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Wasserläufer
Großmuscheln
Systematische Einteilung der Großmuscheln (auch Najaden genannt)
- Stamm: Weichtiere (Mollusca)
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Klasse: Muscheln (Bivalvia)
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Unterklasse: "Blattkiemer" (Eulamellibranchiata)
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Ordnung: Unionoida - Najaden
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Familie: Flußperlmuscheln (Margaritiferidae)
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Gattung: Margaritifera
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Familie: Flußmuscheln (Unionidae)
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Gattung:Unio
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Gattung: Anodonta
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Gattung Pseudanodonta
Einführung
- in Mitteleuropa 7 große Süßwassermuscheln
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verstecktes Leben am Gewässergrund
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faszinierender Lebenszyklus, Filtrierer: wichtige Rolle für Selbstreinigung der Gewässer
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Süßwassermuscheln früher in großer Anzahl
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seit 100 Jahren drastisch zurückgegangen
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Ursachen: Verschmutzung, der Ausbau und die Unterhaltung der Fließgewässer
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alle Großmuscheln stehen auf der Roten Liste: Schutzmaßnahmen dringend notwendig
Fortbewegung, Atmung und Ernährung
- leben einige Zentimeter im Sediment eingegraben, Hinterende ragt heraus
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Fortbewegung mit Fuß, Schale wird ruckartig nachgezogen (Furche im Sediment)
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Kiemenatmung durch 2 Öffnungen am Hinterende (Wasserstrom)
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filtert Schwebstoffe: hohe Reinigungsleistung (Filtrationsrate der Teichmuschel 36 Liter pro Tag, Malermuschel über 80 Liter pro Tag)
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leicht zu übersehen
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Großmuscheln wandern selten (ungünstige Bedingungen)
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graben sich bei Austrocknung ein, schließen Schale
Fortpflanzung
- Muscheln brüten Eier in ihrem Kiemenraum aus
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getrenntgeschlechtlich
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Spermienabgabe ins freie Wasser
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an den Kiemen der Weibchen werden die Eizellen befruchtet, Kiemen schwellen an
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viele winzige Larven werden ins freie Wasser entlassen
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Kampf ums Überleben: von den vielen schaffen es nur einzelne, das fortpflanzungsfähige Alter zu erreichen
Entwicklung
- Muschellarven parasitieren an Kiemen oder Flossen bestimmter Fischarten
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Metamorphose in Fischzyste: Fische tragen keine Schäden davon
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Fluss- und Teichmuscheln mit 3 Jahren geschlechtsreif, Alter ca. 10-15 Jahre
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Flussperlmuschel geschlechtsreif mit 20 Jahren, Lebenserwartung 80 bis >100 Jahre: höchstes Alter der wirbellosen Tiere!
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junge Muscheln leben die ersten Jahre im Gewässergrund eingegraben (U. crassus bis 35 cm tief): reagieren empfindlich auf Gewässerverschmutzung wie Zusetzen (Kolmation) des Lückensystems, sauerstoffzehrende Abbauvorgänge
Feinde, Parasiten und Mitbewohner
- erwachsen kaum heimische Fraßfeinde (im Gegensatz zu den Muschellarven)
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Problem Bisam: bestandsgefährdende Schäden an kleinen Muschelpopulationen (Winter: Schalen an Fraßplätzen in Mengen)
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ein Brutparasit bei Teichmuscheln ist der Bitterling: das Weibchen legt seine Eier mit Legeröhre in die Kiemenhöhle von Teichmuscheln, dann gibt das Männchen seinen Samen dazu. Befruchtung und Entwicklung der Jungfische finden in der Muschel statt
Gefährdungsursachen
- Flussmuscheln v.a. Tieflandarten: Belastung (Nitrat, Phosphat, O2, Schwebstofffracht)
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Ausbau, Begradigung, strukturarme Kanäle als Lebensraum ungeeignet
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hohe Anforderungen an Wasserqualität, z.B. < 10 mg Nitrat (Unio crassus)
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diffuse Einschwemmungen (Dünger aus Ackerflächen)
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Gewässerversauerung für Flussperlmuschel und Bachforelle (einziger Wirtsfisch)
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Gewässerunterhaltung, Verbreitungsbarrieren (Querbauwerke), Grabenräumung: Unterhaltungsmaßnahmen müssen behutsam durchgeführt werden
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falsche Besatzmaßnahmen der Wirtsfische und Larven: Einbringen fremder Formen, welche angestammte Muscheln verdrängen (z.B. wird die chinesische Teichmuschel A. woodiana mit Graskarpfen eingeschleppt)
Schutz
- Erhaltung oder Verbesserung der Lebensräume, Wasserqualität, Einzugsgebiet
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keine Grundwasserabsenkung, Wasserentnahme oder Bachabschläge
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Richtlinie 92/43 EWG (FFH), Anhang II für folgende Arten: Margaritifera margaritifera, Unio crassus
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Bundesartenschutzverordnung (BartSvhV) §1: besonders geschützt sind Margaritifera Margaritifera, Unio crassus, Unio pictorum, Unio tumidus, Anodonta anatina, Anodomta cygnea, Pseudoanadonta complanata
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Landesfischereiverordnung (LFischVo) §1: ganzjährige Schonzeit für alle Arten
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Maßnahmen für den Schutz: Gewässerrandstreifen, Extensivierung der Nutzung, Einschränken der Düngung, keine Pestizidausbringung, Verbesserung der Wasserqualität (Kläranlagen)
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Wasserwirtschaftliche Maßnahmen/Unterlassungen: Sichern naturnaher Gewässerläufe, Entfesselung ausgebauter Gewässer, Abbau von Querbauwerken, keine Grundräumung oder maschinelles Mähen, ausreichende Wasserversorgung, keine Wasserabschläge im Sommer
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Fischereiliche Maßnahmen: Bewahren natürlicher Fischpopulationen, kein Besatz, bzw. nur typische, einheimische Wirtsfische, Schonzeit während der Larvenentwicklung (U. crassus: Mai-Juli)
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gezielte Artenschutzmaßnahmen: Bisambekämpfung, Einsetzen von muschelinfizierten Fischen (nur lokale Muschelformen!), Muschel-Kartierung von Fließgewässern
Die Muschelschale
- 2 symmetrische Kalkschalen (Schnecken: nur eine), mit elastischem Schlossband (Ligament) verbunden
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Fluss- und Flussperlmuscheln: sog. Schlosszähne (Vorsprünge und Leisten)
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Wirbel: ältester Teil der Schale, Kalk wächst nach außen
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2 Kalkschichten, äußere Eiweißschicht benötigen Kalziumkarbonat für Schalenaufbau, Flussperlmuschel braucht sehr wenig Kalzium (= langsames Wachstum)
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Schalenmerkmale sind hilfreich bei Bestimmung, hohe Variationsbreite!
aus: ProLimno
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