Stolpe muss Saale-Kanal stoppen

BUND übergibt 22000 Unterschriften für naturnahe Flüsse - auch NABU und WWF gegen weiteren Ausbau der Flüsse

12.06.2003:
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Natur­schutz­­­bund NABU und der World Wide Fund For Nature (WWF) lehnen die Flussbau­projekte im Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplans ab. Eine der absurdesten Fehlplanungen sei beispiels­weise der geplante Saale-Elbe-Kanal, der nicht nur ökologisch fragwürdig sei, sondern auch ökonomisch keinen Sinn mache.

Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe erhielt heute 22 000 vom BUND gesammelte Unter­schriften gegen den Flussausbau. Am Morgen hatten Mitarbeiter der Umweltorgani­sation ein Riesen-Bauschild vor dem Bundesverkehrsministerium installiert: „Die Regierung baut Mist! 80 Millionen Euro für den sinnlosen Saale-Elbe-Kanal - Natur wird zerstört und Millionen gehen den Bach runter!“

Gerhard Timm, BUND-Bundesgeschäftsführer: „Wertvolle Biotope und Hoch­wasserschutz­flächen im Saale-Mündungsgebiet stehen auf dem Spiel. Viele Millionen Euro sollen in einen Kanal fließen, auf dem nicht einmal ein Schiff pro Woche fahren wird. Außerdem erhöht der Kanal den Druck in Richtung Elbausbau. Mit uns fordern mehr als zweiundzwan­zig­tau­send Bürgerinnen und Bürger: Verkehrs­­minister Stolpe muss gegen die Verbauungen und Vertiefungen der Flüsse vorgehen und Konzepte für lebendige Flüsse auf den Tisch legen.”

NABU-Bundesgeschäftsführer Gerd Billen warnte die Bundesregierung vor folgenschweren Rückschritten bei der nach der Hochwasserkatastrophe vom letzten Jahr neu ausgerichteten Flusspolitik: „Die beschlossene Abkehr vom weiteren Ausbau der Flüsse muss sich im Bun­des­­ver­kehrswege­plan klar widerspiegeln. Projekte wie der Saale-Elbe-Kanal oder Eingriffe an der Weser, am Main, der Havel und der Ausbau der Wasserwege von Berlin zur Oder müssen aus der Planung gestrichen werden. Nach der EU-Wasserrahmenricht­linie ist Deutschland in der Pflicht, bis 2015 für alle Flüsse einen optimalen ökologi­schen Zustand zu erreichen.“

Holger Wesemüller, Leiter der Berlin Vertretung des WWF, wendet sich insbesondere gegen die geplanten Vertiefungen der Unterläufe an Elbe, Weser und Ems: "Mit dem Ausbaggern der norddeutschen Flüsse würde man zig Millionen Euro an Steuergeldern versenken. Die Vertiefungen wären ein böser Schildbürgerstreich auf Kosten der Natur. Sie gefährden wertvolle Auenwälder, Röhrichte, Überschwemmungs- und Wattflächen." Zudem nehme die Hochwassergefahr bei Sturmfluten zu. Eine WWF-Studie weist nach, dass durch die bereits realisierten Vertiefungen der Flussunterläufe die Wassermassen aus der Nordsee insbesondere bei Sturmfluten schneller und in erheblich größerem Umfang in die Flüsse ein­dringen und dort zu höheren Wasserständen führen. Seit 1950 seien z.B. in Hamburg die höch­sten Sturmflutwasserstände um ca. 70 cm angestiegen. Die Auswirkungen der Fahr­wasser­ausbauten der Elbe haben daran einen Anteil von ca. 30 % (25 cm). "Werden die neuen Pläne umgesetzt, wird sich diese Situation weiter verschärfen", warnt Wesemüller.

Verkehrsminister Stolpe müsse seine Verantwortung wahrnehmen und solche fragwürdi­gen Projekte stoppen. Stattdessen seien abgestimmte Konzepte zur flussangepassten Schiff­fahrt und zum ökologischen Hochwasserschutz notwendig.

Bei der Jahrtausendflut 2002 habe nach Ansicht der Verbände der herkömmliche Hoch­wasserschutz mit Deich­bauten und Deicherhöhungen seine Grenzen gezeigt. Da inzwischen schon mehr als 80 Prozent der Hoch­wasser­ dämpfenden Flussauen verbaut worden seien, drohten bei kommenden Wetter­extre­men erneut dramatische Überschwemmungen. Auch Bundesumweltminister Trittin und Bundeskanzler Schröder müssten den Stolpe-Plänen für unüberlegte und sinn­lose Flussaus­bauten eine klare Absage erteilen. Die Verbände fordern, alle Wasserstraßen-Projekte aus dem Entwurf des Bundesverkehrswe­ge­planes heraus zu nehmen und auf den Prüfstand zu stellen. Statt überzogener Flussausbauten seien Bund und Länder gefordert, Programme zum ökologischen Hochwasserschutz und zur Wiederher­stellung natürlicher Flutungsräume aufzulegen.

Bei Rückfragen:
Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressestelle, Tel: (030) 27586-425, Fax: -449, mobil: (0171) 8311051, email: presse@bund.net

Thorsten Wiegers, NABU-Pressestelle, Tel: (0228) 4036-141, email: presse@nabu.de, www.nabu.de

Jörn Ehlers, WWF-Pressestelle, Tel. (069) 79144-145, email: ehlers@wwf.de, www.wwf.de


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