Lärm-Messung: Ein schwieriges Feld

Mehr als 12 Millionen Menschen in Deutschland müssen tagsüber einen Lärmmittelungspegel von über 65 Dezibel(A)aushalten. Was steckt hinter den Zahlen? Was genau bedeuten dB (A) und Mittelungspegel?

Dezibel: Das menschliche Ohr kann Töne in verschiedenen Höhen unterschiedlich gut hören Besonders gut ist es im mittleren Bereich (1000 bis 3000 Hertz). Werden die Frequenzen höher oder tiefer nimmt die Empfindlichkeit ab. Das muss bei der Lärm-Messung berücksichtigt werden. Dazu schwächen Filter die tief- und hochtonigen Signale ab. Häufig verwendet wird dabei der Filter namens „A“. Deshalb findet sich häufig die Maßangabe dB (A).


Mittelungspegel: Eine weitere Schwierigkeit bei der Lärm-Messung ist die Unterschiedlichkeit der Lärmbelastung. Meist gibt es über den Tag verteilt Spitzenzeiten, in denen es besonders laut ist (z.B. die Rushhour in Großstädten). Welcher Wert soll dann herangezogen werden?
Dafür wurde der „äquivalente Dauerschallpegel“oder "Mittelungspegel"eingeführt.

Gerät zur Lärmmessung.


Dabei wird über mehrere Stunden verteilt der Lärm gemessen (tags 16, nachts 8 Stunden). Aus diesen Messergebnissen wird ein Mittelwert berechnet. Alle festgelegten Grenzwerte basieren auf diesem Mittelungspegel.

Problem: Diese Methode ist zwar bequem, aber leider führt sie teilweise zu falschen Einschätzungen. Durch die Mittelung fallen einzelne, kurzzeitige Geräusche kaum ins Gewicht. Schließlich sind 16 Stunden eine lange Zeit. Insbesondere beim Fluglärm oder an Schienenstrecken kommt es so zu Verzerrungen: hier bestimmen kurze sehr laute Geräusche den „Lärmteppich“.

Dazu kommt: Es ist für das Gehör ein großer Unterschied, ob Schallereignisse unerwartet und heftig eintreten (wie Schüsse) oder sich erst langsam nähern und damit vorhersehbar sind. Auch laute Musik klingt anders in unseren Ohren, als ein Presslufthammer, obwohl der Schallpegel der gleiche sein kann. Der Gebirgsbach kann, in dB (A) gemessen, lauter sein als der LKW vor der Haustür. All das bleibt der bisherigen Messungsart unberücksichtigt.


Deshalb fordert der BUND:

  • Kurzfristig: Einführung von Lärmspitzen: Bei Messungen und Grenzwertsetzung müssen diese kurzen aber sehr lauten Ereignisse mit berücksichtigt werden. Das würde der menschlichen Lärmwahrnehmung eher entsprechen: Hohe Einzelpegel wirken bei den meisten Menschen lästiger als ein gleichförmiges Geräusch, selbst wenn dieses eine erhebliche Lautstärke aufweist. Die Mittelung über lange Zeiten hinweg ist um Grenzen für kurzzeitig tolerable Schallereignisse zu ergänzen. Gerade nachts sollte die lauteste Stunde als Beurteilungszeitraum gelten.

  • Mittelfristig: Entwicklung von adäquaten Messverfahren. Das heißt: Maßzahlen für die Lautheit, die Rauhigkeit, die Schärfe und die Häufigkeit des Schallereignisses müssen mit einbezogen werden. Es gibt heute bereits Schallpegelmesser mit Mikrocomputern, die das gemessene Schallsignal hinsichtlich dieser Kriterien analysieren. Sie zeigen dann eine Maßzahl für die vom Menschen tatsächlich empfundene Lautheit an (Maßeinheit: Sone).
Und was bedeuten nun die 65 dB (A)? Viel oder wenig? Laut Weltgesundheitsorganisation sollten mittelfristig keine höheren Lärmpegel als 55 dB (A) am Tage auftreten. Demnach sind 65 dB (A) deutlich zu viel.

Der BUND setzt sich für lärmarmes Wohnen und Leben ein. Das bedeutet, dass tagsüber im Freien Unterhaltungen in normaler Lautstärke möglich sind und nachts bei geöffneten Fenster geschlafen werden kann (55 dB (A)tagsüber und 45 dB(A) nachts).


Mehr Informationen:

Download     Im BUND-Positionspapier Lärm finden Sie Weiteres zum Thema Lärmmessung (Januar 2004, 24 S.)

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