Ortsverband Königstein-Glashütten

18.10.05 FDP und STEL

Printausgabe vom 18.10.2005
FDP verabschiedet sich von der STEL
Von Alexander Wächtershäuser

Kronberg. 40 Jahre sind genug, so Volker Stumm. Auf der Mitgliederversammlung der FDP am vergangenen Sonntag verkündete der Verkehrs-Experte der Liberalen gestern den Abschied der FDP von der Stadtentlastungsstraße (STEL). «Wir sehen für das Projekt STEL juristisch wie auch finanziell keine Zukunft mehr.»

Die Stadtentlastungsstraße soll – nach dem derzeitigen Planungsstand – vom Sodener Stock an der Oberen Lindenstruth vorbei, parallel zur Altkönigstraße zur B455 führen. Das letzte Stück der STEL hätte sogar untertunnelt werden müssen, da die Straße durch ein Gebiet führt, in der der Steinkauz heimisch ist, der wiederum unter einem besonderen Schutz steht.
Solange diese Pläne existieren, gibt es auch massiven Widerstand. Bereits zwei Mal ist der Bebauungsplan vor dem Verwaltungsgericht in Kassel und Leipzig gescheitert, ein Verkehrsgutachten habe zudem nachgewiesen, dass 80 Prozent des Verkehrs am Soderner Stock und in der Straße Am Kirchberg sowie auf der Hainstraße und der Frankfurter Straße «hausgemacht» sei. Nur 20 Prozent könnten dem Durchgangsverkehr zugeordnet werden, der von der STEL profitieren würde.

Vom Land Hessen, so Stumm, hätte es aber nur Zuschüsse gegeben, wenn mit einem Durchgangsverkehr von 50 Prozent zu rechnen gewesen wäre. Das bedeutet, folgert der Liberale, dass die Stadt die Baukosten von rund 25 Millionen alleine zu stemmen habe und dieses sei angesichts der schwierigen Haushaltslage utopisch. Daher solle man lieber «über kleinere Alternativen zur Reduzierung des innerstädtischen Verkehrs oder Möglichkeiten der Verkehrsumlenkung» nachdenken.

Die CDU, der Koalitionspartner der Liberalen, will hingegen an der STEL festhalten. Man wolle nach Lösungen suchen, wie man das derzeitige Problem mit der Stadtentlastungsstraße lösen könne, erklärt CDU-Fraktionschef Karl-Heinrich Hofmann. Denn dass die Verkehrsbelastung ein Problem für Kronberg sei, das könne jeder morgens im Berufsverkehr feststellen. Freilich habe die Suche nach einer Alternative im Moment nicht die Priorität, man wolle aber eine Planungssicherheit für die Zukunft schaffen.

«Besser, die Einsicht kommt spät als nie», kommentiert UBG-Fraktionsvorsitzender Oliver Schneider die FDP-Entscheidung. Allerdings sei sie für ihn keine Überraschung, denn der Bau der STEL sei nicht machbar. Petra Fischer-Thöns, Fraktionsvorsitzende der Grünen, sieht das ähnlich. «Die STEL ist doch spätestens seit dem zweiten Scheitern vor dem Verwaltungsgerichtshof in Kassel ohnehin gestorben», meint sie. Für die SPD ist die STEL ein schwieriges Thema, räumt Fraktionsvorsitzender Christoph König ein. «Wir haben dazu keine einheitliche Meinung.» Aber angesichts der äußerst schwierigen Haushaltslage der Stadt sei es ohnehin ein «wackliges Projekt».

Für den Ersten Stadtrat Wolf-Dietrich Groote (CDU) ist der Meinungsumschwung der FDP «voreilig». Die Hürden, die das Gericht seinerzeit veranlasst habe, den B-Plan abzulehnen, seien nicht unüberwindlich gewesen. «Mittelfristig wird die STEL nicht gebaut werden. Aber wir sollten erst noch Planungsrecht schaffen, damit wir in zehn Jahren, wenn wir vielleicht in der Lage sind, die Straße zu bauen, Planungssicherheit haben.» Wenn jetzt die STEL gekippt werde, falle die Straße auch aus dem Flächennutzungsplan heraus. «Und sie dort wieder hineinzubekommen, wird sehr schwer.»

