WasserläuferGroßkrebseSystematische Einteilung der Großkrebse
Alle Arten zeichnen sich durch eine ähnliche Gliederung des Körpers in Kopf-Brust-Bereich (Vorderkörper) und gegliedertem Hinterleib aus. Beides wird von einem dicken Panzer (Carapax) bedeckt. Am Vorderkörper sitzen fünf Beinpaare, wobei das vorderste Beinpaar zu großen Scheren umgebildet worden ist. Die restlichen dienen als Laufbeine, an denen außerdem Kiemen hängen, mit denen der Flusskrebs atmet. Flusskrebse sind vornehmlich nachtaktiv und Allesfresser. Einheimische Krebsarten: Edelkrebs (Astacus astacus) Steinkrebs (Austropotamobius torrentium) Neozoen und Krebspestüberträger (Amerikanische Flusskrebse): Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) Kamberkrebs (Orconectes limosus) Roter Amerikanischer Sumpfkrebs (Procambarus clarkii) Kalikokrebs (Orconectes immunis) Potenzielle weitere Neozoen (noch nicht in RLP nachgewiesen): Marmorkrebs (Procambarus sp.) Galizischer Sumpfkrebs (Astacus leptodactylus) KrebsbestimmungsschlüsselMit dem Bestimmungsschlüssel ist eine Unterscheidung der sechs derzeit in Rheinland-Pfalz vorkommenden Arten sowie von zwei bisher nur in anderen Bundesländern nachgewiesenen Flusskrebsarten möglich
Vorstellung der einheimischen und eingewanderten FlusskrebsartenEdelkrebs (Astacus astacus)auch als Europäischer Flusskrebs bezeichnetKörperlänge bis 18 cm (ohne Scheren), größte Flusskrebsart in Deutschland meist einheitlich braun gefärbt orangerote Scherenunterseiten,leuchtend rot gefärbte Gelenkhäute in den Scherengelenken an der Oberseite hinter den Augen zwei Paar Augenleisten an den Seiten direkt hinter der Nackenfurche befindet sich mindestens ein kleiner Dorn stehende oder fließende saubere Gewässer mit 0,3 bis 3m, < 24°C Strukturelemente mit Versteckmöglichkeiten uferorientiert, tagsüber in selbst gegrabenen Uferhöhlen flächendeckende Verbreitung bis Mitte 19. Jhd. starke fischereiliche Nutzung 1860 bis 1885: Ausbreitung der Krebspest in Europa nur noch Restvorkommen, meist isoliert zusätzlich Lebensraumzerstörung und Gewässerverschmutzung Rote Liste BRD: 1 (vom Aussterben bedroht) Rote Liste RLP: 1 (vom Aussterben bedroht) FFH-Art Funde bislang: Irsen (Erhebungen ProLimno 2007): Gefahr durch Krebspest im Unterlauf Wieslauter (Troschel 2005): Signalkrebsvorkommen im Unterlauf Edelkrebs (Foto: Sascha Schleich) Galizischer Sumpfkrebs (Astacus leptodactylus)Körpergröße bis zu 18 cmbevorzugt mehr stehende oder langsamfließende Gewässer hellbraune bis schmutzig-gelbe Körperfärbung, häufig v.a. am Kopfbereich kleine dunklere Flecken Scheren der männlichen Tiere auffällig langgestreckt mit geraden, nicht gebuchteten Scherenfingern, Scherenunterseiten sind blassgelb bis hellbraun, niemals rot seitlich im Bereich der Nackenfurche mindestens ein, meist aber mehrere große, spitze Dornen zwei Paar Augenleisten, auch bedornt usprünglich in Südosteuropa beheimatet Bestände sind in RLP bisher nicht bekannt, sein Vorkommen aber nicht auszuschließen Steinkrebs (Austropotamobius torrentium)8 bis höchstens 10 cm, kleinste europäische FlusskrebsartKörperoberseite meist graubraun, leicht marmoriert, hellgraue bis weißbraune Scherenunterseiten stumpfes Rostrum, 1 Paar Augenleisten, unbedornter Panzer natürliche Verbreitungsgrenze: nördlich bis Main bevorzugt Oberläufe, Anpassung an stärkere Strömung, aber auch in kühleren, stehenden Gewässern strukturreiche, kleine, auch periodisch trocken fallende Bäche empfindlich gegenüber organischer Verschmutzung, Pestizide und Sedimenteintrag keine fischereiliche Nutzung in Süddeutschland noch am weitesten verbreitete Art Wiederansiedlungsmöglichkeiten beschränkt Rote Liste BRD: 2 (stark gefährdet) Rote Liste RLP: 3 (gefährdet) FFH-Art Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus)ähnelt hinsichtlich Lebensweise, Erscheinungsbild und Körpergröße sehr dem heimischen Edelkrebs, wächst aber schneller, hat eine höhere Vermehrungsrate, ist agressiver: ist dem Edelkrebs biologisch überlegen und verdrängt ihn auch ohne eine Übertragung der Krebspest!erhielt Namen durch einen markanten, weiß