Wasserläufer

Großkrebse

Systematische Einteilung der Großkrebse

  • Stamm: Gliederfüßer (Arthropoda)
  • Unterstamm: Krebstiere (Crustaceae)
  • Klasse: Höhere Krebse (Malacostraca)
  • Ordnung: Zehnfußkrebse (Decapoda)
  • Unterordnung: Pleocyemata
  • Teilordnung: Großkrebse (Astacidae)
  • Überfamilie: Flusskrebse (Astacoidea)
  • Familie: Astacidae (Edelkrebs, Galizischer Sumpfkrebs, Steinkrebs, Signalkrebs)
  • Familie: Cambaridae (Kamberkrebs, Kalikokrebs, Roter Amerikanischer Sumpfkrebs, Marmorkrebs)
Allgemeine Merkmale der Flusskrebse:

Alle Arten zeichnen sich durch eine ähnliche Gliederung des Körpers in Kopf-Brust-Bereich (Vorderkörper) und gegliedertem Hinterleib aus. Beides wird von einem dicken Panzer (Carapax) bedeckt. Am Vorderkörper sitzen fünf Beinpaare, wobei das vorderste Beinpaar zu großen Scheren umgebildet worden ist. Die restlichen dienen als Laufbeine, an denen außerdem Kiemen hängen, mit denen der Flusskrebs atmet.
Flusskrebse sind vornehmlich nachtaktiv und Allesfresser.

Einheimische Krebsarten:

Edelkrebs (Astacus astacus)
Steinkrebs (Austropotamobius torrentium)

Neozoen und Krebspestüberträger (Amerikanische Flusskrebse):

Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus)
Kamberkrebs (Orconectes limosus)
Roter Amerikanischer Sumpfkrebs (Procambarus clarkii)
Kalikokrebs (Orconectes immunis)

Potenzielle weitere Neozoen (noch nicht in RLP nachgewiesen):

Marmorkrebs (Procambarus sp.)
Galizischer Sumpfkrebs (Astacus leptodactylus)


Krebsbestimmungsschlüssel

Mit dem Bestimmungsschlüssel ist eine Unterscheidung der sechs derzeit in Rheinland-Pfalz vorkommenden Arten sowie von zwei bisher nur in anderen Bundesländern nachgewiesenen Flusskrebsarten möglich

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Vorstellung der einheimischen und eingewanderten Flusskrebsarten

Edelkrebs (Astacus astacus)

auch als Europäischer Flusskrebs bezeichnet
Körperlänge bis 18 cm (ohne Scheren), größte Flusskrebsart in Deutschland
meist einheitlich braun gefärbt
orangerote Scherenunterseiten,leuchtend rot gefärbte Gelenkhäute in den Scherengelenken
an der Oberseite hinter den Augen zwei Paar Augenleisten
an den Seiten direkt hinter der Nackenfurche befindet sich mindestens ein kleiner Dorn

stehende oder fließende saubere Gewässer mit 0,3 bis 3m, < 24°C
Strukturelemente mit Versteckmöglichkeiten
uferorientiert, tagsüber in selbst gegrabenen Uferhöhlen
flächendeckende Verbreitung bis Mitte 19. Jhd.
starke fischereiliche Nutzung
1860 bis 1885: Ausbreitung der Krebspest in Europa
nur noch Restvorkommen, meist isoliert
zusätzlich Lebensraumzerstörung und Gewässerverschmutzung

Rote Liste BRD: 1 (vom Aussterben bedroht)
Rote Liste RLP: 1 (vom Aussterben bedroht)
FFH-Art

Funde bislang:
Irsen (Erhebungen ProLimno 2007): Gefahr durch Krebspest im Unterlauf
Wieslauter (Troschel 2005): Signalkrebsvorkommen im Unterlauf



Edelkrebs (Foto: Sascha Schleich)


Galizischer Sumpfkrebs (Astacus leptodactylus)

Körpergröße bis zu 18 cm
bevorzugt mehr stehende oder langsamfließende Gewässer
hellbraune bis schmutzig-gelbe Körperfärbung, häufig v.a. am Kopfbereich kleine dunklere Flecken
Scheren der männlichen Tiere auffällig langgestreckt mit geraden, nicht gebuchteten Scherenfingern, Scherenunterseiten sind blassgelb bis hellbraun, niemals rot
seitlich im Bereich der Nackenfurche mindestens ein, meist aber mehrere große, spitze Dornen
zwei Paar Augenleisten, auch bedornt

usprünglich in Südosteuropa beheimatet
Bestände sind in RLP bisher nicht bekannt, sein Vorkommen aber nicht auszuschließen


Steinkrebs (Austropotamobius torrentium)

8 bis höchstens 10 cm, kleinste europäische Flusskrebsart
Körperoberseite meist graubraun, leicht marmoriert, hellgraue bis weißbraune Scherenunterseiten
stumpfes Rostrum, 1 Paar Augenleisten, unbedornter Panzer

natürliche Verbreitungsgrenze: nördlich bis Main
bevorzugt Oberläufe, Anpassung an stärkere Strömung, aber auch in kühleren, stehenden Gewässern
strukturreiche, kleine, auch periodisch trocken fallende Bäche
empfindlich gegenüber organischer Verschmutzung, Pestizide und Sedimenteintrag
keine fischereiliche Nutzung
in Süddeutschland noch am weitesten verbreitete Art
Wiederansiedlungsmöglichkeiten beschränkt

Rote Liste BRD: 2 (stark gefährdet)
Rote Liste RLP: 3 (gefährdet)
FFH-Art


Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus)