FNP


Pressebericht von der Feier zur Herabstufung der B8-West:

08. Mai 2004 Frankfurter Neue Presse


Vor 25 Jahren begann der friedliche Protest gegen den Ausbau der B8
Ein Hüttendorf und seine Folgen
Von Frank Weiner

Foto: Nietner
Etwa 40 Menschen haben sich im Liederbachtal getroffen, um an das Hüttendorf zu erinnern, das seinerzeit angelegt wurde, um gegen den Ausbau der B8 zu protestieren. Genau am Jahrestag kam aus Berlin die Nachricht, dass die Bundesregierung die Pläne zum B8-Weiterbau auf Eis gelegt hat.

Kelkheim/Königstein. Es hat ein bisschen was von „Lagerfeuer-Romantik“: Die Sonne versinkt am Horizont, während es sich das muntere Grüppchen mit Erwachsenen, Kindern und Hunden an der Feuerstelle gemütlich macht. Da werden Würstchen gegrillt, ein Eintopf köchelt, kühle Getränke machen die Runde und neue Gäste werden herzlich begrüßt.


Ein Hauch von Woodstock wehte vor 25 Jahren durch das Hüttendorf. Junge Leute wie Ralf Otto (rechts), heute Betreiber der "Wunderbar" in Höchst, gehörten damals zu den Besetzern.


Kein Wunder, dass die Atmosphäre auf dem ehemaligen Damm im Liederbachtal äußerst gut ist. Denn die etwa 40 Leute haben sich eine ganze Menge zu erzählen: Vor genau 25 Jahren – am 5. Mai 1979 – starteten die überregional bekannten Dammbesetzer ihren ebenso friedlichen wie spektakulären Protest gegen den geplanten Bau der „Taunusautobahn“ B 8 zwischen Kelkheim und Königstein. An dieses Ereignis erinnern die Protagonisten jedes Jahr mit einem Treffen. Doch heute ist die Veranstaltung nicht nur auf Grund der Zahl 25 eine ganz besondere – ist just an diesem Tag doch die neue Nachricht zur aktuellen B 8-Planung ins Haus geflattert (wir berichteten).

Es versteht sich, dass die Herabstufung der Dringlichkeit des Weiterbaus an diesem Abend ein Thema ist. Ebenso wichtig scheint den meisten aber der Blick in vergangene Zeiten zu sein. Alte Bilder vom Bau des Hüttendorfs machen die Runde, es wird über den Wandel der Zeiten geplaudert. Mittendrin ist Ralf Otto, der vor 25 Jahren zum harten Kern jener 20 Personen zählte, die zwei Jahre und sieben Tage in dem Hüttendorf wohnten. Er erinnert sich noch genau an die Anfänge: Da die Jugendzentren in Königstein und Kelkheim geschlossen wurden, hatten die Freunde beider Städte keine Anlaufstation mehr. Auf Anregung von Eva Groth entstand die Idee, ein „Sommer-Juz“ ins Leben zu rufen. Gleichzeitig wurde der Protest gegen den Bau der B 8, für die das Planfeststellungs-Verfahren damals lief, forciert und der Damm als Standort auserkoren.

Die erste Nacht verbrachte die Gruppe in Schlafsäcken auf einer dünnen Schneedecke. Am zweiten Tag wurde mit dem Bau der ersten Hütte begonnen. Schnell erregten die Dammbesetzer großes Aufsehen, fast täglich schaute die Polizei vorbei und fotografierte Unterschriftslisten oder nahm Personalien auf. Doch viele Bürger, darunter sogar die Junge Union, sympathisierten mit dem friedlichen Protest und der damalige Bürgermeister Dr. Winfried Stephan prophezeite mit dem Satz „Beim ersten Winter wird sich dieses Problem von selbst lösen“ dem Vorhaben keine Chancen.

Die Besetzer aber blieben hartnäckig: Sie überstanden nicht nur den ersten Winter, sie weiteten ihr Lager auch zu einer kleinen „Stadt“ am Waldrand aus. Bis zu 50 Personen lebten in dem Dorf mit mehreren Hütten – es wurde eine Ziegenzucht betrieben, ein „Kühlhaus“ gebuddelt, und es gab zwei Donnerbalken. Gäste blieben nicht aus, die B 8-Gegner richteten ein Info-Häuschen ein, hielten Vorträge, empfingen Spaziergänger, Schulklassen und Fernsehteams. „Das hat eine gewisse Dynamik entwickelt“, sagt Albrecht Kündiger. Sogar die Gegner der Startbahn West nahmen Anschauungs-Unterricht beim Hüttenbau.

