Fernstraßenbau: Ein Beitrag zur Wirtschaftsförderung?

Neben der Befriedigung der Verkehrsnachfrage ist die Wirtschaftsförderung das wichtigste Argument für den Bau von Straßen. Dahinter steht die Annahme, wirtschaftliches Wachstum benötige arbeitsteilige Prozesse, die wiederum ein leistungsfähiges Verkehrssystem erforden. Investitionen in Verkehrswege hätten daher wirtschaftsfördernde Wirkungen, die sich über den Raum verteilen (so z.B. die Paellmann-Kommission).

Diese Annahmen sind umstritten. Verschiedene Studien belegen empirisch, dass Straßenbau nicht automatisch zu Wirtschaftswachstum führt. Teilweise wurden sogar negative Effekte (Abwanderung) auf regionale Wirtschaftsstrukturen festgestellt.


Überblick über Studienergebnisse

Aberle/Hemmer untersuchten 1987 den Zusammenhang zwischen Autobahnbau und wirtschaftlicher Entwicklung in Süditalien. Sie konnten keinen Zusammenhang zwischen der Ausstattung mit Verkehrsinfrastruktur und der wirtschaftlichen Entwicklung feststellen.

Brücker veröffentlichte 1989 seine Untersuchung der Wachstumsfaktoren von Produktions- und Dienstleistungsunternehmen in Deutschland. Er konnte die Annahme, dass es einen Zusammenhang zwischen der Erreichbarkeit und dem regionalen Wachstum gebe, nicht stützen.

Junesch untersuchte 1996 die Bedeutung der Verkehrserschließung für die Standortqualitäten. Seine Ergebnisse lassen vermuten, dass es wichtigere Faktoren für wirtschaftliche Aktivitäten gibt als die Verkehrserschließung.

Gather/Bartsch veröffentlichten 1999 ihren Forschungsbericht "Regionale Effekte des Fernstraßenbaus in den neuen Bundesländern". Ihre Ergebnisse zeigen, dass es in Thüringen keinen direkten Zusammenhang zwischen der Gewerbeentwicklung und der Anbindung zum Autobahnnetz gibt.

Zur Studie auf www.kehrtwende.de

Das Beraterteam SACTRA des britischen Verkehrsministeriums hat verschiedene Studien zu diesem Thema in Auftrag gegeben. Deren Ergebnisse sind u. a. dass es keine einheitlich positive Wirkung von Straßenbauprojekten auf die wirtschaftliche Entwicklung gibt.

BUND-Übersetzung einer SACTRA-Studie (PDF, 10 S., 111 KB)

Die Studie "Jobmaschine Straßenbau?" untersucht Standortwirkungen von Investitionen (Autobahnbau) in Ostdeutschland. Der Autor Winfried Schröder wertet verschiedene Forschungsergebnisse aus und schließt, dass ein positiver Zusammenhang zwischen Verkehrsinfrastruktur und Wirtschaftsentwicklung nicht nachweisbar ist. Im Gegenteil hat die bessere Erreichbarkeit negative Folgen für die regionalwirtschaftliche Entwicklung.

Die Studie komplett zum Herunterladen auf www.gruener-aufbau-ost.de

Zum Weiterlesen

Abschlussbericht der Pällmann-Kommssion (2000)
Diese Expertenkommission wurde 1999 von der Bundesregierung einberufen. Sie sollte alternative Möglichkeiten zur Finanzierung der Bundesverkehrswege prüfen Im Abschlussbericht präsentiert die Kommission ihre Vorschhläge - unter anderem die Einführung einer Schwerverkehrabgabe.


Download     Abschlussbericht der Pällmann-Kommission (09/2000, 66 S., 225 KB)

Kongressreader "Mythos Autobahn"
Ende September 2004 fand in Bayern der Kongress zum Thema: "Mythos Autobahn-Bringen immer perfektere Straßen noch einen Nutzen für regionales Wirtschaften?“ statt.
Die Antworten fielen einhellig aus: Der Bau weiterer Autobahnen hat in der Regel keine positiven Effekte mehr auf Wachstum und Beschäftigung - in bestimmten Fällen kann sogar eine Schwächung regionaler Wirtschaftsstrukturen die Folge sein.


Download     Kongressreader "Mythos Autobahn" (2004, 13 S., 40 KB).

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