Ökologisch nachteilige Subventionen abbauen: Umwelt­minister sollen klimaschädliches „Dienst­wagen­privileg“ zum Koalitionsthema machen

Rostock/Berlin, 04.11.2005:
Mit einem Hybrid-PKW und einem Drei-Liter-Sparauto fuhren heute Mitarbeiter des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bei der Umweltministerkonferenz von Bund und Ländern in Rostock vor. Die Aktion mache darauf aufmerksam, dass mit Steuer­sub­ven­tio­nen für große betrieb­lich genutzte PKW, dem sogenannten „Dienst­wagen­privi­leg“, die für die Umwelt fatale Modellpolitik der Autoher­stel­ler unterstützt werde, sagte BUND-Bundes­geschäftsführer Gerhard Timm. Die Zukunft der Autoindustrie liege nicht in immer schwereren und schnelleren Fahrzeugen, sondern in sparsamen Motoren und neuen Antriebs­techniken. Sub­ventionen in Höhe von etwa vier Milliarden Euro könnten jährlich eingespart werden, wenn sich der Steuerabzug für PKW nach ökologischen Kriterien richte.

Der BUND forderte die Umweltminister auf, die Autohersteller zum Bau möglichst sparsamer Fahrzeuge zu bewegen. Die Neuregelung der steuerlichen Absetzbarkeit betrieblich genutz­­ter PKW könne dazu beitragen. Künftig sollten nur noch Spritkosten Berücksichti­gung finden, die einem Kohlendioxid­aus­­­stoß von 100 Gramm pro gefahrenem Kilometer entsprächen. Die deut­schen Autohersteller böten derzeit kein Sparauto mit Hybrid-Antrieb, einer spritsparenden Kombi­nation von Benzin- und Elektromotor, an. Und das Drei-Liter-Auto des Herstellers „Jetcar“ aus Nietwerder bei Neuruppin werde bisher nur in Klein­serie produziert.

Große Dienst- und Firmenwagen seien „steuerbegünstigte Status­symbole eines fehlgelei­te­ten Konsumverhaltens“, sagte Timm. Die Hochzüchtung der PKW bei Motor­lei­stung, Gewicht und Ausstattung verhindere eine Verringerung des Kraftstoff­ver­­brau­ches. Da rund die Hälfte der neu zuge­lassenen Autos Dienst- und Firmen­wagen seien und diese nach kurzer Zeit auf dem Gebraucht­­wa­gen­markt landeten, färbe „die umweltpolitisch fatale Dienst­wa­gen­kultur auf den gesamten PKW-Bestand ab“. Es dürfe nicht hinge­nom­men werden, dass einige Wirtschafts­sek­to­ren Beiträge zum Klima­schutz leisteten, andere jedoch nicht. Die Klimagase aus dem Straßenver­kehr könnten nur reduziert werden, wenn sich sparsa­me PKW durchsetzten. „Die Umweltminister können hier ein Zeichen setzen. Zumindest können sie die Neufassung des Dienstwagenprivilegs zum Gegenstand des Koali­tions­vertrages machen“, sagte Timm.

Der BUND fordert, den steuerlich anerkannten betrieblichen Aufwand für PKW zu begrenzen. Da in der EU ein Emissionsgrenzwert von etwa drei Litern CO2-Äquivalent pro hundert PKW-Kilome­ter (entspricht 100 g Kohlendioxid pro Kilometer) ange­strebt werde, müsse dieses Limit künftig auch beim „Dienst­wagen­­­privi­leg“ gelten.

Hans-Jochen Luhmann, beim Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie zuständig für Grundsatzfragen, sieht hier ebenfalls ein großes Einsparpotential: „Die Klimagase aus dem gesamten deutschen PKW-Bestand lassen sich um rund 20 Prozent senken, wenn es gelingt, die Fahrzeuge ab- anstatt sie weiter aufzurüsten. Die Autoindustrie darf ihre Innovationen nicht auf immer stärkere, schwerere und schnellere Autos ausrichten. Nur dann kann sie ihrer umweltpolitischen Verant­wor­­tung gerecht werden.“

Den Steuervorschlag zur Förderung sparsamerer Firmen-PKW finden Sie im Internet unter www.wupperinst.org/download/EStG-firmenwagen.pdf

Pressekontakt: Dr. Gerhard Timm, BUND-Bundesgeschäftsführer und Rüdiger Rosenthal, BUND-Pressesprecher, Tel. 030-27586-425, Mobil: 0171-8311051, E-Mail: presse@bund.net; Pressestelle Wuppertal-Institut: Tel. 0202-2492-180, Fax: -108, E-Mail: pr@wupperinst.org

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