100 Tage Tiefensee - verkehrspolitische Visionen fehlen

Berlin, 23.02.2006:
Schwere Versäumnisse bei der Neuausrichtung der Verkehrspolitik hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) der Bundesregierung vorgeworfen. Verkehrsminister Wolfgang Tiefen­see müsse die vorgesehenen Investiti­onen endlich neu aufteilen, sagte BUND-Verkehrsex­perte Werner Reh bei einem Pressegespräch in Berlin. Zu viele Mittel flössen weiter in den Straßen­neubau, für den Erhalt des bestehenden Netzes werde zu wenig getan. Niemand in Deutschland könne verstehen, dass milliarden­teure Prestigeprojekte wie die ICE-Trasse Nürnberg-Erfurt oder der Bahnhof Stuttgart 21 gebaut und zugleich Schlaglöcher in den Straßen und Risse in Autobahn­brücken immer größer würden.

Richard Mergner, verkehrspolitischer Sprecher des BUND: „Das mit den höchsten Investitions­mitteln ausgestattete Ministerium setzt die Fehler der Stolpe-Ära fort, pumpt viele Milliarden in falsche Kanäle und vernachlässigt die zukunftsfähige Neuausrichtung der Verkehrs- und Aus­ga­benpolitik. Auto­bah­nen und Straßen werden so geplant, als ob sich Spritpreise, Verkehrs­­­wachstum und Geburtenrate nicht geändert hätten. Allein bei den bis 2015 geplanten Neu- und Ausbauinvestitionen der Fern­stra­­ßen fehlen bereits jetzt 20 Milliarden Euro. Minister Tiefensee baut weiter an Luftschlössern und verkennt die Realitäten.“

Bis 2020 steige der Erhaltungsaufwand allein bei Autobahnen um rund 80 Prozent, jede siebte Auto­bahnbrücke sei inzwischen marode. Fast die Hälfte der Brücken an Bundesfernstraßen müsse kurzfristig instand gesetzt werden. Anstatt die bisherigen Straßenbaupläne zu revidieren, würden Gesetze zum schnelleren Neubau beschlossen und Autobahnprojekte wie die von Magdeburg nach Schwerin durch sich entlee­rende Regionen geplant. Der Bahn hingegen würden die Mittel gekürzt.

Der BUND-Experte Reh kritisierte auch den Wildwuchs der Flughäfen. Tiefensee müsse ein Flughafen­konzept vorle­gen und endlich dafür sorgen, dass in diesem Bereich ungerechtfertigte Subventionen gestri­chen würden. Wenn es Tiefensee nicht gelinge, die Verkehrswe­geplanung vom Kopf auf die Füße zu stellen, werde der Minister wie seine Vorgänger scheitern.

Reh: „Leider lässt der als `Visionär` ins Amt gelobte Tiefensee neue verkehrspoliti­sche Ideen bislang vermissen. Er weiht Autobahnen ein, ohne das geringste Interesse an einer ökolo­gischen Verkehrspolitik zu zeigen, schwärmt von mehr `Intelligenz auf Beton` und über­sieht die Notwendigkeit, überzogene Straßen­bauprogramme an die Erfordernisse begrenzter Etats und den demographischen Wandel anzupassen.“

Auch als Bauminister mache Tiefensee schwere Fehler. So befehde er den bedarfs­orien­tierten Energie­pass für Häuser und Wohnungen, der positive Impulse zur energetischen Gebäudesa­nie­rung auslösen würde und plädiere stattdessen für einen verbrauchsorientierten Pass, der diesen Effekt nicht habe.

Pressekontakt: Dr. Werner Reh, BUND-Verkehrsexperte, Tel. 030-27586-435 bzw. Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressestelle, Tel. 030-27586-425/489, Fax: -449, E-Mail: werner.reh@bund.net.

Sie möchten regelmäßig und automatisch die Pressemitteilungen des BUND-Bundesverbandes erhalten? Pressemitteilungen abonnieren


Presse
Willkommen
Aktuelle Pressemitteilungen
Newsletter
Download-Materialien
Pressekontakt
Pressearchiv 2006
Pressearchiv 2005
Pressearchiv 2004
Pressearchiv 2003
Pressearchiv 2002
   Impressum zum Seitenanfang