sieben bis zehn Jahre alt werden, sind reine Waldbewohner.

Meist schlafen sie tagsüber und jagen nachts. Deshalb bekommt sie kaum jemand zu Gesicht. Am liebsten fressen sie Mäuse. Nur im Winter, wenn Mäuse unter einer dichten Schneedecke nicht zu packen sind, weichen sie schon mal auf größere Beutetiere wie Kaninchen, Hasen oder Vögel aus.
Baum- und Felshöhlen, Wurzeln und abgestorbenes Geäst sind wichtige Bestandteile ihres Lebensraums – sie dienen als Versteck zum Beispiel bei der Aufzucht ihrer Jungen. (BUND)

Quelle: Neue Westfälische vom 30. Juli 2008.



Wildkatze ist zurück im Kreis Höxter

Brakel (WB). Die Europäische Wildkatze ist zurück im Kreis Höxter. Stützte sich diese gute Nachricht bislang auf Beobachtungen von Naturkundlern, Förstern und Jägern, so gibt es nun einen wissenschaftlich abgesicherten Beweis. Dr. Franz Müller aus dem hessischen Gersfeld hat ein Tier untersucht, das auf der Ostwestfalenstraße zwischen Brakel und Nieheim überfahren worden ist und es zweifelsfrei als Wildkatze identifiziert. Das teilte Wildkatzen-Experte Ralf Liebelt aus Boffzen mit. »Ein zweifelsfreier Nachweis lässt sich über die Darmlänge und den Schädelinhalt führen«, nennt Liebelt zwei wesentliche Unterscheidungsmerkmale zur Hauskatze.

»Man wusste schon seit mehr als zehn Jahren, dass die Wildkatze hier vorkommt. Mit viel Erfahrungen können Fachleute eine Haus- von einer Wildkatze unterscheiden. Solche Beobachtungen hat es auch gegeben«, berichtet Liebelt. In der Egge und in kleineren Waldgebieten des nördlichen Kreises Höxter kämen die Wildkatzen vor. Diese Erkenntnis sei auch das Ergebnis einer guten Zusammenarbeit zwischen Naturkundlern, Landschaftsstation des Kreises Höxter, Regionalforstamt Hochstift und der Jägerschaft. Über die Größe der Population dort lasse sich nichts sagen: »Das ist ein noch unerforschtes Gebiet.«

Die Wildkatzen kämen vermutlich aus dem Solling, wo es eine stabile sich ausbreitende Population dieser Tiere gebe. »Die Wildkatzen ernähren sich hauptsächlich von Kleinsäugern, zum Beispiel von Kaninchen, Vögeln oder Eidechsen«, weiß Ralf Liebelt. Eine Gefahr für Menschen seien die Tiere nicht. »Die Tiere haben mehr Angst vor den Menschen als die Menschen vor ihnen haben müssten«, sagt der Fachmann. Die Tiere seien sehr scheu. Wer in den Wald gehe und nach Wildkatzen suche, werde kein Glück haben: »Sie meiden auch menschliche Siedlungen, so dass Haustiere in der Regel nicht gefährdet sind.«

Auch zu Kreuzungen zwischen Haus- und Wildkatze komme es eher selten. »Sie gehören zwar zur gleichen Art. Aber es gibt zwei Unterarten. Die Hauskatze stammt von der Afrikanischen Falbkatze ab, die vermutlich mit Siedlern nach Europa gelangt ist. Die Europäische Wildkatze lebt hier schon immer«, erläutert der Fachmann: »Kreuzungen sind selten, sonst wären schon in den vergangenen Jahrhundert beide Formen vermischt worden.«

Quelle: Westfalen-Blatt vom 21. August 2008.



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