„Wir waren die Stars beim Förster, dem haben wir den Wald aufgeräumt“, sagt Otto. Vom Hornauer Bäcker bekam die Gruppe zwei Tage altes Brot kostenlos, jeder musste zudem täglich fünf Mark für die Mahlzeiten aufbringen. Aus diesem Grund gingen manche nebenher arbeiten um es sich dann abends in den Hütten gemütlich zu machen. Für Neuankömmlinge, die sich durchfüttern lassen wollten, hatten die Kameraden nichts übrig. „Wir konnten doch keine Sozialstation sein“, betont Otto.

Nach zwei Jahren voller Erlebnisse kam das jähe Ende: Ein Brand in einer Hütte rief die bis dahin eher ratlosen Behörden auf den Plan. „Wir müssen das Leben der Dammbesetzer schützen“ – Otto erinnert sich gut an die Begründung der Räumung am 12. Mai 1981. Die über 100 Strafverfahren, die gegen die Leute eingeleitet wurden, ließ die Justiz aber fallen. Denn auch die Behörden hatten nicht sauber gearbeitet und den Damm illegal während der Planfeststellung bereits aufgeschüttet.

Zurückblickend sehen die Besetzer ihren Coup ähnlich: „Es war wie ein Erlebnispark“, sagt Harald Stuppe. Ralf Otto nennt es „eine schöne Zeit“ mit einer „überschaubaren, verschworenen Gemeinschaft“. Albrecht Kündiger betont: „Es war nicht nur eine Schönwetter-Aktion.“ Er lobt die damalige Unterstützung durch die Naturschutzverbände und glaubt nicht, dass eine solche Aktion heute noch einmal möglich wäre. Erfreut ist Kündiger, dass aus der Dammbesetzung die heutigen Parteien UKW (Kelkheim) und ALK (Königstein) hervorgegangen sind – die in ihren Städten seitdem jeweils achtbare Wahlergebnisse erzielen.


PRESSEECHO ZUR HERABSTUFUNG DER B8:
Taunus Zeitung
6.5.2004
Umgehungs-Gegner jubeln – Befürworter geben nicht auf
Königstein. Zwischen Königstein, Wiesbaden und Berlin glühten gestern die Drähte. Vor allem die Spitzenpolitiker der CDU auf Stadt-, Landes- und Bundesebene waren eifrigst darum bemüht, sich selbst etwas mehr Klarheit zu verschaffen. Während die Christdemokraten als Befürworter des Straßenbaus offensichtlich auf dem falschen Fuß erwischt wurden, waren die Gegner augenscheinlich bestens vorbereitet.

"Ich freue mich, dass es auf Druck der Grünen gelungen ist, dieses ökologisch und verkehrspolitisch unsinnige Projekt zu stoppen", jubelte die Bundestagsabgeordnete der Grünen Anna Lührmann bereits am Mittwochvormittag via Pressemitteilung. Der Bau der Ortsumgehung Königstein-Kelkheim sei mit der Herabstufung des Projekts im Verkehrswegeplan sehr unwahrscheinlich geworden. Sie selbst, so Lührmann, habe sich bei einer Ortsbegehung im vergangenen Jahr davon überzeugt, dass der Bau der Ortsumgehung überflüssig und schädlich sei. Die jetzt durchgesetzte Herabstufung sei da "ein Beispiel für erfolgreiche grüne Verkehrspolitik".

Die im Ausschuss durchgesetzte Herausnahme des Projekts aus dem vordringlichen Bedarf sei sachlich absolut richtig gewesen, betonte Lührmanns Marburger SPD-Kollege Sören Bartol gegenüber der TZ. Als SPD-Berichterstatter für die hessischen Verkehrsprojekte hatte Bartol sich in seiner Fraktion für die Herabstufung stark gemacht und letztlich auch im Ausschuss gestern den Arm dafür gehoben. So sehr die CDU bis hinauf zur Hessischen Landesregierung auch versucht habe Druck auszuüben, um die B 8-Westumgehung in der Vordringlichkeit zu halten, so wenig sinnvoll und gerechtfertigt wäre das gewesen. Bartol: "Dieses hoch umstrittene Projekt trägt ein enormes Umweltrisiko in sich und bindet zudem finanzielle Mittel, die wir an anderer Stelle besser gebrauchen können."

Lob ernteten Bartol und seine Kollegen aus den Regierungsfraktionen vom Vorstand des BUND Königstein/Glashütten. Dessen Vorsitzende, Dr. Claudia Weiand, begrüßte, dass sich letztlich die "Sachargumente" durchgesetzt hätten. Ein Meinungswandel, an dem Weiand und ihre Mitstreiter ihren nicht unerheblichen Anteil hatten, wie die Vorsitzende einräumte. Ihr Ortsverband habe in den vergangenen Monaten in vertiefenden Gesprächen mit Lührmann und Bartol die naturschutzfachlichen Argumente dargelegt, umfassende Stellungnahmen zu den Auswirkungen des Straßenbaus verfasst und die Zusammenarbeit der Umweltverbände koordiniert.

