Wasserläufer

aus: www-fnp.de vom 21.10.08
von Klaus-Dieter Häring


Dernbach wird zur Kloake

Dornburg-Langendernbach. «Das stinkt zum Himmel.» Ortsvorsteher Manfred Fröhlich und sein Stellvertreter Armin Eisenhuth zeigten sich entsetzt über den Zustand des Dernbachs, der dem Ort Langendernbach seinen Namen gibt. Der kleine Bachlauf führt verschmutztes, übelriechendes Wasser. Quelle der Verschmutzung ist offenbar die Kläranlage von Irmtraut, die nur knapp hinter der Landesgrenze nach Rheinland-Pfalz liegt.

Dieter Grimm, Mitglied der Umweltschutzorganisation BUND im Nachbarland und «Gewässerläufer» am Dernbach, hatte die Langendernbacher Ortsvertreter auf die Zustände aufmerksam gemacht. Grimm bewertet den Dernbach ab dem Klärwerk über eine Strecke von rund einem Kilometer als «ökologisch tot». Schimmelpilze sind flächendeckend auf dem Wasser zu entdecken, Abfälle, die normalerweise in eine Toilette gehören, und vieles andere mehr. Aufgeschreckt durch diese Nachricht machten sich Manfred Fröhlich und Armin Eisenhuth selbst ein Bild vom Bach und waren entsetzt. Ist der Geruch auf Höhe des Klärwerkes noch auszuhalten, stinkt der Bach selbst geradezu bestialisch. Augenscheinlich gibt es in dem trüben Wasser keinerlei Leben mehr. «Noch vor Jahren hatten wir im Bach viele Forellen», stellte Herbert Becker fest, der ein Grundstück direkt an dem Wasserlauf besitzt. Dieter Grimm will sich nun auch mit dem BUND Hessen in Verbindung setzen und weitere Schritte einleiten.
Grimm hat den Dernbach, der oberhalb von Irmtraut entspringt, in seinem Oberlauf in einen naturnahen Zustand zurückversetzt. Nun machte er sich daran, auch den Unterlauf zu kontrollieren und setzte sich, nachdem er festgestellt hatte, welche Verhältnisse an der Kläranlage herrschen, sofort mit den zuständigen Behörden in Verbindung. In Dornburg ist, soweit Manfred Fröhlich weiß, keine Warnung von den rheinland-pfälzischen Nachbarn eingegangen. Das versteht der Ortsvorsteher nicht, da der Bach bis auf wenige Meter offen durch Langendernbach und dann in den Elbbach fließt. Vor allem weist Fröhlich darauf hin, dass viele Bürger das Wasser des Dernbachs für ihren Garten oder für ihren Fischteich verwenden. Wie von Dornburgs Baumamtsleiter Tobias Zingel zu erfahren war, lässt die Gemeinde das Wasser ab dem Langendernbacher Klärwerk regelmäßig kontrollieren, nicht jedoch der betroffene Bereich, da dieser noch in den Zuständigkeitsbereich der Behörden im Nachbar-Bundesland fällt.
Genau diese Behörden bewerten den Zustand des Dernbachs ganz anders als Dieter Grimm und Manfred Fröhlich. Der technische Werkleiter der Verbandsgemeinde Rennerod, Stephan Reeh, betont, dass im Ablauf der Anlage alle Grenzwerte eingehalten werden. Seiner Meinung nach ist das Alter der Kläranlage der Hauptgrund des Ärgernisses. Er bietet der Gemeinde Dornburg an, Einsicht in sämtliche Eigen- und Fremdkontrollberichte zu nehmen.
Wie von Klaus Frensch von der Gewässeraufsichtsbehörde des Westerwaldkreises zu erfahren war, wurde den Verbandsgemeindewerken Rennerod die Erlaubnis zur Einleitung von geklärtem Abwasser in den Dernbach erteilt. In der Erlaubnis sind Grenzwerte festgelegt, die in den zurückliegenden beiden Jahren weitgehend eingehalten wurden. In den vergangenen Monaten seien durch Schlammabtrag minimale Überschreitungen festzustellen gewesen, was aber ebenfalls genehmigt sei. Diese Erlaubnis, die Grenzwerte geringfügig zu überschreiten, ist befristet bis Juni 2010. «Wenn die Gruppenkläranlage Westerburg-Gemünden-Härtlingen in Betrieb ist wird sich das Problem von selber lösen», sagte Klaus Frensch. Das wird allerdings noch zwei bis drei Jahre dauern.



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