Vortrag zur Gentechnik in der Landwirtschaft
Großes Interesse am Vortrag "Gentechnik in der Landwirtschaft" am 23.10.
Wer einen hochwissenschaftlichen - und in der Regel trockenen - Vortrag erwartet hatte im gut
gefüllten Saal des ev. Gemeindezentrums in Langensteinbach, der wäre enttäuscht gewesen!
Aber so wie der Referent, Dr. Clemens Dirscherl das Thema aufbereitet und dargestellt hatte,
zeigten sich alle begeistert: selten war ein so komplexer und schwieriger Sachverhalt so
anschaulich, kompetent und unterhaltsam dargestellt worden! Zum Beispiel im Bericht über
Versuche mit der gentechnischen Kombination von Genen eines Glühwürmchens mit dem eines Schweins.
Das Ergebnis: ein "bei Nacht leuchtendes Ferkel". Zum Glück sind solche unsinnigen und letztlich
unsere Schöpfung verachtenden Experimente in Deutschland (noch) verboten! Aber dennoch: mit
unseren Steuergeldern in Höhe von gut 300 Millionen Euro wird unter anderem derzeit gentechnisch
erforscht, wie man den roten "Weihnachtsstern" - eine zur Weihnachtszeit gern verschenkte
Zimmerpflanze - frostresistent hinbekommt. Damit könnten dann die Pflänzchen ohne zu (er)frieren
auch ins Freien gestellt werden! Allerdings ist man noch sehr weit entfernt von einem erfolgreichen
Ergebnis. "Was bei der so genannten Herbizidresistenz - also der Unempfindlichkeit gegenüber
einem Unkrautvernichtungsmittel wie Basta oder Round Up - im Allgemeinen noch klappt, ist bei
komplexeren Phänomenen wie der Trocken- oder Frostresistenz fast aussichtslos", so der Experte
Clemens Dirscherl, der als Geschäftsführer des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg und
Landesbeauftragter der EKD für agrarsoziale Fragen auch nach der Sinnhaftigkeit und der
Ethik des nicht ungefährlichen Tuns fragt. So unterzieht er zum Beispiel auch das von den
Befürwortern der Gentechnik so gerne zitierte Argument von den Leistungen bei der Hungerbekämpfung
in der dritten Welt einer kritischen Prüfung. Ergebnis: "null Erfolg", im Gegenteil: alle bislang
auf dem Markt befindlichen gentechnisch veränderten Pflanzen sind auf die Monokulturen der
reichen Industrieländer zugeschnitten. "Verdienen können daran allenfalls die weltweit sechs
großen Gentec-Konzerne wie Monsanto, BASF, Bayer, Du Pont etc." Aber Dirscherl geht es nicht um
Polemik, dafür ist ihm das Thema zu ernst: Zunahme von Hautkrankheiten, Dramatischer Anstieg bei
Allergien, Häufung bei Tierkrankheiten, Bienensterben, Pestizidresistenz auch bei Wildkräutern…
alles Probleme, die direkt im Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Produkten genannt werden.
Allerdings zeigen sich solche negativen Veränderungen oft sehr spät und lassen sich in Kombination
mit andern Umweltbelastungen nicht immer eindeutig zuordnen. Deshalb empfiehlt Dirscherl
eher eine andere Art der "Abrechnung" mit den "Gentechnikern", nämlich über die
Frage: "Was kam denn raus bei eurem inzwischen 15-jährigem Herumforschen mit Gentechnik in der
Landwirtschaft?" Die Bilanz ist mehr als ernüchternd: im Vergleich dazu schneidet die
konventionelle Züchtung wesentlich besser ab: Insektenplagen wie der Maiswurzelbohrer sind
inzwischen bereits mit Standardmethoden erfolgreich bekämpfbar. "Forschung ja, das muss wohl
sein, vor allem um die bereits entstandenen Probleme wieder in den Griff zu bekommen, aber
wozu die unabsehbaren Risiken von Freisetzungsversuchen auf sich nehmen?" So das Fazit von
Dr. Dirscherl, der sich im Anschluss an seinen hochinteressanten Vortrag noch die Zeit nahm,
die zahlreichen Fragen der interessierten Zuhörer zu beantworten. Bei (natürlich gentechnikfreiem)
Äpfele-Saft - aus heimischen Landen und köstlichem Fingerfood - den mitveranstaltenden Landfrauen
Langensteinbach sei herzlichst gedankt! - sowie Broschürenständen vom BUND, dem ev.
Bauernwerk Württemberg und den GRÜNEN ging die gelungene Abendveranstaltung langsam zu Ende.
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