Bedauerlich sei, so Weiand, dass die Planungskosten an Königstein und Kelkheim hängen blieben. Um dem Ganzen trotzdem noch etwas Positives abzugewinnen, solle man die Ergebnisse aus den Erhebungen zur Fauna und Flora nutzen, um das geplante B8-Trassengebiet in die Regionalparkroute einzubinden und gemeinsam mit den Naturschutzverbänden Konzepte zum Schutz des Gebietes zu entwickeln.

Von solchen Gedanken sind die Vertreter der CDU in Stadt, Land und Bund allerdings weit entfernt. Trotz der gestrigen Entscheidung im Verkehrsausschuss des Bundestages wollen die Christdemokraten an ihrem Ziel – dem Bau der B 8-Westumgehung – festhalten und die Planungen hierfür weiter vorantreiben. "Wir machen weiter", kündigte Königsteins Bürgermeister Siegfried Fricke (CDU) gegenüber der Taunus Zeitung an. Diese Marschroute habe er bereits mit dem Hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU), seinem Kelkheimer Amtskollegen Thomas Horn (CDU) und vor allem mit den Spitzen der beiden Königsteiner Regierungsfraktionen von CDU und FDP abgestimmt.

Zwar zeigte sich Fricke – ähnlich wie viele seiner Parteikollegen – verärgert über die Form des politischen Umgangs ("Tricksereien") in dieser Sache. Gleichzeitig bemühte sich der Königsteiner Rathauschef aber auch darum, die Entscheidung möglichst emotionslos zu analysieren.

Wenn alles seinen geplanten Gang gehe, benötigten die Städte Kelkheim und Königstein ohnehin noch etwa sechs Jahre, bis sie das Planungsrecht für die Umgehungstrasse erreicht hätten. Und in diesen sechs Jahren könne sich noch einiges ändern. "In dieser Zeit finden allein zwei Bundestagswahlen statt. Warten wir doch ab, wie dann die politischen Mehrheitsverhältnisse sind", betonte Fricke und kündigte an, dass noch in diesem Jahr das Raumordnungsverfahren für die B 8-West eingeleitet werde.

Empört zeigte sich CDU-Bundestagsabgeordneter Professor Dr. Heinz Riesenhuber über den Kurswechsel in Berlin. Der Rauswurf aus der Vordringlichkeit sei völlig unverständlich und ein harter Schlag für die Bürger und für die Kommunalpolitiker in den betroffenen Gemeinden. Die beiden Kommunen hätten sich zudem im Vertrauen auf die Zusage der Bundesregierung mit erheblichen finanziellen Beträgen engagiert. Riesenhuber sagte zu, dass er sich "auf jeden Fall gemeinsam mit meiner Fraktion für die erneute Einstufung der B 8 in den vordringlichen Bedarf" einsetzen werde. (sj)


2.Taunus Zeitung
Printausgabe vom 06.05.2004
Nur eine Etappe
Wenn sich der Jubel bei den Umgehungs-Gegnern ein wenig gelegt hat und der Donnergroll auf Seiten der Befürworter langsam verhallt ist, werden sich beide Seiten fragen müssen, welche Folgen die gestrige Entscheidung in Berlin für die B 8-Westumgehung hat. Und da dürfte die Antwort bei aller Unterschiedlichkeit der politischen Positionen dann doch relativ einmütig ausfallen: zunächst mal gar keine.

Die Planungen der Befürworter werden weiter laufen, während die Gegner nicht müde werden, ihre Ablehnung des Projekts zu betonen. Schließlich wissen beide Seiten, wie schnell politische Entscheidungen auf den Kopf gestellt werden können. Und wer es bislang noch nicht wusste, dem hat der Verkehrsausschuss des Bundestages jetzt ein Paradebeispiel hierfür geliefert.

Aktuell haben die Gegner der Umgehung den Befürwortern zwar ein Schnippchen geschlagen. Sie dürfen jedoch darauf gefasst sein, dass die Befürworter ihrerseits nichts unversucht lassen werden, um doch noch zu ihrem Ziel zu gelangen. Ob deren Hoffnung auf einen Regierungswechsel in Berlin die Wende bringen wird, bleibt abzuwarten. Denn auch unter einer CDU-geführten Bundesregierung wären die klammen Kassen für den Straßenbau nicht auf einmal wieder voll. Gleichzeitig würden sich die ökologischen Hürden in Sachen B 8-West sicherlich nicht in Wohlgefallen auflösen lassen.