bis türkisblau gefärbten Fleck auf der Oberseite der Scheren rote Scherenunterseiten, 2 Paar Augenleisten auffällig glatter Körperpanzer ursprüngliches Verbreitungsgebiet: westlich der Rocky Mountains Ökologische Ansprüche ähnlich dem Edelkrebs empfindlich gegenüber Sauerstoffdefiziten wanderaktiv, bis zu 2 km über Land in den 60er und 70er Jahren nach Europa eingeführt als Ersatz für die fast ausgestorbenen Edelkrebse Funde zum Beispiel am Eisbach, an der Nahe und Röderbach Signalkrebs (Foto: Sascha Schleich, Nahe 02.12.08) Kamberkrebs (Orconectes limosus)auch Amerikanischer Flusskrebs genannthöchstens 13 cm lang gut erkennbare rostbraune Querstreifen auf den einzelnen Segmenten des Hinterleibes in Verbindung mit mehreren gut sichtbaren Dornen an jeder Seite des Körperpanzers Spitzen der Scheren sind meist orange, die Scherenunterseiten hellbraun bis grau, niemals rot paarigen Augenleisten nicht unterbrochen aus Nordamerika stammend hohe Wanderaktivität, hohe Vermehrungsrate, große Toleranz gegenüber Wasserbelastungen geringe Ansprüche an Habitate, meidet jedoch die Oberläufe (Forellenregion) am weitesten verbreitete fremde Krebsart in Mitteleuropa auch tagaktive Lebensweise 1890 durch den Sportfischer Max von dem Borne versuchsweise in das Gewässersystem der Oder eingeführt selbständige Verbreitung von der unteren Oder über Kanäle bis ins Rhein- und Donausystem zusätzlich aktive Verbreitung durch den Menschen neben Krebspestübertragung auch direkte Verdrängung einheimischer Arten Kamberkrebs (Foto: Sascha Schleich) Kalikokrebs ( Orconectes immunis)ursprünglich USA und KanadaTeiche, Seen, langsam fließende Flüsse hohe Mobilität (auch über Land) geht auch in kleinere Seitenbäche seit 1997 in Europa Herkunft: Aquarienhandel oder Fischköder? verdrängt zur Zeit den Kamberkrebs am Rhein und in Rheinnebengewässern Roter Amerikanischer Sumpfkrebs (Procambarus clarkii)bis 15 cm langerwachsene Tiere: rote bis schwarze Körperfärbung, mit leuchtend roten Warzen besetzte Scheren Jungtiere: mehr grünlich gefärbt auffällig schlanke Gestalt, Rückenfurchen berühren sich ursprüngliches Verbreitungsgebiet: südliche USA (Louisiana) an höhere Temperaturen angepasst weitläufige Höhlensysteme hohe Mobilität, Wanderfreude (auch über Land) hohe Reproduktionsrate, hohe Widerstandsfähigkeit Verbreitung über Aquarienhandel seit 1973 in Spanien aktuell beginnende Ausbreitung in Rheinland-Pfalz Marmorkrebs (Procambarus spec.)auffällig marmorierte Körperzeichnungvergleichsweise kleine Scheren, Scherenunterseite nie rot kommt schon in einigen Nachbarbundesländern vor, mit Vorkommen in Reinland-Pfalz ist in Zukunft zu rechnen Informationen über die Krebspest (Aphanomyces astaci)Algenpilz (Oomycet), z.B. auch Kraut- und Knollenfäule, ErlensterbenImmunität der amerikanischen Arten (Cystierung auf Oberfläche) Wirkung auf einheimische Arten: 100% Letalität Einwirkzeit: wenige Tage (5 – 12) bislang keine Immunitäten bei einheimischen Arten festgestellt Verbreitung auch über Wasser Krankheitssymptome Tagesaktivität anstatt Nachtaktivität Ausbleiben der Fluchtreaktion Gliedverdrehungen und Streckungen (unkoordinierte Bewegungen) Krämpfe Lähmungserscheinungen Seitliches Umkippen Auswachsen von Pilzrasen aus Augen und Gelenken Braunschwarze Punkte und Flecken (Melanisierungen) auf der Schwanzunterseite sind Anzeichen einer erfolglosen Abwehrreaktion Übertragungswege Unmittelbarer oder mittelbarer Kontakt mit infizierten Tieren, dieser aus: absichtlichem Besatz (Vergangenheit) Entkommen aus Zuchtanlagen natürlicher Ausbreitung der Neozoen Aussetzen von Aquarienfische aber auch: Zystentragende Besatzfische und Transportwasser Ablaufwasser aus Teichen und Hälterungsanlagen Tiere, die von einem infizierten Gewässer in ein anderes wechseln (z.B. Wasservögel) Kleider von Badenden und Wassersportlern, Fischereigeräte, wie Netze und Reusen aus: ProLimno; www.edelkrebsnrw.de; "Flusskrebse in RLP-Broschüre mit Bestimmungsschlüssel und Meldebogen" vom LUWG; www.wikipedia.org; www.wirbellose.de/krebspest.html |
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