Baumfällungen in Waldbronn - Vertrauen muss wiedergewonnen werden


Niemand bestreitet, dass aus Gründen der Verkehrssicherheit Bäume manchmal gefällt werden müssen. Das, was sich in unserer Gemeinde im Februar abgespielt hat, lässt allerdings erhebliche Zweifel aufkommen, ob wirklich alle jetzt gefällten Bäume nicht mehr zu erhalten waren. Stellungnahmen des Bürgermeisters und der Verwaltung zu diesen Maßnahmen brachten mehr Ungereimtheiten zutage als Licht in die Angelegenheit; die Legendenbildung blüht. Viele Bürgerinnen und Bürger fühlen sich getäuscht und verlieren das Vertrauen in das Handeln der Verwaltung und ihre demokratische Vertretung. Um dieses Vertrauen wieder zu gewinnen und um allen eine auf Tatsachen beruhende Diskussionsgrundlage zu geben, ist es aus unserer Sicht notwendig, dass Bürgermeister und Gemeindeverwaltung öffentlich alle Vorgänge, Beweggründe und Hintergründe zu den Baumfällungen offen legen – am besten im Amtsblatt und im Internet. Insbesondere sollten Antworten zu folgenden Fragen gegeben werden:
Welche Rolle spielte das Baumkataster von 2008 bei der Entscheidungsfindung tatsächlich? Sind die im Baumkataster von 2008 zur Fällung vorgesehenen Bäume (etwa 30 Stück) teilweise schon vor 2015 gefällt worden? Wie viele Bäume sind im Kurpark wegen gestalterischer Aspekte (Stichwort Sichtachsen) gefällt worden? Wieviel Zeit hat sich der neue Leiter der Gärtnerei genommen, um aus mehr als 3000 Bäumen 230 Bäume herausfinden und so gründlich zu untersuchen, dass die sofortige Fällung unabwendbar erschien? Welche Rolle spielte die Verwertung des Holzes durch den Auftragnehmer bei der Auftragsvergabe?
Außerdem sollte im Gemeinderat ein zukünftiges Vorgehen abgestimmt werden, das solche massiven Eingriffe und ein ähnliches Kommunikationsdesaster verhindert.



Kahlschlag auch beim Kräutergarten


Bei den umfangreichen Abholzarbeiten im Kurpark wurde auch die Anfang der 1990 er Jahre durch das Landratsamt gesetzte Wildsträucherhecke beim Kräutergarten bis auf wenige Reste bodengleich abgeschnitten. Und nicht nur das: Selbst der kleine Feldahornbaum musste weichen. Diesen Baum hatte die Gemeindegärtnerei vor etwa 10 Jahren nach Absprache mit uns auf die Wiese bei der Bank des Kräutergartens gepflanzt. Er gedieh gut und war inzwischen so groß, dass er am Vormittag den Sitzplatz beschattete und wir hofften, dass sein Schatten später noch etwas weiter in den Tag hinein reichen würde. Dieser Baum stellte keine Verkehrsgefährdung dar und war nicht krank. Warum also ist er gefällt worden? Weder sind wir gefragt worden, noch hat man uns überhaupt informiert. Einen solch ignoranten Umgang mit unserem nun schon 25 Jahre währenden ehrenamtlichen Engagement hätten wir uns niemals vorstellen können.



Bäume im Ort


Bäume im Ort haben vielfältige Wohlfahrtswirkungen für uns Menschen. Das wird jedem bewusst, der z.B. bei hohen Temperaturen im Sommer Schatten unter dem Blätterdach eines Baums findet. Wahrscheinlich ist aber den wenigsten klar, welch einen großen Stoffumsatz ein Baum bewältigt. In seinem Fensterbuch „Ein Baum ist mehr als ein Baum“ hat der Biochemiker und Umweltexperte, Frederic Vester, vor vielen Jahren z.B. folgende Jahreswerte für eine 80 jährige Buche genannt:
Produktion von etwa 4,6 t Sauerstoff, Verarbeitung von ca.6 t Kohlendioxid,
Filterung von ca. 1 t Staub und Giften aus der Luft;
Produktion von 55 kg organischem Material, das zu Humus wird und die Qualität der Erde aufwertet;
Pumpleistung von etwa 30 000 l Wasser; die Wurzeln sorgen dabei für eine Verzögerung des Oberflächenabflusses und für eine gute Bodendurchlüftung. Die Verdunstung von Wasser über die Blätter bewirkt eine Anfeuchtung und Kühlung der Luft.

Über all die geschilderten Stoffumsätze und Leistungen hinaus ist ein Baum auch wertvoll als Lebensraum und Nahrungsgeber für Algen, Pilze, Flechten, Insekten, Vögel und Kleinsäuger. Es entwickeln sich Naturkreisläufe, die auch für menschliches Leben wichtig sind (z. B. Bestäubung - Fruchtbildung - Honig). Nicht zuletzt besticht er durch seine Schönheit und Natürlichkeit.
Bäume sollten daher nicht leichtfertig geopfert werden. Was 230 und mehr Bäume wert waren, kann jeder für sich beantworten.