Letztlich wird es sicher nicht der aktuelle Verlust der Vordringlichkeit im Bundesverkehrswegeplan sein, der langfristig darüber entscheidet, ob die Umgehung kommt oder nicht. Schließlich stand sie da schon seit Jahren drin und gebaut wurde sie trotzdem nicht.



3. Taunus Zeitung
Printausgabe vom 06.05.2004
B8-West ist nicht mehr vordringlich
Von Stefan Jung

Königstein/Berlin. Der Ausschuss für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen des Deutschen Bundestages hat gestern die B 8-Westumgehung zwischen Königstein und Kelkheim aus dem vordringlichen Bedarf des neuen Bundesverkehrswegeplans gekippt. Damit bestätigte sich eine Information, die die Taunus Zeitung bereits gestern gemeldet hatte.

Im neuen und bis 2015 ausgelegten Planwerk soll das umstrittene Straßenbauprojekt nur noch im "weiteren Bedarf mit festgestelltem hohem ökologischen Risiko" rangieren. Sollte der Verkehrswegeplan so vom Bundestag beschlossen werden, dürfte eine Realisierung der B 8-Westumgehung unter den aktuellen politischen Verhältnisse auf Bundesebene auf längere Sicht ausgeschlossen sein.

Kritiker der Umgehungsplanung und Vertreter von Naturschutzverbänden nahmen die Nachricht gestern mit großer Zufriedenheit zur Kenntnis, hoffen sie doch, dass die B 8-Westumgehung damit zumindest bis 2015 vom Tisch ist. Befürworter des Straßenbaus, vor allem aus den Reihen der CDU, äußerten sich enttäuscht und verärgert, betonten aber ihrerseits, die Flinte nicht ins Korn werfen zu wollen (siehe unten).

Mit ihrem Votum in Berlin folgte die rot-grüne Mehrheit in der gestrigen Ausschuss-Sitzung einem entsprechenden Änderungsantrag ihrer eigenen Fraktionen (wir berichteten) und stieß gleichzeitig vor allem den Vertretern der CDU massiv vor den Kopf. Die hatten sich vor einem Jahr massiv gegen eine Herabstufung der B 8-Umgehung gewehrt und damit scheinbar auch Erfolg gehabt. Der rot-grüne Kabinettsentwurf für den neuen Verkehrswegeplan sah die Umgehung im vordringlichen Bedarf – bis zum Änderungsantrag. Von dem und von dem überraschenden Kurswechsel der Berliner Regierungskoalition hatten viele Christdemokraten in der Region erst am Dienstagabend über die Taunus Zeitung erfahren. Klaus Minkel, CDU-Bundestagsabgeordneter aus der Wetterau und Mitglied des Verkehrsausschusses, hatte die Nachricht aus der Hauptstadt geschickt und damit für reichlich Aufregung bei seinen christdemokratischen Kollegen in der Heimat gesorgt.


Taunus Zeitung 7. Mai 2004

Koch und Kölsch: Rot-grüne "Totengräber"
Von Stefan Jung

Königstein. Die gestrige Entscheidung im Verkehrsausschuss des Deutschen Bundestages, die B 8-Westumgehung im neuen Bundesverkehrswegeplan aus dem vordringlichen in den weiteren Bedarf zurückzustufen, wurde mit Empörung in der CDU-Landtagsfraktion zur Kenntnis genommen.

In einer gemeinsamen Pressemitteilung machen die Landtagsabgeordneten der drei betroffen Wahlkreise – Ministerpräsident Roland Koch (Main-Taunus I), Brigitte Kölsch (Hochtaunus II) und Axel Wintermeyer (Main-Taunus II) – ihrem Unmut denn auch unmissverständlich Luft. "Nach der Verhinderung des wichtigen A66-Ausbaus und anderer Baumaßnahmen vor wenigen Wochen, erweist sich die rot-grüne Bundesregierung in Berlin erneut als Totengräber von wichtigen Straßenbauprojekten in Hessen", kritisieren die CDU-Politiker. Mit dem Kurswechsel von SPD und Grünen in dieser Sache seien jahrzehntelange Bemühungen der anliegenden Städte und Gemeinden, endlich die Lücke für den Pendlerverkehr aus dem Taunus zu schließen, wieder einmal bitter enttäuscht worden. Zwar müsse noch der Bundestag über den gesamten Verkehrswegeplan entscheiden, eine Änderung dieser Entscheidung sei jedoch sehr unwahrscheinlich. "Es ist ein Desaster, wie Rot-Grün die Chancen der Region und die Hoffnungen der Bürger mit Füssen tritt", attackieren die CDU-Abgeordneten den politischen Gegner, der mit seinem "überfallartigen Vorgehen eine sachliche Debatte über die Maßnahme verhindert" habe.

