BUND Kreis Höxter

Mehr Salz in Werra und Weser

INTERVIEW: Wie die Qualität der Flüsse in Zukunft verbessert werden kann

Höxter. Das Kasseler Düngemittelunternehmen Kali und Salz leitet jetzt noch mehr Salzlauge in die Werra ein als bisher. Die zusätzliche Salzlauge wird mit der Bahn an die Werra gefahren. Schon zuvor hatten sich täglich 60 bis 80 Lastwagen auf dem Weg zum Fluss gemacht. Die Lauge darf in die Werra geleitet werden, solange deren Salzgehalt nicht den Wert von 2,5 Gramm je Liter überschreitet. Bürgermeister Hermann Hecker sitzt mit am Runden Tisch "Gewässerschutz Werra/Weser und Kaliproduktion". NW-Redakteur Burckhard Hoeptner stellte Fragen zu den Zukunftsperspektiven der Weser.


Herr Hecker, Sie sind Mitglied des Rundes Tisches. Wann wurde er gegründet und wer ist an ihm vertreten?

Hermann Hecker: Die konstituierende Sitzung fand am 18. März 2008 statt. Teilnehmer: Bundesumweltministerium, Umweltministerien der Länder Hessen, Thüringen, Niedersachsen und NRW, Industriegewerkschaft BCE, Kali & Salz, Weserbund, IHK Kassel, mehrere Umwelt- und Naturschutzverbände aus den beteiligten Bundesländern, Fischereiverbände, Freizeit u. Tourismus, einige Anrainer-Gemeinden und -Kreise, Beobachter und Sachverständige.

Ich bin stellvertretendes Mitglied für den Bereich Freizeit und Tourismus in meiner Eigenschaft als stellvertretender Vorsitzender des Tourismusverbandes Weserbergland.


Was hat sich der Runde Tisch zum Ziel gesetzt?
Hecker: Erarbeitung von Vorschlägen zur Harmonisierung der mit der Kaliproduktion verbundenen ökologischen, ökonomischen und sozialen Belange, das heißt, langfristige nachhaltige Entsorgung der Produktionsrückstände und Verbesserung der Gewässerqualität von Werra und Weser sowie die Sicherung der Arbeitsplätze und der wirtschaftlichen Entwicklungsperspektiven der Region.


Ist der Runde Tisch ein Gremium mit Durchsetzungskraft?
Hecker: Das Gremium hat große Sachkunde und Autorität, kann auch Sachverständige, Wissenschaftler zuziehen. Insoweit sind qualifizierte Vorschläge zu erwarten.

Das Gremium hat aber keine Entscheidungskompetenz und kann zudem nur wirksam arbeiten, wenn es konsensfähig ist. Die Lösung der Aufgabe, gleichzeitig eine spürbare Verbesserung der Wasserqualität im Sinne der EU-Wasserrichtlinie zu erzielen, gleichzeitig aber auch die Arbeitsplätze zu sichern, ist eine große Herausforderung und nicht einfach zu lösen.


Welche Gefahren bestehen durch eine höhere Salzfracht in der Weser?
Hecker: Neben den ökologischen Belastungen, über die bereits mehrfach berichtet wurde, geht es auch um das Image des Weserberglandes. Wer mag schon Wassersport betreiben in einer Flussregion, die ständig in Bezug auf die Wasserqualität negative Schlagzeilen macht.


In welchen Zeiträumen muss gedacht werden, um die Salzfracht in der Weser zu verringern?
Hecker: Das Problem lässt sich gänzlich wohl nur schwerlich kurzfristig lösen. Zu beachten ist aber, dass die derzeitige Einleitungsgenehmigung im Jahre 2012 ausläuft. Sie darf dann nicht mit den gleichen Belastungswerten verlängert werden. Ein weiteres wichtiges Datum ist das Jahr 2015. Bis dahin muss nach EU-Recht eine gute Wasserqualität erreicht sein.

Aus alledem folgt meines Erachtens, dass bereits jetzt K & S eindeutig vermittelt werden muss, dass nach 2012 die Salzfrachten in bisheriger Höhe nicht mehr akzeptiert werden und bereits heute an der Lösung des Problems im Sinne der EU-Wasserrichtlinie gearbeitet werden muss.


Wo setzen Sie persönlich Ihre Schwerpunkte und was kann kurzfristig getan werden, um die Salzeinleitungen in die Weser wieder zu verringern?
Hecker: Meines Erachtens kann das geltende Recht nicht in Frage gestellt werden. Gleichzeitig ist darauf zu drängen, sich bereits heute auf den künftigen Rechtsrahmen einzustellen. Eine mittelfristige endgültige Lösung kann nach meiner Beurteilung die Verlegung einer Salzpipeline zur Nordsee sein.


Wie die Salzlauge entsteht

Die Salzlauge entsteht bei der Kaliförderung und durch Regenwasser, das Salz aus den riesigen Abraumhalden neben den Gruben wäscht. Nach Angaben von Kali und Salz fallen im Werk Neuhof täglich 2.500 Kubikmeter Salzabwasser an. Die Lauge darf in die Werra geleitet werden, solange deren Salzgehalt den Wert von 2,5 Gramm je Liter nicht überschreitet.

Der Plan zum Bau einer 63 Kilometer langen Pipeline hatte heftige Proteste von Umweltschützern und Kommunen ausgelöst, weil die den Grenzwert für viel zu hoch halten. Bislang hat K + S Salzlauge durch Bohrlöcher in unterirdische Lagerstätten gepresst. Die Kapazitäten sind jedoch erschöpft. Entsorgungsweg ist jetzt allein die Werra.

Quelle: Neue Westfälische
vom 16. April 2008.


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