ähnelt hinsichtlich Lebensweise, Erscheinungsbild und Körpergröße sehr dem heimischen Edelkrebs, wächst aber schneller, hat eine höhere Vermehrungsrate, ist agressiver: ist dem Edelkrebs biologisch überlegen und verdrängt ihn auch ohne eine Übertragung der Krebspest!

erhielt Namen durch einen markanten, weiß bis türkisblau gefärbten Fleck auf der Oberseite der Scheren
rote Scherenunterseiten, 2 Paar Augenleisten
auffällig glatter Körperpanzer

ursprüngliches Verbreitungsgebiet: westlich der Rocky Mountains
Ökologische Ansprüche ähnlich dem Edelkrebs
empfindlich gegenüber Sauerstoffdefiziten
wanderaktiv, bis zu 2 km über Land
in den 60er und 70er Jahren nach Europa eingeführt als Ersatz für die fast ausgestorbenen Edelkrebse

Funde zum Beispiel am Eisbach, an der Nahe und Röderbach



Signalkrebs (Foto: Sascha Schleich, Nahe 02.12.08)


Kamberkrebs (Orconectes limosus)

auch Amerikanischer Flusskrebs genannt
höchstens 13 cm lang
gut erkennbare rostbraune Querstreifen auf den einzelnen Segmenten des Hinterleibes in Verbindung mit mehreren gut sichtbaren Dornen an jeder Seite des Körperpanzers
Spitzen der Scheren sind meist orange, die Scherenunterseiten hellbraun bis grau, niemals rot
paarigen Augenleisten nicht unterbrochen

aus Nordamerika stammend
hohe Wanderaktivität, hohe Vermehrungsrate, große Toleranz gegenüber Wasserbelastungen
geringe Ansprüche an Habitate, meidet jedoch die Oberläufe (Forellenregion)
am weitesten verbreitete fremde Krebsart in Mitteleuropa
auch tagaktive Lebensweise
1890 durch den Sportfischer Max von dem Borne versuchsweise in das Gewässersystem der Oder eingeführt
selbständige Verbreitung von der unteren Oder über Kanäle bis ins Rhein- und Donausystem
zusätzlich aktive Verbreitung durch den Menschen
neben Krebspestübertragung auch direkte Verdrängung einheimischer Arten



Kamberkrebs (Foto: Sascha Schleich)


Kalikokrebs ( Orconectes immunis)

ursprünglich USA und Kanada
Teiche, Seen, langsam fließende Flüsse
hohe Mobilität (auch über Land)
geht auch in kleinere Seitenbäche
seit 1997 in Europa
Herkunft: Aquarienhandel oder Fischköder?
verdrängt zur Zeit den Kamberkrebs am Rhein und in Rheinnebengewässern


Roter Amerikanischer Sumpfkrebs (Procambarus clarkii)

bis 15 cm lang
erwachsene Tiere: rote bis schwarze Körperfärbung, mit leuchtend roten Warzen besetzte Scheren
Jungtiere: mehr grünlich gefärbt
auffällig schlanke Gestalt, Rückenfurchen berühren sich

ursprüngliches Verbreitungsgebiet: südliche USA (Louisiana)
an höhere Temperaturen angepasst
weitläufige Höhlensysteme
hohe Mobilität, Wanderfreude (auch über Land)
hohe Reproduktionsrate, hohe Widerstandsfähigkeit
Verbreitung über Aquarienhandel
seit 1973 in Spanien
aktuell beginnende Ausbreitung in Rheinland-Pfalz


Marmorkrebs (Procambarus spec.)

auffällig marmorierte Körperzeichnung
vergleichsweise kleine Scheren, Scherenunterseite nie rot

kommt schon in einigen Nachbarbundesländern vor, mit Vorkommen in Reinland-Pfalz ist in Zukunft zu rechnen


Informationen über die Krebspest (Aphanomyces astaci)

Algenpilz (Oomycet), z.B. auch Kraut- und Knollenfäule, Erlensterben
Immunität der amerikanischen Arten (Cystierung auf Oberfläche)
Wirkung auf einheimische Arten: 100% Letalität
Einwirkzeit: wenige Tage (5 – 12)
bislang keine Immunitäten bei einheimischen Arten festgestellt
Verbreitung auch über Wasser

Krankheitssymptome
Tagesaktivität anstatt Nachtaktivität
Ausbleiben der Fluchtreaktion
Gliedverdrehungen und Streckungen (unkoordinierte
Bewegungen)
Krämpfe
Lähmungserscheinungen
Seitliches Umkippen
Auswachsen von Pilzrasen aus Augen und Gelenken
Braunschwarze Punkte und Flecken (Melanisierungen) auf der Schwanzunterseite sind Anzeichen einer erfolglosen Abwehrreaktion

Übertragungswege
Unmittelbarer oder mittelbarer Kontakt mit infizierten Tieren, dieser aus:

absichtlichem Besatz (Vergangenheit)
Entkommen aus Zuchtanlagen
natürlicher Ausbreitung der Neozoen
Aussetzen von Aquarienfische

aber auch:

Zystentragende Besatzfische und Transportwasser
Ablaufwasser aus Teichen und Hälterungsanlagen
Tiere, die von einem infizierten Gewässer in ein anderes wechseln (z.B. Wasservögel)
Kleider von Badenden und Wassersportlern, Fischereigeräte, wie Netze und Reusen


aus: ProLimno; www.edelkrebsnrw.de; "Flusskrebse in RLP-Broschüre mit Bestimmungsschlüssel und Meldebogen" vom LUWG; www.wikipedia.org; www.wirbellose.de/krebspest.html

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