Ähnlich sieht das auch die Königsteiner CDU-Fraktionsvorsitzende Katja Metz. Sie könnte sich sogar vorstellen, dass Rot-Grün die Entscheidung gegen A 66 und B 8 ganz bewusst getroffen habe, um dem amtierenden Hessischen Ministerpräsidenten Steine in den Weg zu legen. Die Entscheidung gehe auf jeden Fall an den Bürgern vorbei, sei aber momentan nicht zu ändern, betonte Metz und fügte verärgert mit Blick in Richtung Bundesregierung an: "Hoffentlich sind die bald weg, damit wir das wieder ändern können." Dass die CDU weiter um die Umgehung kämpfen wolle, sei für sie und ihre Parteikollegen selbstverständlich.

Bei der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK) stieß die Nachricht aus Berlin hingegen auf ungeteilt positives Echo. Als politische Gruppierung selbst aus dem Streit um die erste Planung für eine B 8-Umgehung hervorgegangen, gehört die Aktionsgemeinschaft auch zu den schärfsten Kritikern der neuen Überlegungen. Entsprechend eindeutig fiel die Reaktion der ALK aus.

Man sei erleichtert, dass das wichtige Naherholungsgebiet am Südhang des Taunus einstweilen erhalten bleibe, konstatiert Dr. Richard Grimm stellvertretend für seine Mitstreiter. Schließlich sei das Planungsgebiet nicht nur bekannt für Ausflugsziele wie Rote Mühle, Rettershof oder Naturfreundehaus, sondern darüber hinaus auch Quellgebiet mehrerer Bäche und Heimat für viele Pflanzen und Tiere. Gerade die Erhebungen und Kartierungen im Rahmen der Straßenplanungen hätten diesen großen Artenreichtum offenkundig gemacht.

Nach wie vor kritisiert die ALK, dass die Städte Kelkheim und Königstein die Planung der Umgehungsstraße auf eigene Kosten anstrengen, obwohl es Sache des Bundes sei. Grundsätzlich zweifelt Grimm zudem die Wirksamkeit einer Umgehung an. Der ALK-Vertreter fürchtet viel mehr, dass eine B 8-West-Umgehung auch unerwünschten Verkehr anziehen könnte, beispielsweise als Umgehung des Wiesbadener Kreuzes über Höchst-Camberg, vor allem für den Schwerverkehr. Statt sich auf die Umgehung zu versteifen, setzt Grimm auf den noch für diesen Monat angekündigten Beginn des Kreiselumbaus.

Ähnlich sieht das auch SPD-Fraktionschef Erhard Becker. Nach der Entscheidung in Berlin gelte es jetzt, besondere Anstrengungen darauf zu richten, mit Hilfe des Kreiselumbaus die Verkehrsverhältnisse zu verbessern, betont Becker in einer Pressemitteilung. Es räche sich jetzt, so der Fraktionschef scharf, dass Bürgermeister Fricke vor drei Jahren die noch gemeinsam von SPD und CDU entwickelte Kreisellösung aus "persönlichen Profilierungsgründen" verhindert habe und die CDU ihm darin gefolgt sei. Erschwerend hinzu komme jetzt, dass "der Eigentümer des Kreiner-Geländes wegen nicht eingehaltener Zusagen des Bürgermeisters juristisch gegen den Kreiselumbau vorgehen" wolle, betont Becker. Um den Durchgangsverkehr fern zu halten, müsste die Stadt zudem noch weitere Überlegungen anstellen – angefangen bei Verkehrsberuhigungsmaßnahmen bis hin zu nächtlichen Durchfahrtsverboten für Lastwagen.




Taunus-Zeitung vom 29.9.2004:
Spaziergang auf der Umgehungs-Trasse Gegner der B8-West informieren
Von Stefan Jung
Schneidhain. Die 5-er Limousine hat es dem Spaziergänger angetan. Sie sei spritzig, und obwohl er eigentlich kein Raser sei, biete sie doch einen nicht unerheblichen Spaßfaktor, schwärmt der Wanderer seinem "Mitläufer" zur Linken vor. Der aber schwört eher auf die Edelkarossen aus Untertürkheim, was allerdings kein Grund zum Streit, sondern viel mehr ein willkommener Anlass zu einer ausgedehnten Unterhaltung ist.

Der Fußweg ist lang, der vielköpfige Tross mit Kinderwagen und Fahrrädern kommt nur langsam voran und zudem stimmen beide Gesprächspartner in der eigentlichen Sache, die sie in den Wald zwischen Kelkheim und Königstein geführt hat, überein. Also hier sollte die B8-West-Umgehung wirklich nicht entlang geführt werden, unterstreicht der 5er-Fan beim Blick auf die dicht stehenden Baumreihen rechts und links des Waldweges und erntet dafür ein Kopfnicken vom Mann mit dem Herz für den Stern.

Dürfen Umgehungs-Gegner von Autos schwärmen? Robert Rohr, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK), würde diese Frage wohl mit einer Gegenfrage beantworten: Warum nicht? "Wir, die Gegner der B-8-Westumgehung, sind durchaus von dieser Welt. Wir fahren auch Auto und stehen auch im Stau", hatte Rohr am Samstagnachmittag beim "Spaziergang auf der geplanten B8 " vor gut 80 Zuhörern betont.

Den Kritikern der Umgehung seien die Argumente für deren Bau – Entlastung der Innenstädte von Königstein und Kelkheim – sehr wohl bekannt, so Rohr. Sie seien jedoch nicht so zugkräftig, dass sie eine weitere Zerstörung der Natur rechtfertigen würden. Rohr: "Manche sind erst zu Umgehungs-Gegnern geworden, nachdem sie selbst gesehen haben, durch welche Gebiete die Umgehung geführt werden soll." Und genau das wollten der BUND, die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) die B8-Bürgerinitiative Schneidhain, die Unabhängige Wählergemeinschaft Kelkheim und die ALK am Samstag zeigen.

Wo die Trasse ganz exakt verlaufen werde, konnte auch Rohr noch nicht mit letzter Bestimmtheit sagen (siehe nebenstehenden Bericht). Aber in einem ist sich der ALK-Chef sicher: "Der hierfür vorgesehene Korridor ist sehr, sehr eng und bei Schneidhain bereits sehr, sehr festgelegt." Letztlich sei es unerheblich, ob die Trasse 50 Meter weiter westlich oder östlich vorbeigelegt werde. Denn die negativen Folgen, die der Bau der B8-West für die Natur nach Einschätzung der Umgehungs-Kritiker haben werde, seien so oder so erheblich.

"Sie können es drehen und wenden, wie sie wollen, die Straße wird, so sie denn kommt, wichtige Naherholungsgebiete durchschneiden", warnte Thomas Norgall, Naturschutzreferent beim BUND-Hessen, vor dem Bau der Umgehung und vor allzu großen Hoffnungen auf eine Entlastung der Stadtzentren. Verkehr, so Norgall, fließe nun mal wie Wasser – immer da hin, wo Platz sei. Norgall: "Untersuchungen zeigen, dass eine solche Entlastung in zehn bis 15 Jahren vom Verkehr wieder aufgefressen wird. Dafür wird durch die Umgehung der Verkehr auch noch vor die Tür derer gekippt, die bislang davon verschont waren."

Diese Einschätzung teilt auch der Schneidhainer ALK-Vertreter Dr. Richard Grimm. Vor den Wohnhäusern am Erdbeerstein brachte er seine Sorge zum Ausdruck, dass auch dieser bislang ruhige Wohnbereich durch den Lärm einer möglichen Umgehung betroffen sein könnte.

Ganz zu schweigen, von dem "Mehr" an Schwerverkehr, mit dem der langjährige Umgehungskritiker rechnet. Wenn erst mal die Maut für Lastwagen da sei, würden viele Laster die B 8-West der teuren und noch dazu oft durch Stau verstopften A 3 vorziehen, fürchtet Grimm: "Je besser die Straßen gebaut werden, desto mehr Verkehr ziehen sie an." Den werden dann nicht zuletzt die Bürger Glashüttens und aus Würges zu spüren bekommen, ist sich der ehemalige ALK-Stadtrat sicher. "Die werden sich umschauen, wenn die B 8-West erst einmal eingeweiht ist", mahnte Grimm.

Abgesehen vom Menschen werden nach Ansicht von Matthias Fehlow vom HGON auch die Tiere in Mitleidenschaft gezogen. Der Ornithologe befürchtet massive Beeinträchtigungen für wichtige Specht- und Fledermauspopulationen im Umfeld des Rettershofes.

© Frankfurter Neue Presse



Frankfurter Rundschau
30. September 2003

Eine breite Schneise durch unberührte Natur BUND-Ortsverbände fordern eine bessere Informationspolitik zur neuen Bundesstraße 8
Die BUND-Ortsverbände aus Kelkheim und Königstein wollen verhindern, dass die Pläne für die neue Bundesstraße 8 unter Ausschluss der Öffentlichkeit geschmiedet werden. Deshalb organisierten sie eine Führung über die anvisierte Trasse.
Von Dirk Rüsing
Kelkheim · 29. September · "Die Trasse führt durch so viele sensible Bereiche, dass sie eigentlich nicht gebaut werden dürfte", sagt Manfred Guder vom Kelkheimer BUND. Er spricht von den Plänen für die neue Bundesstraße 8. Nach dem Willen der Städte Kelkheim und Königstein soll eine rund acht Kilometer lange Straßenverbindung geschaffen werden, die vom Ende der Bundesstraße 519 bei Kelkheim-Hornau bis zum so genannten Eselsheck bei Glashütten verläuft und dort an die bestehende Bundesstraße 8 angebunden wird.

Die vorgesehene Trasse verläuft dabei fast ausschließlich durch ein Waldgebiet, das aus Sicht von Umweltverbänden "außerordentlich schützenswert" ist. "Für die Planung haben beide Städte bereits 1,2 Millionen Euro ausgegeben", sagt Claudia Weiand vom BUND Königstein. Sie wirft den Städten vor, die Pläne unter Verschluss zu halten und die Bevölkerung nicht ausreichend zu informieren. Daher organisierten die lokalen Ortsverbände des BUND, die B8-Bürgerinitiative Schneidhain und die Kelkheimer UKW eine Ortsbesichtigung auf der geplanten Trasse. Rund 130 Bürger, darunter auch die Bundestagsabgeordnete der Grünen Anna Lührmann, wurden über den aktuellen Stand der Planung und die möglichen Folgen für die Natur in Kenntnis gesetzt.

"Die Umweltverbände sind als Mitglieder des Arbeitskreises B 8 eigentlich nicht berechtigt, öffentlich über die Pläne zu reden", sagt Manfred Guder. Doch nachdem die neue B 8 auf Initiative der hessischen Landesregierung im Bundesverkehrswegeplan mit vordringlichem Bedarf eingestuft worden ist, sei es an der Zeit, die Bürger in die Pläne einzuweihen.

Beispielsweise sei verschwiegen worden, dass die Trasse fast über die gesamte Länge hinweg vierspurig verlaufen soll. "Das bedeutet, dass durch die bisher unberührte Natur eine 15 bis 20 Meter breite Schneise geschlagen werden muss", sagt Claudia Weiand. Diese würde dann durch ein Waldgebiet führen, das seltenen Vogel- und Fledermausarten als Nistgebiet dient. "Wir wissen, dass in dem beplanten Bereich rund 30 000 Biotopkartierungen vorgenommen wurden", erklärt Weiand. Darin sind sämtliche Tierarten erfasst, die es in diesem Areal gibt und die durch den Bau des Straße in Mitleidenschaft gezogen würden. Diese Unterlagen aber seien für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Die Umweltschützerin aus Königstein weist zudem darauf hin, dass eine Schneise durch den Wald auch Folgen für die Luftqualität haben würde. Darüber hinaus zweifeln die Umweltgruppen an der Behauptung, dass die Trassenführung noch nicht fest stehe. "Zwischen Kelkheim und dem Ölmühlweg gibt es nur einen möglichen Korridor", sagt Weiand.

Die Stadt Kelkheim habe es versäumt, Alternativen zu schaffen. Die Trasse nach Osten oder Westen zu verschieben, halten die BUND-Aktiven aus bautechnischen Gründen für zu teuer, weil dort Brücken und Aufschüttungen nötig würden, um Steigungen im Gelände zu überwinden. Entsprechend sind sich Manfred Guder und Claudia Weiand einig, dass unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit Fakten geschaffen werden sollen, die nicht mehr geändert werden können. "Es ist zwar ganz legitim, die Pläne für die B 8 voranzutreiben", sagt Guder. Er verlangt jedoch, dass die Bürger Fakten erfahren, damit sie sich eine Meinung über das Projekt B 8 bilden können.

© Frankfurter Rundschau


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